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Zell am Harmersbach | 18.11.2019

»Krieger – denk mal!«

Totensonntag: Zells Bürgermeister Günter Pfundstein ermahnte zu einem friedlichen Miteinander auch im Alltagsleben

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Flankiert von Feuerwehr-Gesamtkommandant Philipp Schilli (Bildmitte, links) und Bürgerwehr- Kommandant Paul Gutmann (Bildmitte, 3. von links) nahm Bürgermeister Günter Pfundstein die Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal vor. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

„Sie setzen mit Ihrer Teilnahme heute ein starkes Zeichen“, beschied Zells Bürgermeister Günter Pfundstein in seiner Gedenkrede den rund 200 Menschen, die am gestrigen Volkstrauertag die katholische Stadtkirche füllten.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Ob des Regens hielt Bürgermeister Günter Pfundstein seine Rede nicht beim Ehrenmal, sondern im Anschluss an den Gottesdienst in der Kirche.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Im Gottesdienst anlässlich des Totensonntags sprach auch Bruder Berthold Oehler über die Verantwortung jedes Einzelnen für den Frieden.

Im Anschluss an den von Bruder Berthold Oehler gehaltenen Gottesdienst zum Totensonntag begrüßte Bürgermeister Günter Pfundstein unter anderem Zells Ehrenbürger Hans-Martin Moll, Stadt- und Ortschaftsräte sowie die Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes zu einer Gedenkstunde, der Bürgerwehr, Stadtkapelle und der Gesangsverein Frohsinn traditionsgemäß einen würdigen Rahmen verliehen.

»Zum Volkstrauertag gedenken wir der vielen Kriegs­toten und Opfer«, so Günter Pfundstein und erinnerte an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Vor 100 Jahren in Folge des Ersten Weltkrieges gegründet, betreut der gemeinnützige Verein nicht nur die Gräber von Krieg und Gewaltherrschaft im Ausland und hilft den Angehörigen bis heute bei der Gräbersuche, sondern entwickelt die Kriegsgräberstätten zudem zu Lernorten der Geschichte.

»Wir blicken zurück auf

70 Jahre Grundgesetz und auf 30 Jahre Mauerfall als Folge des Zweiten Weltkrieges, den wir Deutschen mit dem Angriff auf Polen begonnen haben«, rief Zells Bürgermeister ins Gedächtnis. 1945 befreiten die alliierten Truppen Deutschland vom Nationalsozialismus und beendeten somit das Sterben auf den weltweiten Schlachtfeldern, in den Vernichtungslagern und in den ausgebombten Städten.

Aus Gewesenem lernen

Die jungen Generationen hierzulande hätten jedoch kaum noch einen direkten Bezug zu diesen Kriegsereignissen und lebten mit dem unschätzbaren Privileg, Krieg, Hunger und Elend nie persönlich erlebt zu haben, so Günter Pfundstein. Daher sei das bewusste Erinnern an Tagen wie dem Totensonntag umso wichtiger.

»Ich bin zuversichtlich, dass diejenigen, die an vergangenes Leid erinnern und diese Erfahrung weitertragen, einen ganz wichtigen Teil zum Frieden in der Welt beitragen können«, unterstrich das Stadtoberhaupt angesichts der vielen Kriege weltweit. Angesichts der Opfer von Terrorismus, Gewalt und Gewalt­herrschaften, politischer und religiöser Verfolgung. Angesichts jener Menschen auch, die in Gefangenschaft oder als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. Desgleichen gedachte Günter Pfundstein der Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im In- und Ausland ihr Leben verloren haben. Sowie derer, die durch Hass und Gewalt gegen Fremde Opfer geworden sind.

»Wir trauern mit allen, die Leid tragen und teilen ihren Schmerz. Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zuhause, in der Nachbarschaft und in der ganzen Welt«, betonte Günter Pfundstein.

Die Verantwortung jedes einzelnen

Daher sei der Volkstrauertag auch ein Tag zum Überlegen, was wir heute für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei uns und in der Welt tun können. Mit der Frage, ob wir genug für den eigenen Frieden und vor allem das Richtige dafür tun.
Eine Verantwortung, die im Alltäglichen beginne. Als ein Beispiel nannte der Bürgermeister: »Jeder kann helfen gegenzusteuern, wenn Menschen böswillige und menschenverachtende Kommentare ins weltweite Netz stellen.«

Und so, wie es gelte, aus der Geschichte zu lernen und stets die richtigen Schlüsse aus ihr zu ziehen, so müsse man versuchen, aus jedem einzelnen Konflikt die richtigen Schlüsse zu ziehen. Was auch für den privaten Bereich gelte, in dem Konflikte oftmals mit banalen Dingen begännen und sich unnötigerweise schließlich bis zum »Krieg« hochschaukelten.

»Bleiben Sie friedlich«

»Jeder von uns schlüpft unweigerlich hin und wieder in die Rolle eines Kriegers«, mahnte Pfundstein unter Bezugnahme auf das Kriegerdenkmal neben der Stadtkirche. Doch genau dafür gebe es Denkmale: »Um mal darüber nachzudenken.« Wozu auch gehöre, sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen. Um zu ergründen, was der andere wohl gerade denken mag und um herauszufinden, wie sich eine kritische Situation entspannen lässt.

»Bleiben Sie friedlich«, forderte Günter Pfundstein seine Zuhörer zum Abschluss einer Rede auf, die ob des Regens in der Kirche stattfand. Flankiert von Bürgerwehr-Kommandant Paul Gutmann und Feuerwehr-Gesamtkommandant Philipp Schilli nahm der Bürgermeister anschließend die Kranzniederlegung am Ehrenmal vor, unter der Leitung von Oberleutnant Lothar Schober entbot die Zeller Bürgerwehr den Ehrensalut.

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Schlagworte:
Kath. Kirchengemeinde St. Symphorian Zell am Harmersbach, Stadt Zell am Harmersbach, Volkstrauertag

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