Das Glasfasernetz steht. Mit bis zu 100 MBit/s können jetzt mehr als 99 Prozent der Nordracher Haushalte ins Internet. Damit – und mit einer guten LTE-Mobilfunk-Abdeckung — ist die Breitband-Grundversorgung gewährleistet.
»Wir haben jetzt den Anschluss an die Datenautobahn«, freut sich folgerichtig Bürgermeister Carsten Erhardt über das Netz, das nun vollständig in Betrieb ist. »Es ist eine andere Dimension«, ordnet er ein. Manche Haushalte können jetzt mehr als 100 mal schneller als vorher ins Internet gehen. Erhardt bedauert, dass es in einzelnen Fällen noch nicht möglich war, Haushalte anzuschließen. »Hier sind individuelle Lösungen gefragt«, gibt er sich zuversichtlich, dass es auch dort bald besser wird. Die Unternehmen hätten alle darauf gewartet, freut sich das Gemeinde-Oberhaupt auch, dass so ein gehöriges Stück Wirtschaftsförderung gelungen ist. »Auch wir sind froh, dass die langjährigen Bemühungen nun zur Lösung geführt haben«, so Telekom-Regionalmanager Jürgen Wolf.
Glasfaser und Kupfer
Rund zehn Jahre hat die Realisierung des Projekts gedauert, denn Nordrach liegt nicht nur ländlich in Talendlage. Es ist auch ein langgezogenes Straßendorf. Und dass ist für Telekommunikationsanbieter im Allgemeinen ein Graus. Viel Tiefbaustrecke – wenig Anschlüsse. Ein wenig attraktives Investment. Schlussendlich hat die Gemeinde selbst das Projekt nach vorne getrieben und viel Vorarbeit geleistet, damit das Glasfasernetz Realität werden konnte.
In grauen Verteilerkästen wird das Glasfasersignal nun in Stromimpulse umgewandelt, die der heimische Router verstehen kann. Glasfaser bis zum Kabelverteiler ist das. In der Fachsprache nennt man das FTTC, Fiber to the Curb. Vom Verteilerkasten bis zum Hausanschluss wird weiter das bestehende Kupferkabel genutzt. Der Vorteil: Diese Architektur ist günstiger und schneller zu realisieren als FTTB, also Glasfaser bis zum Haus. Die Kupferstrecken werden durch FTTC trotz-dem erheblich kürzer, was der Übertragungsgeschwindigkeit zugute kommt. Kombiniert ist FTTC mit einer technischen Lösung, die die elektrische Dämpfung im Kupferkabel reduziert. »Die technische Entwicklung läuft«, sagt Telekom-Regionalmanager Jürgen Wolf. Er zeigt sich zuversichtlich, dass durch Innovation die jetzt für die allermeisten Anwendungen auskömmliche Bandbreite noch zunehmen wird – auch ohne FTTB-Ausbau im Altbestand. Möglich sind jetzt schon IP-Fernsehen und viele andere Anwendungen, die das tägliche Leben einfacher machen.
Vorschriften über Vorschriften
Erhardt hat es geschafft, doch sein Blick richtet sich auch an die anderen Gemeinden im Tal und in der Ortenau. Er hofft, dass auch dort die Breitbandversorgung bald besser wird. Von der Politik wünscht er sich eine effektivere und stringentere Zielsetzung. Häufig würden verschiedene Ziele sich gegenseitig blockieren. Beispiele hat das Projekt in Nordrach genug zu bieten. Um Kosten zu sparen und insbesondere im Ausbaugebiet Nordrach Nord schnell voranzukommen hatte die Gemeinde nämlich viele Varianten angedacht. Das Kabel im Bachbett zu verlegen war eine davon. Ging nicht wegen Umweltschutz. Und wer in die Straßenböschung eine Leitung eingraben will, muss unter Umständen 120 Zentimeter tief buddeln. Das ist teuer. Strommasten zur Verlegung von Glasfaserleitungen nutzen? Geht nur schwer, weil die Telekommunikationstechniker auch in Sachen Starkstrom fit sein müssen. Richtfunk war auch nicht die Lösung, weil das Wetter großen Einfluss auf die Leistungsstärke nimmt. Die Gemeinde Nordrach hatte sich deshalb dafür entschieden, anstehende Baumaßnahmen in Sachen Fernwärme und Wasser zu nutzen, um Leerrohre mit in die sowieso aufgebaggerten Gräben einzubringen.
Steuermittel fürs Netz
Dass die Gemeinde so intensiv beim Netzausbau mithelfen musste, sieht Bürgermeister Erhardt als Marktversagen. Es könne eigentlich nicht die Aufgabe der Gemeinde sein, unter Einsatz von Steuermitteln für Breitbandanschlüsse zu sorgen. Durch Projekte wie dieses repariere man Fehlentwicklungen, die vor 25 Jahren ihren Anfang genommen hatten. Die bisherigen Digitalisierungsprogramme der Landes- und Bundesregierung hält er fast schon für »Verhinderungsplanung« – so widersprüchlich waren oft die Anforderungen. Zum Glück werde nachjustiert und das Vorhaben erhalte neue Dynamik, seit Bundes- und Landesförderung harmonisiert worden seien.
Auftrag muss sein
»Wer das schnelle Internet nutzen will, muss einen Auftrag erteilen«, erinnert Regionalmanager Wolf. Einfach die Haushalte auf die schnellere Leitung schalten geht aus wettbewerblichen Gründen nicht. Er empfiehlt zudem bei einem Vertragsupgrade die Tauglichkeit des Routers zu überprüfen. Alte Geräte kommen mit den ultraschnellen Anschlüssen noch nicht zurecht.
Informationen zur Verfügbarkeit und Tarifen der Telekom gibt es im Telekom Partnershop bei Schnebel Computertechnik in Zell und unter der kostenfreien Neukunden-Hotline 0800/3303000.