Schätzungsweise acht Tausend Zuschauer säumten die Zeller Hauptstraße, um sich von den diesjährigen Ideen überraschen zu lassen. Der närrische Zug folgte dem Slogan: »Zeller Fasend begrüßt mit närrischen Hallo Wald Dissnee Film und Co.« Das Wetter zeigte sich von seiner wohlwollenden Seite und trug bei Akteuren und Schaulustigen zu einer unbeschwerten Straßenfasend bei.
Um 14 Uhr begaben sich die Zeller Narrenräte unter Anführung ihres Zunftmeisters Clemens Halter und Fahnenträger Sam Spicker zum Storchenturm, um den Zeller Narro aus dem Grab zu wecken. Schätzungsweise entstiegen der Gruft 650 bis 700 Narroträger, darunter auch ein seltenes Bändele aus Zeitungspapier und neun Schneckehüsli-Narro. Dann bewegte sich der farbige Lindwurm mit unzähligen Bändele- und zahlreichen Welschkorn- und Karten-Narros in die Oberstadt, um die Motivgruppen abzuholen.
Die Zeit bis zum Eintreffen des Hauptzuges wurden von den Basler Grachsymphonikern mit Bravour überbrückt. Die Guggemusik ist etwas vom Feinsten, sowohl was den Sound als auch das Outfit betrifft. Der Takt folgt einem Schweizer Uhrwerk. Zugleich servieren die Bläser schöne Melodien. Diesmal steckten die 40 Mann in kunstvollen kupferfarbenen Monturen, voran Tambourmajor Florian Kainz im Anzug eines Tiefseetauchers. Die Truppe beglückte die Zeller Fasend bereits zum 12. Mal. Sie wird selbstverständlich auch beim kommenden Basler Morgestraich zum spektakulären Ritual Spektakel beitragen.
Fasend macht Musik
Nicht minder haben wieder die drei heimischen Musikkapellen für eine tolle Stimmung gesorgt. Stefan Polap führte die Stadtkapelle an, Patrick Friedmann die Musikapelle Unterharmersbach und Xaver Meier die Musikkapelle Unterentersbach. Ohne Musik geht an der Fasend nichts, wie man weiß. Und natürlich wiederholten die Kapellen zur Feier des Tages immer und immer wieder den zünftigen Zeller Narrenmarsch, den die Zeller bekanntlich schon von Kind auf im Blut haben.
Moderiert wurde der Umzug diesmal von zwei Micky-Mäusen. In den stilechten Kostümen steckten die altbewährten Zunftmitglieder Berthold Damm und Manfred Lehmann. Sie skandierten für die Gäste die traditionellen Fasendsprüchle »Borschdig isch die Sau« und »Fedrig isch ie Henn«. Dann stimmten sie das Publikum auch auf das ausgesuchte Umzugs-Motto ein, das in die Welt der Zeichentrickfilme von Walt Disney entführte.
Den Themenreigen eröffnete das Fürstentum Lohgass mit einer mexikanischen Legende von einem Jungen der sich ins Totenreich begab. Dort suchte er seinen musikverliebten Urgroßvater, der die Familie einst verlassen hatte. Entsprechend zeigten die Kostüme weiße Skelette auf schwarzem Grund. Im Kontrast dazu schmückten bunte Blumen die Gewänder. Dem Tod ist der sonst übliche Schrecken entzogen. Er gehört zum Leben dazu.
Fest der Kostüme
Die Insel-Gemeinschaft hatte sich in Mary Poppins verliebt. Das phantastische Kindermädchen inspirierte die Damen zu eleganten blauen Roben, mit weißen Blusen und roten Accessoires. Echt chic! Die Gegenspieler kleideten sich dagegen als Kaminfeger in tiefstes Schwarz. Kaminfegermeister Olaf Krieg kündigte für die zweite Umzugsrunde eine besondere Attraktion an. Einige verwegene Insulaner stülpten sich dann auf der Bühne mit Ruß gefüllte Säcke über den Kopf und tauchten danach mit rabenschwarzen Visagen wieder auf.
Die Bruchgemeinschaft ließ Indianer-Romantik aufleben. Den Hintergrund bildete die Geschichte von »Pocahontas«, der Tochter eines Häuptlings, die ihren Stamm davon abhielt, die weißen Kolonisten zu skalpieren. Eindruck machten nicht nur die typischen Kleider der Squaws und der prächtige Federschmuck der Indianer, sondern auch der Wagen, der mit einem mächtigen Felsen und einem üppigen Baum den Eindruck einer imposanten Landschaft weckte.
