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Zell am Harmersbach | 4.12.2020

Josef Stenzel ist ein engagierter Ehrenamtler

»Ohne die »Arbeitsbienen« im Hintergrund wären wir nichts«

Foto:
Auch mit 80 Jahren ist Josef Stenzel noch viel fürs Ehrenamt unterwegs, wobei er sein Grundstück kaum je ohne die Fotokamera in der Hand verlässt. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

»Bloß keine Lügen«, sagt Josef Stenzel mit aller Bestimmtheit. Offen und ehrlich durch die Welt zu gehen ist für den umtriebigen 80-Jährigen schon immer unbedingter Grundsatz gewesen. Im Beruf ebenso wie bei seinem vielfältigen Wirken im Ehrenamt – ob in der katholischen Kirchengemeinde Zell oder im örtlichen Schwarzwaldverein, ob als jahrzehntelanger Kassierer der Fasendgemeinschaft »Lohgass« oder als Plakettenverkäufer für die Zeller Narrenzunft, oder als seit 65 Jahren aktiver Flötist in der Freiwilligen Bürgerwehr Zell.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Zwar zeugen viele Urkunden von Josef Stenzels ehrenamtlichem Tun – er aber hebt das Wirken all der »Arbeitsbienen« hervor, die still und heimlich zum Wohle anderer agieren.
Für ihn kein Ehrenamt, sondern rein persönliches Vergnügen: Seit 65 Jahren agiert Josef Stenzel als Flötist bei der Zeller Bürgerwehr.
Foto: privat
Für den Schwarzwaldverein, dessen Vorsitzender er lange Jahre war, führt Josef Stenzel (vordere Reihe, 3. von rechts) die jährliche große Weinwanderung.

»Ich sage halt das, was ich denke – nicht das, was andere gerne hören möchten«: Eine Verhaltensweise, die sich der gebürtige Zeller von manchem Politiker wünschen würde, der vor der Wahl etwas anderes sage als hinterher. Der sich vordergründig zum Wohle des Volkes wählen lasse, dem es tatsächlich jedoch um das eigene Wohl, beziehungsweise das der Partei gehe.

Entsprechend geradeaus äußert Josef Stenzel sich zu dem, was er in seinem Leben nicht als Ehrenamt betrachtet. Das betrifft beispielsweise seinen Status als Gründungsmitglied der 1988 ins Leben gerufenen Zeller Film- und Fotofreunde. Dort ist er inzwischen der Älteste, »aber das ist für mich kein Ehrenamt, sondern Fotografieren ist mein Hobby.« Dass man dabei etwas macht, was darüber hinausgeht, etwas also für die Allgemeinheit in Form von Foto-Ausstellungen: Das ergebe sich dabei und stelle kein Ehrenamt dar.

Gleiches gilt für seine noch heute währende – längst passive – Mitgliedschaft im örtlichen Turnverein. Dem trat er als junger Mensch bei, »weil ich turnen wollte, und kurz habe ich da auch mal Theater gespielt.« Nicht weniger, rein seinem persönlichen Vergnügen, habe das Mit­wirken im Familienkreis der katholischen Pfarrei gedient. »Ich habe da zwar mitgeredet und jedes Mal mitgemacht«, aber in punkto Ehrenamt habe er dort »so viel wie nichts getan.«

Ehrenamt – das bedeutet für Josef Stenzel vielmehr, »etwas Gutes für andere zu tun, ohne einen persönlichen Nutzen davon zu haben, auch wenn es natürlich Spaß macht.«

Zum Nutzen anderer

Dazu gehört seiner Überzeugung nach beispielsweise, einen Verein zu unterstützen, damit er bestehen bleibt – sei es durch das aktive Sich-Einbringen als Mitglied oder durch finanzielle Unterstützung in Form von Beitragszahlungen. Ebenfalls eine Art des Dem-anderen-Dienens stellt für ihn der Besuch von Veranstaltungen dar, die von Vereinen auf die Beine gestellt werden. Wenn das Publikum kommt, um den Einsatz eines Vereins zum Beispiel für ein Konzert zu würdigen, »wenn die Leute mitziehen, ohne dass sie persönlich einen Vorteil davon haben – auch das ist für mich eine Art von Ehrenamt.«

Meinungsstark und doch ruhig wirkend konstatiert er das. Ergänzt gleich darauf wie wichtig es ihm ist, sich in andere hineinzuversetzen, auf den anderen zuzugehen. Und erzählt von seinem Vater. Der war im Roten Kreuz, in der CDU, in der Kirche und in der Gewerkschaft aktiv, als Betriebsrat. »Ein offener Mensch, für den Ehrlichkeit Pflicht war und der für sein Engagement viel unterwegs war, das hat mich geprägt«, so Stenzel, der ein »Dankeschön« und »Vergelt’s Gott« als mit das Schönste betrachtet.

