Die Weihnachtsfeier in der Winkelwaldklinik ließ bei den „Großen“ die Augen teils feucht werden und brachte sie bei den „Kleinen“ zum Strahlen.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
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Foto: Inka Kleinke-Bialy„Wir alle haben in der Adventszeit und zum Nikolausfest schon schöne und ganz unbeschwerte Momente erlebt, manche auch magische Momente, meistens in der Kindheit“, sprach Joachim Lyken – Chefarzt der onkologischen Rehabilitation – ins Mikrofon. „Und ich wünsche uns allen, dass wir heute zumindest einen kleinen Zipfel davon erfassen können“, meinte er bei seiner Begrüßungsansprache zur Weihnachtsfeier in der Winkelwaldklinik.
Rund 120 Gäste hatten sich am vergangenen Freitagabend in dem liebevoll geschmückten Veranstaltungsraum eingefunden. Auf den Tischen, vor jedem Sitzplatz, warteten dekorative, mit Gaben gefüllte Nikolaustüten, und auf großen Tellern angerichtetes Weihnachtsgebäck aus der hauseigenen Küche verströmte heimeligen Duft.
„So viele Gäste hatten wir, glaube ich, schon lange nicht mehr bei der Weihnachtsfeier gehabt“, freute sich Steffi Nock. Die musikalische Leiterin des Gitarrenvereins Nordrach war mit einer rund 30-köpfigen Abordnung desselben gekommen, unterstützt von E-Gitarre und Schlagzeug. Von Anfang an hatte die Gruppe für entspannte Gesichter und ab dem dritten Song für Jubelrufe im Saal gesorgt.
Türkisblau funkelnde Weihnachtslaune
Seit vielen Jahren bereits begleitet der Verein in seiner unvergleichlichen, ebenso eindringlichen wie schwungvollen Art die jährliche Weihnachtsfeier der Klinik musikalisch, trifft dabei mit Liedauswahl und -präsentation sowie Moderation genau den richtigen Ton. Schon das Weihnachtsoutfit der singenden Gitarrenspielerinnen macht Laune – in Form türkisblau funkelnder Nikolausmützen und Schals.
„Der Applaus ist voll verdient“, betonte Joachim Luyken, „es gibt nur ganz wenige Vereine wie den Nordracher Gitarrenverein“. Dass in ihm alle Altersstufen vertreten seien, hob er hervor, was auch daran liege, „dass ganz viele der Musikerinnen in der Schulzeit gemeinsam angefangen haben und immer dabei geblieben sind.“
Wie anfangs mit einem Augenzwinkern versprochen, hielt der Chefarzt sich kurz, „da ich nicht mit Knecht Ruprecht verwechselt werden möchte.“ Der hielt sich allerdings sowieso fern: Würdevoll den Bischofsstab haltend, schritt der Nikolaus ohne Begleitung in den Saal.
Vorführungen für den Nikolaus
Bettina Lehmann-Isenmann, Geschäftsführerin der Winkelwaldklinik, hatte ihn bereits angekündigt – nicht ohne ihrerseits zuvor die Gäste begrüßt und ihnen die wichtigsten Mitarbeiter der Einrichtung vorgestellt sowie diesen für ihre wertvolle Arbeit gedankt zu haben. „Ich finde es immer wieder schön, wir pflegen die Tradition der Weihnachtsfeier“, hatte sie unterstrichen und schließlich den sich in der Klinik bei ihren Müttern aufhaltenden Kindern das Feld überlassen. Denn die hatten für den heiligen Mann etwas vorbereitet.
Aufgeregt, doch tapfer, präsentierten sie sich den vielen auf sie gerichteten Augen, sangen das Lied „Dankeschön lieber Nikolaus“, deklamierten Gedichte wie „Aus einem klitzekleinen Haus/ schaut der Nikolaus heraus“, führten einen Tanz mit bunt leuchtenden Haarreifen auf, verbeugten sich eifrig und baten den Mann in der prachtvollen Robe schließlich: „Schüttle deinen Sack hier aus, gute Kinder sind im Haus.“
„Trick 17“
Ebenso wie alle Zuschauer war auch der Nikolaus hin und weg: „Ihr habt mir eine große Freude gemacht.“ Zwar hatte er keinen Sack dabei, dafür jedoch einen hölzernen Schlitten. Und der war mit Geschenktüten bepackt. Namentlich rief er alle im Saal anwesenden, rund 20 Kinder der Reihe nach auf, um sie zu bescheren.
Den ganz kleinen unter ihnen war der große Mann naturgemäß nicht immer geheuer. Ein Junge fand seine eigene Lösung. Als er sich dank der geduldig-aufmunternden Worte des Nikolaus endlich traute, seine Mutter loszulassen, rannte er zur ausgestreckten Hand des Heiligen Mannes, entriss ihm die Tüte und flitzte zurück, so schnell die kleinen Beinchen es ermöglichten. Die Erheiterung aller war groß.
Den Inhalt der Gabentüten hatte die Geschäftsleitung der Winkelwaldklinik gespendet. Für Schneefallzeiten gab es überdies einen funkelnagelneuen roten Bob, der obendrein mit neuen Spielen für das Kinderhaus gefüllt war. So, wie die Kinder sich bei ihm bedankten, bedankte sich der Nikolaus auch bei ihnen: „Auch ich bin beschenkt worden, von euren strahlenden Augen.“
Ein Mensch wie jeder andere
Im Anschluss erzählte der Prachtgewandträger, was für ein Mensch er ist, beziehungsweise gewesen war: Ein barmherziger Bischof aus dem in der heutigen Türkei gelegenen, damals griechisch sprachigen Myra. Einer, der immer da war für die Kleinen und Schwächsten, „aber auch für unsere Zukunft.“ Einer, der sein großes Vermögen an Bedürftige verteilte.
Ein Heiliggesprochener zwar, aber dennoch ein Mensch wie jeder andere. Einer, der bei seinem Tode 1,67 Meter groß und circa 75 Jahre alt war, Arthrose hatte und einen Nasenbeinbruch. Dies habe man herausgefunden, als in den 1950er Jahren seine Gebeine erstmals untersucht worden waren, berichtete der Nikolaus.
Bevor er sich verabschiedete, stellte er sich für Fotos zur Verfügung – nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Erwachsenen. Von seinem Angebot wurde rege und fröhlich Gebrauch gemacht.
Dank an Erzieherinnen und Küche
Geschäftsführerin Bettina Lehmann-Isenmann dankte den Erzieherinnen für ihre Arbeit mit den Kindern. Keine einfache Aufgabe angesichts des Umstands, dass die Kinder stets nicht nur vom Alter, sondern auch von ihrer Aufenthaltszeit her sehr unterschiedlich sind: „Manche sind schon seit drei oder vier Wochen hier, andere vielleicht erst gestern oder vorgestern angereist.“
Ein großer Dank auch galt dem Küchenteam um Christine, mit Hilde, Johanna und Rita. „Sie sorgen täglich dafür, dass Sie im Speisesaal gut versorgt werden“, unterstrich die Geschäftsführerin an die Gäste gewandt, „aber auch alles im Saal haben sie für heute Abend vorbereitet, inklusive der Nikolaustüten, die auf den Tischen stehen.“
Besserer Ort
Zum Ausklang der Weihnachtsfeier bot der Gitarrenverein eine musikalische Christmas-Party, „um diesen Abend gemeinsam zu feiern.“ Nicht ohne zuvor Werte besungen zu haben, „die ganz besonders mit der Weihnachtszeit verbinden“, wie die Dirigentin Steffi Nock unterstrich: „Hoffnung, Liebe und Zusammenhalt – drei wichtige Begriffe, die die Welt zu einem besseren Ort machen.“
„Das war so schön“, war von den Gästen zum Abschluss zu hören.





