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Biberach | 28.06.2024

Mitgliederzahlen der BEG Biberach steigen

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Den wiedergewählten Aufsichtsräten Jonas Breig (von links nach rechts), Manfred Dürrholder, Robert Fix und Ansgar Günter künftig zur Seite stehen wird Simon Moser. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

Die Bürgerenergiegenossenschaft Biberach (BEGB) wächst und gedeiht. Die bereits installierten Projekte laufen und zahlreiche neue befinden sich in der Pipeline. Nur das Carsharing schwächelt.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Simon Moser wurde neu in den Aufsichtsrat gewählt.
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Sie bilden auch weiterhin den Vorstand (von links nach rechts): Bernd Gießler, Aldrin Mattes, Dieter Schwörer.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Konzentriert folgten die Versammelten den Berichten.

„Im zwölften Jahr nach der Gründung der Bürgerenergiegenossenschaft Biberach eG (BEGB) haben wir uns einen festen Platz in der Ortenau erarbeitet, was Projekte mit erneuerbaren Energien anbelangt“, stellte Vorstandssprecher Dieter Schwörer fest. Was das im Einzelnen für das vergangene Geschäftsjahr bedeutet, erläuterte er in seinem Tätigkeitsbericht am vergangenen Mittwochabend im Bürgersaal des Rathauses, wo 22 Genossenschaftsmitglieder der Einladung zur Generalversammlung gefolgt waren.

Sonnenstrom für St. Gallus-Heim

Im Mai 2023 wurde die Photovoltaik(PV)-Anlage des St. Gallus-Heims in Zell am Harmersbach in Betrieb genommen, mit einer Größe von 29 kWp. Die Gesamtkosten von rund 79.000 Euro werden durch eine jährliche Pacht refinanziert. Im vergangenen Teilbetriebsjahr hat die sehr gut ausgelastete Anlage 21.000 kW erzeugt, wovon 4.400 kW für eine Vergütung von 8,9 Cent pro kWh ins Netz eingespeist wurden.

Um die Wirtschaftlichkeit für das St. Gallus-Heim zu verbessern, soll eine Anpassung der zum Teil parallelen Nutzung der PV-Anlage und des Gas-Blockheizkraftwerkes erfolgen. Mit dem Ziel, „dass möglichst wenig Strom ins Netz geht und so viel wie möglich selbst verbraucht wird“, so Dieter Schwörer.

Car-Sharing nun vereinfacht!

Die E-Ladesäule beim Rathaus wurde gemeinsam mit dem Car-Sharing-Auto der Stadtmobil Freiburg im Oktober 2023 der Öffentlichkeit übergeben. Die Kosten beliefen sich auf rund 7.000 Euro. „Beides wurde bislang noch nicht so angenommen, wie erhofft“, bedauerte der Vorstandssprecher. Was teilweise an der etwas umständlichen Verifizierung von Neukunden beziehungsweise deren Führerscheinüberprüfung gelegen habe.
Seit kurzem ist dies nicht mehr nur während der Geschäftszeiten auf dem Rathaus, sondern auch online möglich. „Wir hoffen, dass sich die Nutzungszahlen dadurch nun verbessern.“ Lediglich vier Biberacher hatten sich Stand Mai 2024 bei Stadtmobil registriert, Fremde nutzen den zweiten Ladepunkt nur selten.

In Summe drei neue PV-Anlagen

Die PV-Anlage auf den Lagerhallen der ehemaligen Keramikfabrik in Zell ging Anfang des Jahres in Betrieb, mit einer Gesamtleistung von 137,7 kWp. Sie wurde gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk Mittelbaden errichtet. Die BEG des E-Werk Mittelbaden ist gemeinsam mit der BEGB zu je 50 Prozent Betreiber und Eigentümer und übernimmt für die BEGB kostenlos die Überwachung und jährliche Abrechnung.

Die Anlagekosten von rund 122.000 Euro wurden geteilt und liegen im Vergleich wesentlich niedriger als für die PV-Anlage des St. Gallus-Heims. Dieter Schwörer: „Das liegt vor allem an einer massiven Senkung der Modulpreise.“ Der Strom wird komplett ins Netz eingespeist, die Vergütung refinanziert die Anlage sowie die jährliche Pacht an die Stadt Zell.

Eine weitere PV-Anlage ist in Absprache mit der Gemeinde Biberach in den letzten beiden Monaten auf der Lagerhalle des Bauhofs am Güterbahnhof entstanden. „Leider konnten wir das Projekt nicht so schnell umsetzen wie geplant.“ Da im vergangenen Jahr eine Vielzahl von PV-Anlagen neu errichtet wurden, „kamen, respektive kommen die Installationsfirmen teilweise mit der Abarbeitung der Aufträge kaum hinterher, und auch das E-Werk beziehungsweise die Netzbetreiber sind dadurch erheblich belastet.“ Im Juni nun ging die Anlage mit 156 Modulen in Ost-West-Ausrichtung in Betrieb. Die Kosten werden sich auf rund 70.000 Euro belaufen.

Weitere Anteile ausgegeben

Für die zuvor beschriebenen Maßnahmen benötigte die BEGB weitere Finanzmittel. Kredite wollte sie jedoch nicht aufnehmen, um keine unnötigen Kosten zu generieren. Daher bot der Vorstand den Mitgliedern die Möglichkeit der Zeichnung weiterer Mitgliedsanteile für die neuen Projekte an. „Diese Aktion hatte für uns einen durchschlagenden Erfolg“, machten doch 20 Mitglieder von dem Angebot Gebrauch und zeichneten für 41.000 Euro weitere Genossenschaftsanteile. „Das ist ein gutes Zeichen für die Genossenschaft, dass uns die Mitglieder auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten so viel Geld anvertraut haben“, bedankte sich Dieter Schwörer.

