Traditionsgemäß gedachten Gemeinde und Vereine am Sonntagmorgen des Volkstrauertags der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Die Kameradschaft ehemaliger Soldaten und die Feuerwehr waren nach dem Gottesdienst vor dem Ehrenmal angetreten. Bürgermeister Carsten Erhardt hielt die Ansprache und legte einen Kranz am Ehrenmal nieder. Die Trachtenkapelle und der Chor der Klänge umrahmten die Feierstunde musikalisch.
Foto: Herbert Vollmer
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Foto: Herbert VollmerDie Trachtenkapelle unter der Leitung von Annette Tafler eröffnete die Feierstunde mit dem Musikstück »Wie ein Choral« von Anton Bruckner. Der Chor der Klänge, dirigiert von Viktor Kraus, sang danach den Choral »So nimm denn meine Hände« von Friedrich Silcher, Text Julie Hausmann.
Bürgermeister Carsten Erhardt stellte seine Ansprache unter den Leitgedanken »Gedenken und Mahnung«. Er zitierte Franz Kafka, der am 1. August 1914 in sein Tagebuch eingetragen habe: »Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. Nachmittags Schwimmschule«. Darin sei die Erwartung vieler Zeitgenossen zum Ausdruck gekommen, es gäbe nur einen kurzen, erfolgreichen Waffengang mit anschließender Rückkehr zur friedlichen Normalität. Die Folge sei aber die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts gewesen.
Erhardt erwähnte ein weiteres Zitat des österreichischen Schriftstellers Karl Kraus: »Alles, was gestern war, wird man vergessen haben. Was heute ist, nicht sehen. Was morgen kommt, nicht fürchten. Man wird vergessen haben, dass man den Krieg verloren, vergessen haben, dass man ihn begonnen, vergessen haben, dass man ihn geführt hat. Darum wird er nicht aufhören«.
»Dies erinnere uns an die doppelte Bedeutung des heutigen Tages, Gedenken und Mahnung«, sagte Erhardt. Jeder Krieg sei eine Niederlage des menschlichen Geistes. Deshalb müsse die Botschaft lauten: Nie wieder! Es gelte, rechtzeitig zu erkennen, wenn Bürgerrechte ausgehöhlt und Menschrechte mit Füßen getreten würden. »Zivilcourage ist kein bloßes Wort, es ist das Lebenszeichen einer menschlichen Gesellschaft«.
Erhardt erinnerte an drei Ereignisse, die sich 2019 zum 30. Mal jähren würden: Die Montagsdemonstrationen in der DDR, die Genehmigung der Ausreise der 4.000 DDR-Flüchtlinge aus der bundesdeutschen Botschaft in Prag und der Fall der Mauer. Das Jahr 1989 sei als Jahr des friedlichen Wandels in Osteuropa und als das Jahr in die Geschichtsbücher eingegangen, das den Kalten Krieg beendet habe. Ein Blick auf den blutigen Globus belehre uns heute eines Besseren. Daher sollten wir uns am heutigen Tag der Verpflichtung erinnern, daran zu arbeiten, dass dem Bösen in unserer Welt stets genügend Gutes entgegenstehe.
Bürgermeister Carsten Erhardt, Feuerwehrkommandant Heiko Spinner und sein Stellvertreter Clemens Isenmann legten anschließend zum Gedenken an die Toten am Ehrenmal einen Kranz nieder. Die Trachtenkapelle spielte dazu das Lied »Ich hatt‘ einen Kameraden«.





