»Hollywood und Moviestar, beim Hexenball werden Träume wahr«, unter diesem Motto feierten die Reiherhexen am Samstag einen ausgelassen-närrischen Hexenball. Pompös und mondän – wie es sich für ein großes Filmfestival gehört, zeigte sich auch die Kulisse – inklusive den Wolkenkratzern, die »östlich der Bahnlinie« gen Himmel ragten.
Jede Menge verfahrene Situationen gab es beim Filmdreh »2 fast and furious« zu bewältigen, nicht nur dass die Fahrer ihre »PS-schwangeren« Bobby-Cars kaum im Griff hatten, nein, auch die Produktion hatte mit steter Geldnot zu kämpfen. Da war auch der »trumpelige« Großmäzen keine wirkliche Hilfe, der versprach mit einer Mauer die Biber auszusperren und sie auch noch dafür bezahlen zu lassen. Nein – die Hexen können gut mit ihren »biberstarken« Nachbarn und pflegen lieber »Biberacher Narrologie als amerikanische Trumpologie.«
Immer und überall im Einsatz war das »Kamera-Team« – auch im schönen Biberach im Kinzigtal. Permanent auf der Jagd nach einer guten Story zu den nahenden Filmfestspielen konnte man aber lediglich im lustigen Bilderraten eine gewisse Ähnlichkeit von Reinhold Messner mit den heimischen Bergwerkgeistern aufdecken.
Heiß her ging es beim »Figaro« im Friseursalon. Eifrig machte sich das Styling-Team daran, drei Damen für den Filmball auf »Hollywood-Niveau« zu trimmen. Wie beim
Tratsch nicht anders zu erwarten, wurden zahlreiche Schnitzer aufgedeckt, aber auch tiefgründige Erkenntnisse gewonnen: So ist sonnenklar, dass man nur mit einem neuen Solidaritätsbeitrag den Biberacher Osten mit dem Westen wieder versöhnen kann.
Goldener Strohschuh
Närrisch korrekt wurden bei den ersten Biberacher Filmfestspielen keine goldenen Statuetten verliehen – nein, es musste schon die »Verleihung des goldenen Strohschuhs« sein – und dies gleich noch in zwei Kategorien: »Service im Backhandwerk« und »Größtes Ego im Friseurhandwerk«. Nominiert wurden heimische Geschäfte, die im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt haben. Gegen harte Konkurrenz setzten sich schließlich Manuela Totzke und Evi Lehmann durch – die als Gag zur Verleihung des Preises in Natura auf die Bühne geholt wurden.
Ein bunter Farbtupfer im Programm bildeten die Balletts. Die Damen beeindruckten mit einem erstklassigen Tanz im 50er-Jahre Style in Petticoat und Lederjacke, während die Männer sich im heißen Body-Suit auf die Bühne wagten und alles gaben: Anmut, Dynamik und Choreografie gemischt mit einer Prise Akrobatik – zwei atemberaubende Nummern, die nicht ohne Zugabe abtreten durften.
Doch nicht nur die Traumwelt Hollywoods beschäftigte die närrischen Reiherhexen – auch ganz irdische Träume rückten in ihren Fokus. So machten sie sich auf die Suche, um einen lang gehegten Wunsch der Bürgermeisterin zu erfüllen: Kompetente »Bewerber für eine Ortspraxis«. Gleich vier qualifizierte Anwärter wurden präsentiert. Vom Tierarzt, über Dr. Mang vom Bodensee bis zum Frauenarzt »Dr. Finger« reichte das Angebot. Gute Chancen räumte sich auch der Psychologe »Fab Roy aus USA« ein – schließlich hatte er sogar den »Fabrikant mit Hut und Klunker« umprogrammiert und von seinem »Flug-Traum(a)« befreit. Per Zuschauer-Voting machte dann aber doch »Dr. Finger« das Rennen und endlich auch die Bürgermeisterin glückseelig.
Das Glöcklein bimmelt im Akkord
Zum Dauereinsatz kam das neue Rathaus-Glöcklein bei »Hannes und die Bürgermeisterin« – getreu ihrer Ankündigung bei der Neujahrsansprache, dass das Glöckchen bimmelt, sobald sie in Rage gerät. »Dirk Weise hängt jetzt den ganzen Tag in den Seilen und bimmelt wie wild« wusste der bauernschlaue und trinkfeste Hannes zu berichten. »Es gibt aber auch so viel worüber man sich ärgern kann, bei allem was Verwaltung, Gemeinderat und Amtsvorgänger verbockt haben – da hat man ja selbst bald keinen Bock mehr« nahm er seine Chefin aber tapfer in Schutz.
Einsatz forderte auch der »Prediger« mit seinem Gospelchor vom närrischen Publikum. Musikalisch wurden Schnitzer und Missgeschicke aufgedeckt – beim ohrwurmtauglichen Refrain war Mitsingen und Aufstehen gefordert – dem der ganze Saal begeistert Folge leistete. So kam auch zu Gehör, dass die Suche nach einem neuen Gemeindebagger, der dem »Schmidt-Sepp« genug Platz zum Schalten und Walten bietet, erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Eine starke Nummer bei der Jubilar Hans-Peter Fautz in seiner Paraderolle »König Dickbauch« alias »der Prediger« glänzte und stimmgewaltig von »seinem Gospelchor« unterstützt wurde. Das Fazit des närrischen Abends: Biberach braucht keine glamourösen Filmfestspiele – die heimische Fasentstradition reicht vollkommen aus!