Ausblick: Freiflächen- PV-Anlage entlang der Bahn

Seit Jahren ist eine Freiflächen-PV-Anlage von der Größe dreimal 400 kWp in Biberach-Bruch geplant, auf den Grundstücken der Firma Schüle Solar GbR. Hierzu erläuterte der Vorstandssprecher: Nach dem Ukrainekrieg wurden im Zusammenhang mit befürchteter Stromknappheit verschiedene Änderungen im EEG und sonstigen Gesetzen durchgeführt. Freiflächen-PV-Anlagen entlang zweigleisiger Bahnlinien sind jetzt privilegiert und haben dadurch ein einfacheres Genehmigungsverfahren. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes wird somit nicht mehr erforderlich, und statt eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes wird nun lediglich eine Baugenehmigung benötigt.

Beweidung geplant

„Allerdings hat der Gesetzgeber gleich wieder ein Hindernis eingebaut“, bedauerte Dieter Schwörer. So sollen regenerative Stromerzeugungsanlagen größer als 400 kWp künftig zeitlich gestaffelt für die Zeiten keine Vergütung erhalten, an denen der Strompreis an der Leipziger Börse negativ ist.

Durch den massiven Zubau von Wind- und PV-Stromanlagen bei einem gleichzeitig zurückgehenden Stromverbrauch “wird das Ganze insbesondere für Genossenschaften ein schwer zu kalkulierendes Feld“, monierte Dieter Schwörer, „natürlich auch, weil man die Speicheranlagen, die diesen Strom verwenden sollen, noch nicht gebaut hat.“

Positiv hingegen: Da man aufgrund der massiv gesunkenen Modulpreise auf eine Einfriedung verzichten könne, sei stattdessen eine Bepflanzung möglich, ein Bauer wiederum werde die Fläche beweiden. Das dadurch verbesserte Erscheinungsbild samt erhöhter Umweltverträglichkeit werde für eine höhere Bürgerakzeptanz sorgen. Vor Einreichung des Bauantrags wird eine Bürgerinformations-Veranstaltung erfolgen.

Überdies wird sich die BEGB an einem weiteren Bürgerwindrad des E-Werk Mittelbaden beteiligen, es soll bei der Prechtaler Schanze erstellt werden. „Seit unserer Gründung 2012 arbeiten wir sehr eng mit unserem Genossenschaftsmitglied E-Werk Mittelbaden sowie deren Bürgerenergiegenossenschaft zusammen“, lobte Dieter Schwörer, „wir schätzen insbesondere deren fachliche und menschliche Kompetenz.“

Positive Entwicklung

Auch freute sich der BEGB-Mann über folgende Entwicklungen: Seit dem Jahr 2022 gestiegen sind die Mitgliederzahlen von 56 auf 73, die gezeichneten Anteile von 406 auf 702, das gezeichnete Kapital beläuft sich nun auf 351.000 Euro.

Der Eigenkapitalanteil beträgt 96 Prozent. Steuerberater Ralph Hecht bescheinigte der BEGB, ein rundherum gesundes Unternehmen zu sein – auch wenn das Ergebnis gegenüber 2022 trotz gestiegener Umsätze gesunken ist, aufgrund von Abschreibungen sowie gesunkener Strompreise.

Da die Ausschüttung der Dividende einen hohen Verwaltungsaufwand bedeutet, beschloss die Generalversammlung einstimmig, den Erlös des Geschäftsjahres 2023 in Höhe von rund 6.300 Euro auf das kommende Geschäftsjahr vorzutragen.

Wieder- und Neuwahlen

Die Entlastung der durchweg ehrenamtlich agierenden BEGB-Führung erfolgte einstimmig. Martin Wenz, Geschäftsführer beim E-Werk Mittelbaden, hatte sie empfohlen: „Wir haben hier eine Professionalität von Vorstand und Aufsichtsrat, die erstaunlich ist.“

In letzteren für drei Jahre wiedergewählt wurde Bürgermeister Jonas Breig als Vorsitzender, Stellvertreter Robert Fix, Schriftführer Manfred Dürrholder sowie Ansgar Günter. Den aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehenden Josef Ringwald ersetzt Simon Moser. Das Vorstandsteam besteht nach wie vor aus Dieter Schwörer, Aldrin Mattes und Bernd Gißler.

Energiewende vor Ort gestalten

Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Jonas Breig: „Für die Gemeinde ist die BEGB eine große Entlastung, weil sie die Vorfinanzierung für Projekte in Biberach übernimmt.“ Ziel der Gemeinde sei es, die Energiewende auch vor Ort zu gestalten. „An der können Bürger:innen dank der BEGB direkt partizipieren. Voraussetzung ist, dass die Projekte Akzeptanz finden.“ In Bezug auf die geplante PV-Anlage in Bruch betonte er daher, dass im Vorfeld eine Bürgerbeteiligung stattfinden werde.

Zudem informierte er zur Teilfortschreibung von Wind- und Solarenergie seitens des Regionalverbandes: 1,8 Prozent der Landesfläche sollen für Windenergie ausgewiesen werden und 0,2 Prozent für Solarenergie, mit bereits entsprechend ausgewiesenen Vorranggebieten. „Auch wir als Gemeinde sind davon betroffen, dieser Punkt soll in der nächsten Gemeinderatssitzung besprochen, eine Beschlussfass ung im September getroffen werden.“

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