Der letzte Anschnitt der Sanierung des Rathauses ist angelaufen. Der allerdings hat es in sich, weil die Sandsteine des eindrucksvollen Giebels größtenteils erneuert werden müssen. Bis diese Ausbesserungsarbeiten abgeschlossen sind, wird den Harmersbachern der fast schon gewohnte Anblick des Gerüsts mit den Netzen noch einige Zeit erhalten bleiben.
Nur noch Gerüststangen ragen in den Himmel, wo früher eine mächtige Kreuzblume den Giebel des Rathauses abschloss. Auch diese hatte, wie die anderen Sandsteinteile, unter dem Witterungseinfluss gelitten. Der Zustand war zwischenzeitlich bedrohlich, herabstürzende Teile hätten Rathausbesucher und Passanten gefährden können.
Das dritte Jahr der Rathaussanierung ist nunmehr angebrochen, und während sich die Bediensteten seit Anfang des Jahres mit den neuen Räumlichkeiten vertraut machen durften, könnte man wegen der aktuellen Arbeiten an der Giebelseite fast den Eindruck gewinnen, als beginne alles wieder von vorn.
Als die Ratsherren vor fast genau 120 Jahren ihr Rathaus bauen ließen, schien niemand auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet zu haben, dass die ebenso auffallende wie aufwendige Fassade in der Zukunft enorme Kostenverursachen könnte. Das ist jetzt bittere Realität: Die anstehende Sanierung reißt ein ordentliches Loch in den Gemeindehaushalt.
Bei einer genaueren Untersuchung zeigte sich, dass alle geschwungenen Abdeckplatten des mächtigen Giebels abgenommen und größtenteils komplett ersetzt werden müssen.
Schweres Gerät ist auf dem Rathausplatz aufgefahren. Ein Kran hilft bei der Demontage der Einzelteile. Der größte Block, der auf Firsthöhe den Schlussstein mit der Kreuzblume getragen hat, wiegt an die zwei Tonnen. Rund zwei Dutzend Einzelteile mit jeweils mehreren hundert Kilogramm stehen auf der Liste, die jetzt nach und nach abgenommen werden Kranführer Stefan Vanderlich richtet seinen Blick ständig nach oben. Millimeterarbeit ist gefordert, um von unten die Arbeiten auf dem Gerüst zu unterstützen. Ständig folgt er den Anweisungen von oben, um den Haken mit Ketten und Gurten an die richtige Position zu dirigieren. Auf dem Gerüst sind Stefan Schnakenwinkel und Ulrich Sälzle damit beschäftigt, die schweren Sandsteinteile vom Mauerwerk zu lösen und für den Abtransport am Haken zu sichern. Wenige eindeutige Handzeichen reichen für die Verständigung mit dem Kranführer, um die riesigen Brocken sicher zum Boden zu bringen. Dort warten Marc Gauthis und Anna Schindler, um die demontierten Teile auf einem Tieflader für den Abtransport festzuzurren.
Fast im Halbstundentakt, unterbrochen nur die Abtragung der Backsteine des Giebels bis zum ersten Fenstersturz, schwebt ein Teil nach dem anderen zu Boden. Dreimal rollt der Tieflader an, um alle Teile aufzunehmen.
Die Firma »Jogerst Steintechnologie« in Oberkirch wird einige Teile sanieren, mehr als drei Viertel des Giebels werden anhand des Originals aus Schramberger Sandstein neu gefertigt. Dazu sind etliche Kubikmeter in Oberkirch angeliefert.
Die Gemeinde Oberharmersbach kann aktuell nicht so rechnen, wie die Ratsherren vor 120 Jahren beim Bau des Rathauses, als die soliden Holzpreise die Finanzierung nahezu vollständig aus dem Stand ermöglichten. Zwar unterstützt das Landesdenkmalamt den jetzt laufenden Bauabschnitt mit einem Zuschuss und Fördermittel des Landessanierungsprogramm stehen bereit. Dennoch wird die gesamte »Außenhaut« des Oberharmersbacher Rathauses bis zum Abschluss der Arbeiten nach jetzigem Stand rund eine halbe Million Euro kosten.