Welch ein Unterschied zu Mariä Himmelfahrt im vergangenen Jahr. Das Leuchten der Lichter der Kerzen bei der Lichterprozession, die dieses Jahr wieder stattfinden durfte, das in diesem Jahr wieder erlaubte Singen alt vertrauter Marienlieder, das hatten die Gläubigen sehr vermisst. Man spürte Aufbruchstimmung und Zuversicht.
Aus dem ganzen Badischen Land kamen wieder Menschen zusammen mit den Kräuterbüscheln in der Hand, so wie sie schon die Oma zusammengesucht hatte – zum Schutz der Familie, von Haus und Hof. Die musikalische Umrahmung der Lichterprozession durch die Musikkapelle Unterharmersbach kam wieder bestens an.
Eine lange Reihe von Kapuzinern auch aus benachbarten Klöstern zog zu Beginn der Andacht mit der Lichterprozession bei festlicher Orgelmusik in die gut besuchte Kirche ein. Guardian Bruder Markus begrüßte alle herzlich und freute sich, dass nun das Hochfest Mariä Himmelfahrt wieder weitgehend stattfinden könne wie von alters her. Nach altem Brauch überreichten Brigitte Metzler und Cäcilia Schnaiter vom Gemeindeteam Zell Bruder Markus eine Votivkerze der Zeller Pfarrgemeinde. In seiner Predigt betonte Bruder Markus, dass die Aufnahme Mariens in den Himmel, ein österliches Fest sei. Auch hier gehe es wie an Ostern um Auferstehung und ewiges Leben und damit auch eine Aussicht auf das, was die für sich erwarten, nämlich in den Himmel zu kommen. Dies meint das Hochfest der Aufnahme Maria mit Leib und Seele. Einzigartig für Maria und beispielhaft für alle mit unserem ganzen Leben.
Mit dem alten Zeller Wallfahrer-Lied »Muttergottes von Zell – zu dir rufen wir« begann die Lichterprozession rund um die Wallfahrtskirche. Die Musik- und Trachtenkapelle Unterharmersbach begleitete unter Leitung von Dirigent Stefan Polap die Prozession musikalisch mit vielen wohl bekannten Marienliedern.
Am Festtag Mariä Himmelfahrt selbst füllten sich schon bald die außen aufgestellten Bänke, weil die zulässigen 100 Besucher die Plätze in der Kirche eingenommen hatten. Im feierlichen Hochamt sorgten die Beiträge des Kirchenchores Zell unter Wolfram Dreher für eine besonders festliche Note. Das Hochamt wie alle anderen drei Messen hielt Bruder Thomas Schied, Kloster Stühlingen, der als volkstümlicher Prediger mit seiner bildhaften Sprache die Menschen anspricht und Herz und Seele berührt.
Mariä Himmelfahrt sei ein Herzensfest, nicht nur wegen der schönen Bräuche, sondern weil der Festtag Hoffnung gebe und uns damit den Weg zeige. Der Mensch Maria komme in den Himmel und werde so zum Vorbild und Hoffnungsbild aller Menschen. Nach dem Hochamt konnten sich die Pilger nach altem Brauch mit einer Grillwurst und bei einem Austausch mit den Kapuzinerbrüdern im Klosterhof stärken, um nachmittags mit dem Rosenkranz und einer von Pater Pius Kirchgessner geleiteten Andacht den Tag ausklingen zu lassen.
Eine von Bruder Thomas
erzählte Legende zum Himmelfahrtstag
Liebe Schwestern und Brüder,
der Mensch Maria kommt in den Himmel und wird so zum Vorbild, zum Hoffnungsbild für alle Menschen. Davon erzählen auch die vielen Legenden zu »Mariä Himmelfahrt«. Die schönste kennen Sie vielleicht:
Beim Tod Mariens sind auf wunderbare Weise noch einmal alle Apostel zusammengekommen. Maria wird begraben und betrauert. Nach drei Tagen versammeln sich die Apostel wieder an ihrem Grab. Sie öffnen es – und der Leib Mariens ist verschwunden. Was finden sie vor? Das Grab ist gefüllt mit einem Meer von wohlriechenden Blumen und Kräutern. Ich möchte fast sagen: Wir haben kein sinnlicheres, kein schöneres und ganzheitlicheres Bild von unserer Hoffnung, als das Bild von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Und wir feiern mit diesem Bild unsere ganze Hoffnung auf das große Ziel.
Ein moderner Dichter hat es etwas holprig in unsere heutige Sprache übersetzt. Er schreibt: Maria ist »ver-duftet«, nicht vermodert. Was er damit sagen will: Nicht der Geruch der Verwesung füllt das Grab, sondern der Duft des blühenden Lebens. Und wenn wir heute unsere Kräuterbüschel dabei haben und sie segnen lassen, dann dürfen wir uns – wenigstens für einen Augenblick – erfüllen lassen von diesem wunderbaren Duft der Kräuter…
…aber vielleicht auch von der leisen Ahnung, wie schön und herrlich das ist, was Gott uns Menschen bereitet hat. Amen.