Auch 2022 ruft der BUND wieder dazu auf, in der vorösterlichen Fastenzeit auf Plastik zu verzichten. Dabei werden insbesondere die Probleme mit Mikroplastik aufgezeigt.
Plastik ist nicht nur im Hinblick auf Rohstoffverschwendung und Klimabelastung ein Problem. Die verschiedenen Kunststoffe sind schlecht recycelbar, vermüllen häufig die Natur und landen letztlich in den Weltmeeren, wo sie eine Gefahr für viele Tiere und Lebensräume darstellen. Wenn die Gegenstände langsam zerfallen, entsteht Mikroplastik, das auch in Reinigungsmitteln, Duschgel, Peeling oder Lippenstift enthalten sein kann. Die mikroskopisch kleinen Plastikpartikel entstehen außerdem durch Reifenabrieb, beim Waschen von Kleidung aus synthetischen Fasern oder durch abblätternden Lack. Da sie in Kläranlagen nicht herausgefiltert werden, gelangen sie über das Abwasser direkt in die Flüsse oder im Klärschlamm auf die Felder und somit in den Naturkreislauf.
Auch in Gewässern in Baden-Württemberg schwimmen unzählige kleine Plastikpartikel. Der Kunststoff wirkt aufgrund seiner Oberflächeneigenschaften wie ein Magnet auf Umweltgifte. Fressen Tiere die Partikel, nehmen sie also jede Menge Gifte auf, die nicht nur ihr Leben verkürzen, sondern über die Nahrungskette auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben können.
Die Problematik ist bekannt. Dennoch verbraucht und produziert Deutschland mit rund 14 Millionen Tonnen so viel Plastik wie kein anderes Land in Europa – Tendenz steigend. Die Menge von Kunststoffabfall hat sich in Deutschland von 1994 bis 2015 auf ca. 5,92 Millionen Tonnen pro Jahr verdoppelt. Unter anderem handelt es sich dabei um 2,5 Milliarden Plastiktüten jährlich (29 Tüten pro Kopf), die im Schnitt gerade einmal 25 Minuten in Gebrauch sind.
»Die Fastenzeit ist ein guter Anlass, den eigenen Umgang mit Kunststoffen und Einwegverpackungen zu überprüfen. Im Laufe von sieben Wochen kann man plastikfreie Gewohnheiten einüben und die Verhaltensweisen, die sich im Alltag bewähren, auch anschließend fortsetzen«, beschreibt Petra Rumpel, Kreisgeschäftsführerin des BUND in der Ortenau, die bundesweite BUND-Aktion. Der Verband hat dafür Tipps zusammengestellt, wie jede*r einen Beitrag dazu leisten kann, Plastik zu reduzieren.
Wo immer möglich, sollten beim Einkauf unverpackte Produkte und Mehrwegflaschen und -gläser bevorzugt werden. Statt Plastiktüten, Gemüsebeutelchen oder auch sogenanntes »Bioplastik« sollten Mehrwegbeutel, Gemüsenetze oder Einkaufskörbe zum Einsatz kommen. In speziellen Unverpackt-Läden oder -Abteilungen kann man lose Ware hygienisch in mitgebrachte Schraubgläser abfüllen.
Da, wo man die Ware nicht ohne unnötige Umverpackungen kaufen kann, kann man diesen Ballast beim Handel zurücklassen und damit seinem Protest gegen die Ressourcenverschwendung Nachdruck verleihen.
Der Kauf von Kosmetika, die Mikroplastik enthalten, kann vermieden werden, indem man die Produkte zum Beispiel mit der Tox-Fox-App des BUND prüft. Der Produkt-Check deckt nicht nur hormonell wirksame Schadstoffe und Nanopartikel auf, sondern auch Mikroplastik. Zum Waschen von Kleidung aus synthetischen Fasern wie Polyester, Polyamid oder Polyacryl empfiehlt sich der Einsatz von Wäschebeuteln, die feine Partikel zurückhalten.
Eine große Entlastung für die Natur bedeutet es außerdem, wenn Fußgänger herumliegenden Plastikmüll, den es leider überall gibt, nebenbei einsammeln und entsorgen. Und da auch der Reifenabrieb einen nicht unerheblichen Anteil der Mikroplastikproblematik darstellt, gilt beim Autofahren: Weniger ist mehr.