»König der Löwen« stand über der Inszenierung der Gemeinschaft »Städtle«. Neben dem Rudel der braun eingekleideten Löwen stachen blau gefiederte Vögel ins Auge. War der Himmel bis dahin noch bedeckt gewesen, tat sich jetzt ein Fenster auf und ließ die Farben erstrahlen. Simba, der König der Löwen, alias Städtle-Ober-Homberle Rolf Herr, konnte mit dem Auftritt seiner Tierschau zufrieden sein.
Ein Film nach dem andern
Die Entersbacher behaupteten allen Ernstes Aladdin habe seine Wunderlampe in einer Entersbacher Bachkuchi gefunden. Doch die auf dem Wagen gezeigte überdimensionale Wunderlampe fände allenfalls in ihrem Dorfgemeinschaftshaus Platz. Der Schwindel war offensichtlich. Echt wirkten dagegen die orientalischen Kostüme, die Turbane der Männer und der Gesichtsschleier erwählter Haremsdamen. Die goldene Wunderlampe und der blaue Lanz-Bulldog rauchten derweil um die Wette.
Die Neuhuser erinnerten an Peter Pan und seine Freundin Tinkerbell. Peter Pan wollte partout nicht erwachsen werden und machte sich auf die Suche nach Nimmerland. Sein Gegner war der Piratenführer Captain Hook, der ihm seine Träume vermasseln wollte. Hoch auf dem Wagen kämpften die Kontrahenten miteinander. Wäre da nicht die Fee Tinkerbell mit ihrer Zauberkraft gewesen, hätte Peter Pan den Kampf verloren. So jedoch erwies er sich als der Stärkere, der am Ende ein Schatzkästlein öffnete und die Zuschauer mit süßen Dukaten beglückte. Die Frauen hatten sich in diesem Spiel als geflügelte Tinkerbell in Schale geworfen.
Was wäre die Welt der Zeichentrickfilme ohne »Bambi«! Klein-Paris nahm sich des arglosen Hirsch-Babys an. Die Frauen schlüpften dazu in die reh-braunen Bambi-Kostüme. Daneben tummelten sich noch Hasen und Stinktiere im Wald. Bedroht wird eine derartige Idylle normalerweise von Jägern, hier von Männern dargestellt. Die Klein-Pariser lösten aber das Problem, indem sie die Jäger kurzerhand zu Schürzenjägern erklärten.
Geheimnis des Erfolgs
Ein wenig aus der Rolle fielen die Dörfler. Statt sich um die fantastische Welt der Zeichentrickfilme zu kümmern, erinnerten sie an die Anfänge des Films überhaupt. »Als die Bilder laufen lernten« war ihr Thema. Requisiten waren die Film-Kamera und die obligatorische Film-Klappe. Letztere wurde auch Zuschauern in die Hand gedrückt mit der Aufforderung »Halt mal die Klappe!«. Bürgermeister Stefan Huber vergab an die beiden Moderatoren »Hauptrollen«, die sie auch auf der Toilette benutzen können.
Auswärtige Besucher zeigen sich immer wieder überrascht, dass Zell derart sagenhafte Umzüge auf die Beine stellt. Ein Geheimnis liegt in der Pflege des Narresome. Sowohl bei den Narroträgern wie auch beim Motivzug werden Kinder einbezogen. Einige Gemeinschaften gestalten eigene Wagen für Kinder, so das Dörfle mit Micky Maus und Donald Duck und der Entersbach mit Aladdins Freunde (Papagei und Äffle). Die närrische Früherziehung zahlt sich aus.
Dass in Zell an Fasend was los ist, wissen anscheinend auch die Störche. Jedenfalls hat sich pünktlich zur Fasend ein Storch auf den First des Rathauses gesetzt. Die kräftige Musik und die lauten Ansagen konnten ihn nicht schrecken. Er schien den Rummel eher zu genießen. Ein ganz anderer Genießer wurde von den beiden Moderatoren eigens begrüßt: Bruder Konrad vom Kapuzinerkloster. Er ist zur Zeller Fasend eigens angereist. Eine gute Idee!
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter-Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann





