Studentinnen und Studenten der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg/Neckar erweitern ihre Kenntnisse in Oberharmersbach.
Studentinnen und Studenten der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg/Neckar besuchten Oberharmersbach, um ihre waldbaulichen Kenntnisse durch eine Tagesexkursion an praktischen Waldbildern zu ergänzen. Diese Exkursion hat bereits eine längere Tradition und wird von Professorin Steffi Heinrichs, die seit Oktober letzten Jahres die Nachfolge von Stefan Ruge angetreten hat, weitergeführt. „Die Studierenden im zweiten Semester sollen an anschaulichen Beispielen möglichst unterschiedliche Waldungen und deren Strukturen kennenlernen, eingebettet in die jeweiligen geologischen und klimatischen Grundlagen“, begründet Heinrichs die notwendigen Kontakte zur Praxis.
Vertiefungsthema Plenterwald
Hauptthemen des Tages waren der Plenterwald und die Niederwaldwirtschaft in all ihren Facetten. Plenterwälder werden durch selektive Eingriffe auf ganzer Fläche möglichst schonend behandelt, wobei sich der Nachfolgebestand als Naturverjüngung über längere Zeit entwickeln soll und allenfalls durch zusätzliche Baumarten sinnvoll ergänzt wird. Förster Hans Lehmann erklärte anhand der geologischen Karte am „Durchgängigen Weg“ auf dem Löcherberg, dass die Böden in dieser Region eher sauer und sandig sind und auf regelmäßige Niederschläge angewiesen sind.
Dauerwald und Holzqualität
Die Exkursionsroute führte talwärts durch verschiedene Bestände mit plenterartigen Strukturen im Gemeinde- und Privatwald. Dabei wurden Unterschiede in der Herangehensweise an „Dauerwälder“ und deren Auswirkungen auf die Holzqualität und den wirtschaftlichen Erfolg der Waldbesitzer erläutert. Steffi Heinrichs ergänzte diese Erklärungen durch Informationen zur Vegetation und deren Zeigerwert für die Bewirtschaftung.
Auch der Wasserhaushalt wurde thematisiert, insbesondere der Übergang vom Deckgebirge (Buntsandstein) zum Grundgebirge (Gneis) im sogenannten Quellhorizont, der anschauliche Unterschiede zur Vegetation auf den Kalkverwitterungsböden des Rottenburger Umlandes zeigte. Mit einem Probeauszeichnen von zu entnehmenden Bäumen konnten die Studierenden selbst bei der Entwicklung eines Bestandes Hand anlegen.
Mühsam: Eichenschälwald
Am Nachmittag lag der Fokus auf der Niederwaldwirtschaft. Anschauliche Beispiele fanden sich bei einer Begehung entlang des Hademarpfades an der Katzenhalde in Jedensbach. Die Niederwaldwirtschaft hat in Oberharmersbach eine jahrhundertelange Tradition. Die „kurzumtriebige“ Nutzung von Wäldern war zunächst hauptsächlich für die Brennholz versorgung wichtig. Bestände wurden in Zeiträumen von 15 bis 20 Jahren „auf den Stock gesetzt“ also gefällt, um nach einer eventuellen Zwischennutzung zum Beispiel durch Getreideeinsaat wieder ohne Pflanzaufwand heranzuwachsen. Mit der steigenden Nachfrage nach Eichenrinde für die Ledergerbung Mitte des 19. Jahrhunderts wurden großflächig „Eichenschälwälder“ angelegt. Wie man sinnvollerweise in den übriggebliebenen Resten (deutlich unter 200 ha) der meist „durchgewachsenen“ Wälder heute arbeitet, war ebenso ein interessantes Thema dieses Tages.
Traditionelles Rütti-Brennen
Mit einem Film aus dem Jahre 1977, als zum letzten Mal im Gewann Mißlinke das „Rütti-Brennen“ in traditioneller Weise ausgeübt worden war, zeigte das Lehmann-Archiv anschaulich, wie aufwendig und mühsam die Arbeit in den Eichenschälwäldern war.
„Diese praxisnahen Ausführungen haben den Studierenden gezeigt, wie unterschiedlich Waldnutzungen sein können“, fasste Professorin Steffi Heinrichs das Tagesergebnis zusammen. Eine erneute Anmeldung für das kommende Jahr sei bereits angedacht.