Das silberne Priesterjubiläum von Bruder Markus war ein großer Tag der Freude und Dankbarkeit. Schon der Einzug zu Beginn des Gottesdienstes durch das sonnendurchflutete Kirchenschiff der Wallfahrtskirche war beeindruckend und besonders festlich.






Eine lange Reihe von Kapuzinern, unter ihnen die Mitbrüder des Zeller Klosters, viele Freunde und Weggefährten des Jubilars aus ganz Deutschland, Pfarrer Gerner als Leiter der Seelsorgeeinheit und Bruder Christophorus als Vertreter der deutschen Kapuzinerprovinz geleiteten Bruder Markus zum Altar, um zusammen mit ihm den Festgottesdienst zu feiern.
In den vorderen Bänken wohnten die Familie und viele Verwandten des Jubilars dem Gottesdienst bei. Sie hatten gerne den langen Weg aus dem Münsterland auf sich genommen, um bei diesem Festtag dabei zu sein. Der gut disponierte »Joy & Fun Chorus« unter der Leitung von Thomas Dreher gab dem Gottesdienst mit den Gospeln und Chorsätzen »Alta trinita beata«, »All Night, all Day« und »Let us break Bread together« eine besonders festliche Note.
Provinzvikar Bruder Christophorus Goedereis würdigte das priesterliche Wirken von Bruder Markus. Im Mittelpunkt seiner herausragenden Festpredigt stand das Gründonnerstag-Evangelium von der Fußwaschung, das der Jubilar sich für diesen Tag ausgesucht hatte. Dieses Evangelium rufe, so der Prediger, allzu deutlich in Erinnerung, das Eucharistie und die Fußwaschung zusammengehören. Jesus lässt sich herab, wurde dem Mensch gleich und wäscht seinen Jüngern die Füße. Etwas was getan werden muss und sonst nicht gerade die Herren, sondern die Knechte tun. Etwas in die Hand nehmen und Praktisches in die Tat umsetzen. »Was dir«, so Bruder Christophorus, »lieber Markus genauso im Blute liegt, wie das, das auf die Fußwaschung folgt, nämlich die Eucharistie.«
ruder Markus sei, so Bruder Christophorus als Praktikant in den Orden gekommen, als gelernter Landschaftsgärtner. Die Orte, die ihn geprägt haben, heißen: Zell, Werne, Münster, Canterbury, Koblenz, Bocholt, Zell, Stühlingen, Würzburg, Münster und seit zwei Jahren wieder Zell. Bruder Markus sei nicht der, der von morgens bis abends am Altar stehe, sondern einer, den man eher im Blaumann als Rauchmantel antrifft, der gern im Haus und Garten tätig ist, der hinter dem Kochtopf steht und sofort zur Stelle ist, wenn ein Computer streikt. Einer, der sich mit Sachverstand und Sprachkenntnissen in den Orden einbringt, als Übersetzer bei internationalen Treffen oder Datenschutzexperte.
Seit fast 20 Jahren, so Bruder Christophorus, sei Bruder Markus als Leiter von Klöstern Guardian. Er selbst mag Titel nicht und bezeichne sich lieber als Hausvater. Er sehe seine Aufgabe darin, für die Gemeinschaft und den Ort, an dem man lebt, zu sorgen – und das nicht nur vom Schreibtisch oder Altar aus, sondern in vielen praktischen Dingen. Im Sinne der franziskanischen Regel »Lasst euch nicht Meister nennen, denn nur einer ist euer Meister: Christus. Ihr alle seid Brüder« ist es auch für den Jubilar wichtig, dass niemand sagt Pater Markus, sondern Bruder Markus.
In dem Bild der Fußwaschung sehe Bruder Markus die Grundlage seines priesterlichen Wirkens, eben auch zu dienen und etwas, was alles andere in die richtige Relation setzt, in die Relation eines Gottes, der sich herablässt und herabkommt. Priesterliches Wirken, das sei keine Sonderrolle, sondern Dienst am Menschen. Bruder Christophorus: »Wir wünschen dir, dass du weiterhin so unterwegs bleibst wie bisher: In der einen Hand die Schale und die Eucharistie – und in der anderen die Schale mit dem Wasser für die Fußwaschung, mal die Bohrmaschine und mal den Kochlöffel. Spontaner Beifall der Kirchenbesucher dankte dem Prediger. Mit dem gemeinsamen gesungenen Lied »Großer Gott, wir loben dich« und dem feierlichen Auszug endete der Gottesdienst.
