Zur Fasenderöffnung ging die Bärenzunft Oberharmersbach einen neuen Weg. Und: mahnende Worte aus Sorge um die Dorffasend.
„Wir haben solche Probleme mit der Bestellung von Stoffen und all den anderen Sachen – könnt Ihr da nicht was machen?“ Diese Frage war in der vergangenen Woche von den Fasendvereinen an die Bärenzunft herangetragen worden, beim Vorentscheid für die Mottowahl.
Um den Zeitdruck bei der Beschaffung von Kostüm- und sonstigen Umzugsmaterialien künftig herauszunehmen, wurde bei der Fasenderöffnung am vergangenen Dienstagabend, dem 11.11., daher nicht nur das Umzugsmotto für das Jahr 2026 gewählt, sondern auch gleich für 2027. In Zukunft soll das Motto dann stets ein Jahr im Voraus bestimmt werden.
„Wir probieren das jetzt mal“, erklärte Joachim Albrecht vom Oberharmersbacher Häsvogt-Dreigestirn den im „Bärencafé“ des Hotel Bären Versammelten. Diese waren zuvor von Zunftmeister Claus Franke begrüßt worden – mit einem kräftigen „Bäre…, Schindel…, Stein…, Mac Mac…“. Woraufhin exakt 104 kundig-närrische Kehlen jeweils lauthals ergänzt hatten: „…gsähne! …mocher! … teufel!… Band“! Jawohl, auch die Mac-Mac-Band war Bestandteil des närrischen Schlachtrufs, sorgte diese doch in den Pausen für Musik – und während der Versammlung mit lautstarken Einwürfen für höchst erheiternde Gaudi.
Ein Jahr im Voraus
Doch zurück zur Mottowahl. Den ersten Platz mit 55 Stimmen erhielt die Kreation „Fasendmändig ist jetzt klar: Schwarzwaldzauber in OH.“ Die dazu passenden Themen: Trachten, Tradition, Rehe, Hirsche, Wildschwein, Tannenzäpfle, Bier, Schwarzwälder Kirschtorte, Schwarzwaldmädel, Schwarzwaldfilme (Schwarzwaldklinik), Brauchtum. Die Mottokönigin für das Motto 2026 ist Gabi Ernst.
Mit 42 Stimmen für das Jahr 2027 gewählt wurde: „Oberharmersbach ist am Start – Festival der Narrenart“. Mottokönigin ist Kathrin Lehmann. Sie hatte die Idee, Festivals wie Wacken, Holi Colour oder Southside närrisch darzustellen.
Zwei Mottokönige durften sich freuen.
Nicht durchgesetzt hatten sich die Mottovorschläge „Vom Museum in de Harmersbach – in Windeseile wird´s vorgestellt uf unserer Fasendsmeile“, sowie „Oberharmersbach ist am Start, Festival der Narrenart.“
Anwärter, Täuflinge, Leihhäs
Die Leihhäsausgabe für die Fasend 2025/26 findet statt am 29. November 2025 von 10:30 bis 12 Uhr, sowie am Sonntag, 07. Dezember, von 10 bis 12 Uhr, jeweils im Narrenkeller der Brandenkopfschule. „Wir haben genügend Kostüme“, betonte Häsvogt Lars Boschert mit der Bitte an die Anwärter, zwecks Entzerrung erst den zweiten Termin im Dezember wahrzunehmen.
Mit viel Hallo vorgestellt wurden die neuen Zunftmitglieder Marco Bohnert, Vanessa Bohnert, Fabienne Büttner, Simon Furtwengler, Lara Herrmann, Kimberly Horvath, Catrin Kienzle, Patrick Schöpf, Lisa Schwarz. Wer anwesend war, stand weisungsgemäß auf, um der Runde sein Antlitz zu präsentieren. Die Namen derjenigen, die verhindert waren, wurden mit einem vielkehlig betrübten „Ohhh“ quittiert. Die Neulinge befinden sich nun ein Jahr lang in der Phase der Anwärterschaft.
Ein solche hat ein Sextett dank fleißiger Arbeitseinsätze just erfolgreich hinter sich gebracht und sich damit die Ehre erarbeitet, der Riege der Hästräger nun hochoffiziell anzugehören – das wurde mit der feierlichen Narrentaufe zur Fasenderöffnung amtlich und gilt für die Zunfträtin Lea Schmieder, für die Bären Riccado Albers, Gina Albers, Laura Bross, Bianca Fautz, sowie für den Steinteufel Lucie Breig.
