Eine turbulente Woche steht den Rathausbediensteten und dem Bauhof der Gemeinde ins Haus. Die gesamte Rathaus-Verwaltung zieht für mindestens ein Jahr in die Räume der ehemaligen Schule Riersbach um. Wegen der grundlegenden Sanierung des 1902 fertiggestellten Rathauses muss das Rathaus in den kommenden Tagen bis auf die letzte Akte geräumt werden.
Schon vor Wochen hatten die umfangreichen Vorbereitungen für dieses nicht alltägliche Projekt begonnen. Zeitweilig schien es, als müsste man mit dem Aktenbestand der letzten 100 Jahre kämpfen. Kistenweise wurden bereits Verwaltungsliteratur und nicht personenbezogene Unterlagen entsorgt. Das zu schreddernde Material füllte an die 20 Boxen mit jeweils 420 Liter Inhalt. Ferner wurden im neuen Archivraum der Brandenkopfschule bereits rund 300 laufende Meter Akten archiviert.
Kartons stapelten sich in den vergangenen Tagen in den Gängen des Rathauses, rund 1.000 an der Zahl und fein säuberlich beschriftet mit »Wahlunterlagen«, »Standesamt«, »Sitzungsprotokolle« oder vielsagend mit »Sammelsurium«. Rote Aufkleber (Archivraum) oder grüne (für die vorübergehenden Amtsräume) zeigen den Helferinnen und Helfern, für welches Ziel die Kartons bestimmt sind.
Hauptamtsleiterin Dominika Hättig, die den Umzug schon seit Monaten organisatorisch vorbereitet hatte und bei der auch jetzt während der Umzugstage die Fäden zusammenlaufen, wird wohl am Ende der Kalenderwoche 29 nicht nur drei Kreuze schlagen. »Sogar nachts machte ich die eine oder andere Notiz«, schildert sie ihre Wachphasen. Zwar mag die größte Strapaze nach den letzten Tagen momentan etwas abgeklungen sein, weil während des andauernden Räumungs- und Verpackungstrubels auch der Alltagsbetrieb wie gewohnt weiter laufen musste, aber jetzt gilt es, jedem Möbelstück und jedem Karton den richtigen Weg zu weisen.
Während Mitarbeiter des Bauhofs palettenweise die benötigten Bestände verladen, Schränke demontieren und Schreibtische aus dem Rathaus tragen, macht sich das Rathauspersonal daran, die Räume der ehemaligen Schule Riersbach für die gewohnte Verwaltungsarbeit herzurichten, denn dort wird voraussichtlich bis in die zweite Hälfte des Jahres 2019 das Rathaus mit seinen Ämtern vorübergehend untergebracht sein. Gemeinderatssitzungen werden hier ebenso abgehalten wie die Trauungen des Standesamtes.
Verwaltungsflohmarkt
Schon nach wenigen Stunden stehen die ersten Schreibtische an ihrem Platz, Bildschirme werden ausgepackt und Schränke mit Akten bestückt. Am Dienstag begann der Server-Umzug mit Installation und Aktualisierung der gesamten EDV-Anlage. Bis zum Wochenende soll alles in gewohnten Bahnen laufen, denn am Montag, 23. Juli ist das Rathaus wieder für die Bürgerinnen und Bürger zu den üblichen Sprechzeiten geöffnet. Bis dahin bleibt das Rathaus geschlossen und ist nur in dringenden Fällen telefonisch zu erreichen.
Am Samstag, 28. Juli hält die Gemeinde von 9 bis 13 Uhr einen Flohmarkt ab. Nicht mehr benötigtes Inventar wie Schreibtische, Stühle oder Aktenordner werden zum Schnäppchenpreis angeboten. Ob die Gemeinde damit auch einen Teil der aufwändigen Sanierungskosten bestreiten kann, bleibt abzuwarten, denn die letzte große Sanierung liegt immerhin fast 50 Jahre zurück. Ziel der jetzt anstehenden Sanierung für das 120 Jahre alte Gebäude ist neben einer energetischen Sanierung vor allem ein barrierefreier Zugang. Bei der Submission 1901 lag der Baupreis für das Rathaus mit seiner beeindruckenden Sandsteinfassade bei 51.000 Mark, den die Gemeinde mit einem außerordentlichen Holzhieb finanzierte. So leicht wird es heuer nicht werden, denn geplant sind mindestens 1,3 Millionen Euro – vorerst. Und gerade die Sanierung dieser denkmalgeschützten Sandsteinfassade belastet mit einem Betrag von mehreren Hunderttausend Euro zusätzlich den Gemeindesäckel.