Die Behelfsbrücke für die Überquerung des Harmersbach Höhe Kapellenstraße kommt diese Woche nach Zell. Wenn Anfang Juli die Sanierung der L94 beginnt und die Umleitungsstrecke »Wiesenfeldstraße« zum Einsatz kommt, wird der talabwärts fließende Verkehr über die Brücke fahren. Patrick Winterhalter ist Ortsbeauftragter des THW Müllheim und leitet den Bau der Behelfsbrücke. Wir haben bei ihm nachgefragt. In einem Schreiben erklärte er uns, wie in wenigen Tagen eine 29 Meter lange und für den Schwerlastverkehr ausgelegte Brücke entstehen kann:
Das Material für die Brücke ist seit heute, Mittwoch, 10. Mai, auf dem Weg vom Brückenbaulager in Schiefbahn, bei Mönchengladbach, nach Zell a. H. Mittels sechs LKW-Zügen wird es von einer Spedition transportiert. Die Anlieferung erfolgt im Zeitraum vom Mittwoch, 10. Mai bis Freitag 12. Mai, so dass für die Brücke schlussendlich knapp 60 Tonnen Material, darunter knapp 5.000 Stück Schrauben, vor Ort gelagert sind.
Bei der Brücke handelt es sich um eine sogenannte D-Brücke, D wie Delta, mit einer Spannweite von ca. 29 Metern und einer nutzbaren Breite von ca. 3,5 Metern. Die Brücke entspricht der Brückenklasse 45, das heißt sie ist mit schweren LKW-Fahrzeugen nutzbar. Um diese Lastklasse zu erreichen werden aus einzelnen Stahlteilen Fachwerkträger und Fahrbahnplatten miteinander verschraubt. Besonderheit dieser Brücke wird eine zweiwandige Trägerkonstruktion sein.
Drei Tage Brückenbau
Der Bau der Brücke beginnt bereits am Freitag, 12 Mai. An diesem Tag werden die Vorbereitungen ausgeführt. Der Hauptteil der Arbeit erfolgt am Samstag und Sonntag. Geplant ist, dass die Brücke vollständig am Sonntagabend fertiggestellt auf dem Lagerplatz in der Kapellenstraße steht.
Während dem Bau der Brücke werden ca. 25 THW-Helferinnen und Helfer aus den drei Ortsverbänden Biberach-Baden, Breisach und Müllheim vor Ort sein. Die Koordination obliegt der Fachgruppe »Brückenbau« aus Müllheim, unterstützt durch den regionalen Ortsverband aus Biberach. Durch die Kollegen aus Breisach wird ein Ladekran bereitgestellt, der bei den Arbeiten den Kran aus Müllheim unterstützt.
Am Drahtseil
Der spannende Moment des Einhubs der Brücke erfolgt am darauffolgenden Wochenende. Am Samstag, 20. Mai, wird mittels zwei großen Mobilkränen die Brücke über den Harmersbach gehoben, so dass die Brücke am Samstagnachmittag fast einsatzbereit in den Lagerplatten und Fundamenten sitzt.
Die Brückenbauer des THWs
Die Besonderheit der THW-Einheit Fachgruppe »Brückenbau« besteht darin, dass diese im ganzen Bundesgebiet lediglich 14 Mal vorgehalten wird und dass die Führungskräfte in der Regel einen hohen Ausbildungsstand aufweisen sollten. Aus diesem Grund ist für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte auch die berufliche Qualifikation nicht unerheblich. Die Führungsmannschaften bestehen teilweise aus Architekten, Bauingenieuren, Ingenieuren und Technikern.
Gelegenheit zum Üben
Solche Brückenbauten dienen dem THW vornehmlich als Übungszweck und sollen keine Konkurrenz zur Privatwirtschaft sein. Die Übungen sind notwendig, um ausreichend THW-Helferinnen und Helfer für tatsächliche Einsatzszenarien im Brückenbau im Falle von Unfällen, Hochwasser, Erdbeben oder anderen Katastrophen auszubilden und vorzuhalten. Denn Einsätze können nur gelingen, wenn jeder Handgriff sitzt und die THW-Einheiten gemeinsam zusammenarbeiten. Als Beispiele für solche Szenarien kann das Elbe-Hochwasser 2002 angeführt werden, bei dem unter anderem die Fachgruppe »Brückenbau« aus Müllheim fünf Brücken erstellt hat. Ebenso wurden vor einigen Jahren Brücken durch die Ortsverbände Biberach und Müllheim nach dem Hochwasser in Hofstetten errichtet.
Von Patrick Winterhalter Ortsbeauftragter THW Ortsverband Müllheim