Nach dem Gottesdienst in der Kath. Pfarrkirche begaben sich die Bürgerwehr mit Ulanen, Spielmannszug und Trachtenfrauen, die Feuerwehr und eine Abteilung der Stadtkapelle zur Gedenkstätte an der Ostseite des Gotteshauses, wo Bürgermeister-Stellvertreterin Dr. Brigitte Stunder die Gedenkrede hielt.
In eindringlichen Worten appellierte Frau Stunder, die Opfer der Kriege nicht zu vergessen und die Bereitschaft zum Frieden zu erneuern: »Wir sind hier und heute zusammengekommen, um die Verstorbenen aller kriegerischen Auseinandersetzungen zu ehren. Allerdings will ich den Blick nicht nur zurück, sondern auch nach vorne richten. Wir gedenken der vielen Toten des ersten und zweiten Weltkriegs, nicht nur in Deutschland sondern auch in Europa. Wir erinnern an die vielen Soldatinnen und Soldaten und auch zivilen Opfer der militärischen Gewalttaten in aller Welt. Wir gedenken der Frauen, Männer und Kinder, die wegen ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit aus ihrer Heimat vertrieben wurden und oft sogar den Tod fanden. Wir erinnern an die Menschen, die wegen ihres friedlichen Widerstands gegen die Staatsgewalt verfolgt und ermordet wurden. Wir gedenken aller Opfer von Terror, Hass und Unmenschlichkeit. Wir erinnern an alle Menschen, die zum Machterhalt und aus Habgier der Herrschenden ihr Leben verloren haben. Wir trauern mit Allen, die durch Krieg, Terror und Gewalt einen geliebten Menschen verloren haben.
Wir leben seit 76 Jahren in Frieden und Wohlstand. Es ist wichtig, das Leid und Elend von Krieg, Vertreibung und Tod nicht zu vergessen. Die Toten mahnen uns, in unseren Anstrengungen nicht nachzulassen, den Frieden auf unserem Planeten zu bewahren. Jeder und jede von uns kann seinen/ihren Beitrag dazu leisten, in Familie, Stadt und Land, Staat und Kontinent.«
Die Abordnung der Stadtkapelle unter Leitung von Vizedirigent Robert Maier spielte den Choral »Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Herren« und erinnerte damit an den Friedensfürst, der in seiner Bergpredigt die Friedensstifter seliggepriesen hat. Die Bürgerwehr ehrte die Toten auf ihre eigene Weise mit einer Salve.
Im Gottesdienst hatte Pater Pius die Novemberstimmung am Ende des Jahres zum Anlass genommen, an unser aller Lebensende und den Trost des Glaubens zu erinnern: »Am Leben führt kein Tod vorbei. Aber im Glauben führt ein Weg über den Tod hinaus,« verkündete der Geistliche. Eröffnet hatten den Gottesdienst die Bläser der Stadtkapelle mit einer festlichen Intrade des Barockkomponisten Henry Purcell. So war die Trauer mit Hoffnung gepaart.
»Wenn ihr trauert, dann nicht wie die, die keine Hoffnung haben«, hatte der »Friedensfürst« seine Zeitgenossen einst gemahnt.
Bei meinen Recherchen für diese Feierstunde habe ich das folgende indianische Gedicht gefunden:
»Was ist schöner als das Land, das kein Grab hat, weil da keine Furcht ist,
Wo der Mut nicht mehr blutet, weil da kein Feind ist.
Wo die Krieger der Hundert und-Eins Nationen entwurzeln die mächtige Tanne
Und in die Grube, die bleibt, all ihre Geschosse werfen, Tief in die Erde des Erdreichs fallen lassen die Waffen
Und den Baum wieder pflanzen.
Dann, wenn der große Friede errungen ist, Werden wir finden das Land, wo die Wahrheit keinen Namen hat,
Weil da keine Lüge ist,
Wo die Wohltätigkeit kein Haus hat,
Weil da kein Hunger ist.
Wo keiner ein unbekannter Soldat mehr sein muss,
Und keiner mehr ein Prophet,
Weil da das Licht der Weisheit scheint überall.
In diesem Sinne bitte ich Sie alle, Hass und Zwietracht nicht zu säen, sondern zu überwinden und Wertschätzung und Respekt auch an unsere Kinder und Enkel weiterzugeben. Jeder Mensch ist anders, und wir mögen ihn annehmen, so wie er ist.
Ich danke allen, die an der heutigen Mess- und Gedenkfeier teilgenommen haben.
Vergessen wir die Toten nicht, derer wir heute gedenken. Sie sagen uns: Tragt den Frieden in die Welt und helft ihn zu bewahren Tag für Tag, für alle Zeit.«