Eine gewisse Demut dem Leben gegenüber schwingt in seinen Worten mit. Nicht zuletzt die Demut eines vierfachen Familienvaters, der gemeinsam mit seiner Frau den Verlust zweier Söhne verkraften musste. Der eine starb kurz nach der Geburt an einem Herzfehler, der andere im Alter von achteinhalb Jahren bei einem Verkehrsunfall in der Nähe des Schwimmbads.

»Man muss Menschen helfen und machen wo’s geht«, lautet das Credo des Mechanikers mit Meisterbrief, der 1971 das Fach wechselte, als Versicherungsvertreter in die Selbstständigkeit ging. Und der sich heutzutage »am wohlsten eigentlich beim Altenwerk« fühlt. Weil er da helfen kann, »weil wir mit und für die Alten etwas machen« – nicht zu seinem persönlichen Wohle also, sondern »um den Leuten eine Freude zu bereiten.«

Freude bereiten

So geht die jährliche Abschlussfahrt zu Nicht-Pandemie-Zeiten beispielsweise hinauf zum Brandenkopf oder zum Mühlstein. »Da sind die heute Alten früher zu Fuß oder mit dem Auto hinauf, aber jetzt kommen sie nicht mehr dahin – weil sie selber nicht mehr können und die Jugend berufstätig ist und keine Zeit dafür hat.«

Weil das Altenwerk im wahrsten Sinne des Wortes ein »Werk an Alten« sei, kann Josef Stenzel sich nicht mit der letzthin »von oben vorgegebenen« Umbenennung in »Forum Älterwerden« anfreunden. »Ich bin ja ein biss­chen frech«, schmunzelt der freundliche Streitbare, der statt zum »Seniorennachmittag« nach wie vor zum »Altennachmittag« einlädt. Beziehungsweise dies wieder tun wird, sobald es Corona zulässt.

Als Ministrant schon hatte er sich in der katholischen Kirchengemeinde engagiert. In den 70er Jahren gehörte er zwei Wahlperioden lang dem Pfarrgemeinderat an. 2004 – zwei Jahre nach seinem Renteneintritt – wurde er Mitglied im Altenratsteam.

Doch auch, wenn er selbst mit seinem Tun ein bisschen auffalle, weil seine Tätigkeit durch das Wirken als Berichterstatter und Fotograf zum großen Teil öffentlich ist:

Ohne die »Arbeitsbienen« sei das fünfköpfige Altenratsteam nichts, unterstreicht er. »Wenn wir die ›Arbeitsbienen‹ nicht hätten, die bewirten und die ganze Arbeit an den Seniorennachmittagen machen, dann wären wir vom Altenrat überfordert«, betont der vielfach Engagierte mit tiefem Nachdruck, »aber von diesen Leuten, die die eigentliche Arbeit machen – und zwar völlig unentgeltlich – hört und sieht man in der Öffentlichkeit eigentlich nie was.«

All die unauffälligen Arbeitsbienen

Überhaupt gebe es häufig Menschen, die still und heimlich ein Ehrenamt ausüben, »und kein Mensch merkt es.« Oder anders ausgedrückt: Diejenigen, die in den Ver­einen oder ehrenamtlichen Vereinigungen vornedran stehen, »machen zwar einiges, aber ohne die Leute im Hintergrund wären sie nichts.«

Nicht zuletzt als ehemals langjähriger Vorsitzender des Zeller Schwarzwaldvereins äußert sich der, dem Menschen Zugewandte hier.

Wo er als Langläufer bei der Skigruppe begann und drei Jahre später für mehr als eine Dekade an vorderster Front die Fäden in der Hand hielt, führt er heutzutage die jährliche große Weinwanderung sowie ab und an die Dienstagswanderungen für Senioren.

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