Empfang und Gratulation
Im Anschluss an den Festgottesdienst waren alle Gäste und Kirchenbesucher zum Empfang in die Klosterturnhalle eingeladen. Gerne nutzten die Gäste die Gelegenheit, dem Jubilar persönlich zu gratulieren.
Pfarrer Bonaventura Gerner übermittelte im Namen der Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach die Glückwünsche zum silbernen Priesterjubiläum. Besonders hob er die gute brüderliche Zusammenarbeit mit Bruder Markus und dem Zeller Kapuzinerkloster hervor. Bruder Markus habe immer ein offenes Ohr für alle Anliegen und es sei für ihn selbstverständlich, neben seinen vielen Aufgaben immer der Seelsorgeeinheit zur Seite zur stehen und auszuhelfen, so jetzt wieder an diesem Wochenende. Seine offene Art und sein praktisches Denken machten vieles möglich. Als Geschenk überreichten ihm Pfarrer Gerner und Brigitte Metzler als Sprecherin des Gemeindeteams der Stadtpfarrkirche heimische Spezialitäten.
Für die Stadt Zell am Harmersbach und die Ortschaft Unterharmersbach gratulierte Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner. Auch er hob die gute Zusammenarbeit zwischen der politischen Gemeinde und Bruder Markus in vielen Bereichen hervor. Der Jubilar sei als Guardian ein treusorgender Hausvater mit einem großen Herzen für die älteren Mitbrüder und ein engagierter Hüter der Wallfahrt. Er pflege als Mitbruder mit den Menschen im Ort gute Kontakte und sei bei örtlichen Veranstaltungen gern gesehener Gast und stehe mit seinem Wirken in der guten Tradition der Kapuziner in Zell. Der Dank des Ortsvorstehers galt besonders für Verständnis, die Mitarbeit und auch die Geduld während der Bauphase der L94. Obwohl Kloster und Wallfahrt besonders betroffen waren, gab es nie eine Beschwerde. Als Geschenk und Dank für diese Unterstützung lud der Ortsvorsteher Bruder Markus und seine Mitbrüder zu einem zünftigen Bauernvesper in den Fürstenberger Hof ein. Der »Joy & Fun Chorus« beschloss den offiziellen Teil mit einem berühmten italienischen Marienlied »Signore delle Cime«. Anschließend waren alle Gäste zu einer sehr guten Gulaschsuppe á la Bruder Markus eingeladen. In froher Runde saß man noch lange zusammen.
Hintergrund zum Predigtthema »Fußwaschung«
Bei der mit spontanem Beifall bedachten Predigt von Bruder Christophorus zum Gründonnerstag-Evangelium, in dem die Waschung der Füße der Jünger und das Letzte Abendmahl beschrieben wird, erläuterte der Prediger auch den geschichtlichen Hintergrund. In der Urkirche wurde die Fußwaschung in manchen christlichen Gemeinden als Sakrament betrachtet. »Das Sakrament des Dienens« wurde die Fußwaschung in den ersten Jahrhunderten der Kirche genannt. Der heilige Ambrosius, hochgeachteter Bischof von Mailand, verteidigt im vierten Jahrhundert die Praxis der Fußwaschung gegen den Papst und gegen Rom. Und kein geringerer als der heilige Bernhard von Clairveaux sah in der Fußwaschung sogar ein Sakrament zur Vergebung der täglichen Sünden. Auch in der Kirche heute gibt es eine ernsthafte Diskussion, warum die Fußwaschung kein Sakrament ist.
Der frühere Bischof von Aachen, Klaus Hemmerle sagte einmal: »Wir können die Eucharistie nicht verstehen, wenn wir sie nicht von der Fußwaschung her sehen. Das heißt: vom Herabsteigen Gottes her verstehen. Nirgends bringt Jesus so verdichtet zum Ausdruck, worum es in der Fußwaschung und beim Letzten Abendmahl geht. Darum, sich berühren und sich von IHM her verwandeln zu lassen.«