2018 war aus finanzieller Sicht für die Stadtkasse noch ein gutes Jahr, aber die Aussichten für die Zukunft scheinen sich zu verschlechtern. In der Gemeinderatssitzung am Montag ging es um die Zahlen. Rechnungsamtsleiter Klaus Kammerer präsentierte den Rechenschaftsbericht für das letzte und einen Zwischenbericht für das laufende Haushaltsjahr.
»Wir haben ein ordentliches Ergebnis erzielt«, fasste Kammerer die Jahresrechnung 2018 zusammen. Die Rücklagen seien gut gefüllt und die Stadt in der Lage, die begonnenen Großprojekte mit den angesparten Geldern abzuwickeln. Gleichzeitig betonte er, dass alle Rücklagen in die mittelfristige Finanzplanung eingestellt seien. Große Sprünge werden also abseits der bestehenden Planung schwerer.
Tendenz fallend
Summa summarum umfasste der Gesamthaushalt des Jahres 2018 36.041.793,87 Euro – 8,15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Hohe Gewerbesteuereinnahmen und die umfangreichen Baumaßnahmen hatten zu diesem Ergebnis geführt. Doch die Prognosen sind offenbar nicht mehr so rosig. Die Tendenzen für das Jahr 2019 sind in den wichtigsten Einnahmearten stagnierend bis fallend. Der Einkommenssteueranteil wird zwar voraussichtlich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal leicht steigen und bei der Grundsteuer plant das Rechnungsamt mit stabilem Aufkommen. Bei Schlüsselzuweisungen, Gewerbesteuereinnahmen und Vergnügungssteuer steht das Barometer jedoch auf »fallend« – bei steigenden Umlagen aufgrund des Zeitverzugs in der Berechnungsgrundlage. Bis zum Jahr 2020 könnte sich das Ergebnis der miteinander verrechneten Gesamteinnahmen und Gesamtumlagen fast halbieren – erweist sich die Prognose als zutreffend. Von rund 10,6 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 5,4 Millionen Euro im Jahr 2020. »Die Zuführungsrate wird deutlich weniger sein«, fasste Kammerer die Aussichten zusammen.
Noch bestehen Rekord-Rücklagen
Mit den Einnahmen des rund 8,63 Millionen Euro schweren Vermögenshaushalt wurden 2018 insbesondere Baumaßnahmen finanziert, Grundstücke gekauft, bewegliche Sachen des Anlagevermögen erworben und Kredite getilgt. Mehr als 1,72 Millionen konnten trotzdem als Überschuss in die allgemeine Rücklage eingestellt werden. Ende 2018 stehen dort insgesamt 13.562.084 Euro. »2019 wird der Rücklagenbestand deutlich nach unten gehen«, blickte Kammerer in die Zukunft. Die Gelder sollen wie geplant in die angestoßenen Großprojekte investiert werden.
Der Schuldenstand der Stadt Zell a. H. betrug zum Rechnungsabschluss 2018 3.589.654 Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 445 Euro entspricht. Dazu kommen noch Schulden von 340 Euro pro Zellerin und Zeller für den Eigenbetrieb Wasserversorgung. Mit 785 Euro liegt die Gesamtverschuldung unter dem Durchschnitt im Land (882 Euro pro Kopf).
Der Gemeinderat hatte
an Kammerers Zahlenwerk nichts auszusetzen und stellte das Rechnungsergebnis folglich fest. Der Rechenschaftsbericht ist in vollem Umfang auf der Homepage der Stadt Zell im Ratsinformationssystem abrufbar.
Eingetrübte Aussichten
Der Zwischenbericht zum Haushaltsplan barg nichts Überraschendes. Die laufenden Einnahmen und Ausgaben werden weitgehend planmäßig vollzogen. Als auffällig beschrieb Kammerer den Fakt, dass in den vergangenen Wochen über das Finanzamt einige Herabsetzungsanträge in Sachen Gewerbesteuer gestellt wurden. Auch das Landesaufkommen an Einkommenssteuer ist in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr geringer als es prognostiziert wurde. Beide Werte gelten als Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung und wirken über die Steueranteile auf die kommunalen Finanzen.