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Zell am Harmersbach | 17.06.2019

»Dem Himmel den Boden bereiten«

Matinee würdigte Schenkung an die Zeller Kunstwege – Neuauflage für 2020 ist in Arbeit

Foto:
Über 40 Anwesende füllten während der Kunstwege-Matinee das Foyer des Storchenturmmuseums Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

»Besonders begrüßen möchte ich unsere anwesenden Künstler: Herrn Reinhard Klessinger, der uns seine Installation geschenkt hat, sowie die Herren Josef Büchler und Bruno Feger, die mit ihren Installationen und Skulpturen unsere Kunstwege bereichern.« Mit diesen Worten eröffnete Brigitte Stunder – in Vertretung von Bürgermeister Gunter Pfundstein – am vergangenen Sonntagvormittag die diesjährige Matinee der Zeller Kunstwege.

»Dieses Jahr werden die Zeller Kunstwege 10 Jahre alt, nächstes Jahr wird es dann die fünfte Auflage geben«, erfuhren die über 40 Anwesenden aus nah und fern im Foyer des Storchenturmmuseums von Stunder.

Matinee-Moderator Daniel Lehmann wiederum, der gemeinsam mit Armin Göhringer den Vorsitz des Fördervereins der Zeller Kunstwege innehat, erläuterte: »Die Kunstwege sind sowohl mit Leihgaben bestückt, als auch mit Kunstwerken, die der Stadt gehören.«

Neu zum Stadtfundus hinzugekommen ist nun die Installation »Dem Himmel den Boden bereiten«. Der Künstler Reinhard Klessinger hat sie gestiftet. Seine Arbeit besteht aus sechs den Himmel in seinen unterschiedlichsten Zuständen spiegelnden Scheiben, die im Stadtpark in einer kreisförmigen Anordnung in den Rasen eingelassen sind. In die Scheiben sind Worte eingraviert, wie zum Beispiel »Im Auge ruhend« oder »von Erinnerung gesäumt«.

Ein Angebot, sich treiben zu lassen in einem Land, in dem alles geregelt scheint, sei sein Kunstwerk, erläuterte Reinhard Klessinger. Ein Angebot, sich von Assoziationen verführen zu lassen. »Nehmen Sie die Worte auf den Scheiben als Anregung für die Richtung, in die Ihre Gedanken wandern sollen«, empfahl der 1947 in St. Blasien Geborene.

Angemessenes Forum statt Kommerz

Ausdrücklich lobte er das Engagement, wie es Armin Göhringer für die Kunst und Künstlerkollegen an den Tag lege. Andernfalls »gäbe es nur Kommerz, oder die Künstler müssen Thesen einzelner Ausstellungsmacher, Kuratoren, durch ihre Arbeiten belegen.« Auch dem Förderverein der Zeller Kunstwerke sowie der Stadt dankte er, dass der Kunst in Zell ein angemessenes Forum geboten werde.

»Kunst am Weg« laute das Motto der Zeller Kunstwege, wie der Fördervereinsvorsitzende Daniel Lehmann erläuterte. Um zeitlich begrenzte Kunst, wo sie nicht erwartet wird, gehe es, auf dem alltäglichen Weg. Um Kunst zum Vorbeigehen oder Verweilen. Ungewohntes in gewohnter Umgebung, neue Perspektiven in der historischen alten Stadt.
»Gefälliges Kopfnicken oder kritisches Kopfschütteln, alles ist möglich und erwünscht«, betonte Daniel Lehmann und verwies auf die bereits in Arbeit befindliche Neukonzeptionierung der Kunstwege im kommenden Jahr. Künstler vor Ort und ihre Galerien sollen dabei eingebunden werden.

Gleichzeitig dankte er den Bauhofmitarbeitern für ihren Einsatz beim Entladen und Aufbauen der Kunstwege-Skultpuren in all ihrer Unterschiedlichkeit, »das ist eine Kunst für sich – auch die Bauhofmitarbeiter sind so gesehen Künstler.«

Verarbeitung von Raum und Zeit

Zu den derzeitigen Kunstwege-Leihgaben neu hinzugekommen sind Arbeiten, die vor rund zwei Wochen installiert wurden. Das sind zum einen »Baumglocke« und »Baumengel« von Josef Büchler. Im Stadtpark hoch in den Bäumen hängend sollen Sonne, Regen und Wind die Werke vollenden.

Zum anderen ist am Hirschturm nun eine dreidimensionale und eindrückliche, weil mehrere Meter hohe Hagebuttenskulptur von Bruno Feger zu sehen. Deren Köpfe – die Hagebutten mit ihren inneliegenden Samen – speichern in einem ersten Aspekt sinnbildlich die Zeit, im Gegensatz zur Vergänglichkeit von Blüten: »Die Fähigkeit zur Fortpflanzung und Informationsweitergabe wird in den Samen gespeichert und verbindet Vergangenheit und Zukunft«, erklärte der Künstler ein Spannungsfeld, das durch das historische Hirschturm-Umfeld aufgegriffen wird.

In einem zweiten Aspekt prägt die Skulptur den Raum, vor allem durch ihre Größe. Und lädt ob ihrer offenen Gestaltung zudem dazu ein, in die Skulptur hineinzugehen, sie auch von innen heraus zu erleben und somit selbst ein Teil der Skulptur zu sein.

Mit Gitarre und Geige musikalisch umrahmt wurde die Matinee von den Musikschülerinnen Nele und Anna Schwarz, für die Bewirtung sorgten die Museumsfreunde.

Kunstwege-Momente 2019

Das weitere Kunstwegeprogramm bis zum 21. September 2019 ist einsehbar unter www.zeller-kunstwege.de.

Josef Büchler erklärte, wie seine Arbeiten »Baumglocke« und »Baumengel« entstanden.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Über 40 Anwesende füllten während der Kunstwege-Matinee das Foyer des Storchenturmmuseums
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Ausführlich erklärte der aus Haslach stammende Bruno Feger den inhaltlichen Hintergrund seiner dreiteiligen Hagebuttenskulptur.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Reinhard Klessinger vor einem Bestandteil seiner Stadtpark-Installation »Dem Himmel den Boden bereiten«.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Brigitte Stunder (rechts) begrüßte das Publikum, Daniel Lehmann führte durch die Matinee, Anna Schwarz (2. von rechts) und ihre Schwester Nele sorgten für die musikalische Umrahmung.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Nele (von links) und Anna Schwarz unterhielten das Publikum mit Gitarren- und Geigenklängen.
Zeller Kunstwege - Gespräche
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Die Museumsfreunde kümmerten sich um das leibliche Wohl der Gäste.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Ganz eigen der räumliche Eindruck, wenn man des Künstlers Anregung folgt und in die Hagebutten­skulptur am Hirschturm »hineingeht«.

 

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Schlagworte:
Zeller Kunstwege

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