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Zell am Harmersbach | 12.08.2022

Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« feiert ihr Patrozinium

Großer Wallfahrtstag am Montag in Zell am Harmersbach – Spenden für die Renovierung des Gnadenbrunnens erbeten

Foto:
Besonders festlich geschmückt ist an Mariä Himmelfahrt der Hochaltar. Er wurde im Baustil der Gotik (1250 bis 1530) errichtet. Im Mittelpunkt des Altaraufbaues befindet sich das Gnadenbild, mit Maria und dem Jesuskind auf dem Schoß. In ihrer rechten Hand trägt Maria das Zepter als Herrscherin, während Jesus als Königssohn den Erdball in seiner Hand hält. Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild ist noch älter als die Kirche selbst. Es stammt aus der Zeit der Romanik (950 bis 1200). Zur Zeit der Gotik wurde die Gottesmutter immer stehend (auch in Zell) dargestellt. Foto: Hans-Peter Wagner
von Hans-Peter Wagner

Am Montag, 15. August 2022, feiert die Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten« ihr Patrozinium und damit ihren höchsten Feiertag.

Foto: Hans-Peter Wagner
Der Gnadenbrunnen, dessen Wasser nach alter Überlieferung kranke Augen heilt.

Seit Jahrhunderten kommen an diesem hohen Festtag Wallfahrer aus dem ganzen Land nach Zell, in früheren Jahrhunderten waren sie bisweilen Wochen zu Fuß unterwegs. Oft blieben sie noch einige Tage, um zur Gottesmutter zu beten und um ihre Sorgen zu tragen. Meist übernachteten sie auf den harten Bänken der Wallfahrtskirche sitzend, singend und betend.

Gnadenbrunnen wird renoviert

40.000 Pilger und Hilfesuchende besuchen im Jahr die bekannte Marienkirche, um ihre Sorgen zur Gottesmutter zu tragen. Viele Wallfahrer kommen auch, um ihre erkrankten Augen mit dem Wasser aus dem Gnadenbrunnen zu benetzen und Maria um Hilfe zu bitten.

Derzeit wird der 300 alte Brunnen renoviert. Die Muttergottesstatue aus rotem Sandstein ist von Wind und Wetter in 300 Jahren beschädigt. Das war die Ursache, dass sich Löcher und Risse im Sandstein bildeten, die mit den Jahren die Muttergottesstatue über dem Brunnen zu zerstören drohten. Aber unter den geschickten Händen von Steinmetz Marco Ohnesorge ist sie jetzt wieder wie neu geworden.

Nun wird noch das Geländer neu gefertigt und so angelegt, dass die Besucher gefahrlos zum Brunnen hinabsteigen können. Auch das Frontportal wurde neu saniert und die Löcher in den Sandsteinquadern verschlossen oder neue Sandsteinquader eingesetzt. So wird dafür Vorsorge getroffen, dass kein Regenwasser mehr in die Kirchenwand eindringen kann.

Rund 45.000 Euro haben die Arbeiten am Gnadenbrunnen und besonders Frontportal schon verschlungen. Das ist viel Geld. Wer hilft? Die Kapuziner danken für jeden Euro und freuen sich über jede Spende, um die Summe zahlen zu können.

Es ist ein alter Brauch, beim Besuch der Zeller Wallfahrtskirche in die ebenfalls restaurierte Kerzenkapelle zu gehen. Dort können die Pilger ungestört beten und Maria um ihren Beistand zu bitten. Ihre Anliegen schreiben sie in der Kerzenkapelle in einem Buch nieder mit der Bitte, dass Maria hilft.

Bis in die 60er-Jahre, als das Hochfest Mariä Himmelfahrt in Baden noch ein staatlich gesetzlicher Feiertag war, kamen Busse aus dem ganzen Land und sogar aus dem Elsass, um den Festtag mitzufeiern. Leider ist dieser staatliche Feiertag nach dem Zusammenschluss von Baden und Württemberg gestrichen worden.

Nur in Bayern und dem Saarland ist dieses Feiertag-Privileg geblieben.

Weihe der Kräuterbüschel

Meist ist die Kirche gerade an dem höchsten Marienfesttag bei den Gottesdiensten und Prozessionen dicht gefüllt. Früher waren im Klosterhof Beichtstühle aufgestellt, vor denen sich lange Schlangen bildeten für eilige Sünder. Mit dem geweihten Kräuterbüschel zum Schutz der Gottesmutter für ihre Familie, Haus und Feld machten sich die Wallfahrer auf den Heimweg.