Zwei besondere Auswärtstermine
Zunftrat Robert Franke konstatierte zunächst „die Tage werden kürzer, aber härter“, um dann die insgesamt 19 für die Bärenzunft in 2026 anstehenden Fasendtermine vorzustellen, die Hälfte davon findet auswärts statt. „Weil wir mit der Zeit gehen“, können die Anmeldungen online erfolgen.
Zwei Termine wurden besonders hervorgehoben: Um möglichst vollständige Beteiligung bat der Zunftrat beim fasendsonntäglichen Umzug in
Oberwolfach. Und mit großen Nachdruck hieß es: „Das Vogtei-Treffen zum Jubiläum der Späudizunft Hohberg am 01. Februar 2026 ist Pflicht.“ Beim Zeller Umzug am Fasenddienstag wiederum wird Oberharmersbach diesmal nicht mitlaufen: „Da ist Ausruhtag“ – bevor es dann am Abend bei Narro-Beerdigung und Leichenschmaus das Ende der Fasend zu bejammern gilt.
An- und Abmeldeschluss für Busfahrten ist der 30. November 2025. Für Sonntagsfahrten gilt: „Ihr seid alle angemeldet – wer nicht mitfahren will, muss sich abmelden.“ Für Abendveranstaltungen wiederum ist eine explizite Anmeldung erforderlich.
Bitte nicht: sportliche Kinderwägen
In puncto Zunftbekleidung neu erhältlich sind: rote T-Shirts, rote und grüne Pullover, schwarze Softschelljacken, jeweils für Kinder und Erwachsene.
Des weiteren – auf Maßgabe des Brauchtumsausschusses des Verbands Oberrheinischer Narrenzünfte (VON) hin – bitten die Häsvögte Umzugsteilnehmer dringend darum, auf das Mitführen sehr sportlicher, sprich moderner Kinderwägen zu verzichten. „Ihr könnt gerne auf Bollerwägen oder Ähnliches ausweichen.“
Mit einem Hinweis auf das Jahr 2028 warf Zunftmeister Claus Franke einen etwas weiteren Blick in die Zukunft. Da wird die Bärenzunft Oberharmersbach ihr 55-jähriges Bestehen feiern, vom 28. bis zum 30. Januar. „Nach der Fasend ´26 geht es in die Planung“. Auf jeden Fall wird ein Narrentreffen stattfinden – ob groß oder klein steht allerdings noch nicht fest. „Vorab schon mal ein großes Dankeschön an alle, die sich bereit erklären, uns zu unterstützen“, wandte sich der Zunftrat im Namen des gesamten Narrenrats an alle Co-Narren.
Sorge um Dorffasend
Zum Punkt „Sonstiges“ meldete sich Felix Huber zu Wort. Sonst als „der Glückliche“ bekannt, schlug der bekennende 57-Jährige nun ernste Töne an. Er lebe für Oberharmersbach und für die Fasend, begann er mit der Bitte, nicht falsch verstanden zu werden. Fasend sei ein unersetzliches Brauchtum. Daher bedauere er, dass inzwischen einige der Fasendveranstaltungen im Dorf weggefallen seien, während der VON den Schwerpunkt auf Narrentreffen lege.
Aus diesem Grund plädierte Felix Huber für die Gemeinschaft von Zunft- und Fasendgruppen und dafür, sich für den Erhalt der Fasend in Oberharmersbach einzusetzen, „das soll man dem VON mal sagen.“ Die Fasend in Oberharmersbach sei stark, „wir haben die Leute dazu“, ihm gehe es darum, „dass wir zsämme Spaß henn.
Seine Worte trafen auf allgemeine Zustimmung im Saal. Auch Ehrenzunftmeister Heinz Haubold pflichtete ihm bei und appellierte gleichzeitig an die Jungen, sich einzubringen. Zunftmeister Claus Franke befürwortete Felix Hubers Ansinnen ebenfalls und versprach, das Thema bei der nächsten Frühjahrsvogtei-Sitzung zur Sprache zu bringen.
Zum Abschluss des offiziellen Teils bestand für jeden die Möglichkeit, Wünsche zur Arbeitseinteilung eintragen zu lassen – davon wurde rege Gebrauch gemacht.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
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