Die Kapuziner als Hüter der Zeller Wallfahrtskirche freuen sich in diesem Jahr auf diesen ganz besonderen Tag. In den letzten Jahren konnten sie den Festtag wegen Corona nur unter gewaltigen Einschränkungen zusammen mit den Pilgern begehen. Masken auch im Freien, keine Prozessionen, keine der altherbrachten Marien-Lieder. Das Corona-Virus bestimmte den Ablauf. In diesem Jahr werden durch die Regierung Schutzmasken zwar empfohlen, aber auch nicht zwingend geboten.

Aber auf Abstand soll geachtet werden.

Lichterprozession am Vorabend

Alle freuen sich, dass die traditionelle Lichterprozession am Vorabend um 21 Uhr rund um die Wallfahrtskirche wieder stattfindet. Für die Musik- und Trachtenkapelle Unterharmersbach ist es Ehrensache die Prozession musikalisch zu umrahmen. Das ist für die Prozessionsteilnehmer eine beeindruckende Einstimmung auf den großen Festtag, wenn das Licht der Kerzen die anbrechende Dunkelheit durchbricht.

Alle Gottesdienste werden nach draußen übertragen, damit auch die Pilger, die keinen Platz mehr in der Kirche bekommen, den Gottesdienst mitfeiern können. Um 7.30 Uhr, um 11 Uhr und 19 Uhr finden Eucharistiefeiern mit Predigt statt, Das festliche Hochamt am Patrozinium, 15. August, um 9.30 Uhr, wird der Kirchenchor Zell a. H. umrahmen.

Die Festpredigt hält Kapuziner Bruder Jens Kusenberg vom St. Anton in München. Am Ende der Gottesdienste werden in und vor der Kirche die Kräuterbüschel gesegnet.

Treffen im Klosterhof

In diesem Jahr darf die alte Tradition wieder aufleben, dass die volksverbundenen Kapuziner nach dem Hochamt sich zum Austausch und zur Stärkung mit den Pilgern im Klosterhof treffen. Es gibt von den Kapuzinerbrüdern vorbereitet, Kaffee und Kuchen und wer’s herzhafter mag eine heiße Wurst mit Brot. Auch für Getränke ist gesorgt, die Ministranten schenken die Getränke aus und ehrenamtliche Helferinnen servieren Kaffee und Kuchen.

Zwischen den Gottesdiensten besteht den ganzen Tag Gelegenheit zur Beichte. Um 14.30 Uhr wird nach alter Tradition in den Anliegen der Wallfahrer der Rosenkranz gebetet. Um 15 Uhr hält Pater Burkhard die Festandacht mit Kräuterweihe. Eine weitere Eucharistiefeier mit Kräuterweihe findet um 19 Uhr statt.

Foto: privat

Bruder Jens Kusenberg ist Festprediger

Die Festpredigt im Hochamt anlässlich der Feier des Hochfestes »Mariä Himmelfahrt« in der Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« hält Kapuzinerbruder Jens Kusenberg.

Er gehört zur jüngeren Generation des Ordens und ist als Kaplan in der Seelsorge der Pfarrei St. Anton, Pfarrverband Isarvorstadt, tätig. Bruder Jens kam 1981 im Ruhrgebiet zur Welt. Dort ist er auch zur Schule gegangen und hat danach Germanistik, Biologie und katholische Theologie auf das Lehramt an der Universität Duisburg- Essen studiert.

Nach der Referendariatszeit an einer Duisburger Schule ist er zu den Kapuzinern gegangen. Dort war er ein Jahr in der Schweiz, dann eineinhalb Jahre in Salzburg, um danach in Münster und in Frankfurt weiter katholische Theologie zu studieren. Nach dem Studium war er einige Monate in Albanien.

Danach hat Bruder Jens die ewige Profess (die ewigen Gelübde) abgelegt und die Diakonenweihe empfangen. Im Anschluss daran war er ein Jahr in Frankfurt am Main. Dort arbeitete er in der Gemeinde und war hauptsächlich in der der Obdach losen-Einrichtung tätig. Abschließend absolvierte er ein dreimonatiges Praktikum in einer Jugendvollzugsanstalt.

Nach der Priesterweihe ist er nach München in die Isarvorstadt gegangen, wo er nun in der Pfarrei St. Anton als Kaplan tätig ist. Bruder Jens freut sich auf den Besuch in Zell, wo er schon mehrere Male im Kloster zu Gast war. Bruder Jens wird am großen Festtag in allen Gottesdiens ten die Predigt halten.

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Schlagworte:
Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten

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