Viele erinnern sich noch heute an »die Hochzeit zwischen den Eidgenossen von Tuggen am Zürichsee und den freien Bauern von Unterharmersbach«, die mit über 10.000 Besuchern von überall her im Sommer 2000 in Unterharmersbach mit viel Volk und Freunden gefeiert wurde. Mit vier Bussen waren die Schweizer mit Alphörnern und riesigen Kuhglocken angereist. Alle Zimmer im Tal waren von den Freunden aus Tuggen belegt. Mit dabei das SWR-Fernsehteam, das begeistert von so soviel Freundschaft und Brauchtum zwei Tage ununterbrochen drehte.
Schon Samstagnachmittag begann das große Partnerschaftsfest. Die Unterharmersbacher Bürgerwehr unter Kommandant Gottfried Gutmann mit ihren Vorderladern, die Musik- und Trachtenkapelle unter Stefan Polap, die Schweizer Fahnenschwinger, Einscheller und Alphornbläser hatten sich vor der Schwarzwaldhalle zum Festakt versammelt.
Partnerschaftsbaum und Sandsteindenkmal
Gemeindepräsidentin Renate Kälin-Züger mit ihrem Vorgänger Ehrenbürger Jürg Wyrsch setzten gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Hans-Martin Moll und Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner zur »ewigen Erinnerung« einen Ahornbaum. Danach wurde ein Sandsteinblock aus dem Brandenkopf-Gebiet enthüllt, auf dem die Partnerschaft mit dem eingemeißelten Wappen beider Gemeinden besiegelt wurde.
Nach diesem symbolischen Akt marschierten die Uniform- und Trachtenträger und alle Besucher zur Festwiese des Fürstenberger Hof. Dort wurde zu Ehren der Gäste der große Zapfenstreich mit den Nationalhymnen von Deutschland und der Schweiz vorgetragen. Am Abend war die Schwarzwaldhalle in eine riesige Schwarzwälder Bauernstube umgestaltet worden. Hier fand ein deutsch-schweizer Abend mit tollen Beiträgen und Verbrüderungen statt.
Am Sonntagmorgen weckten die Alphornbläser mit ihren herrlichen Klängen vom Eckwald herunter und luden zum Fest und zum Feldgottesdienst ein, den der unvergessene Bürgersohn Pater Edilbert und Pater Richard zelebrierten. Danach wurde von der damaligen Landwirtschaftsministerin Gerdi Staiblin der Bauernmarkt auf dem Kurgartengelände anlässlich des Partnerschaftsfestes eröffnet. Beim anschließenden Schwarzwälder Heimatfest mit bäuerlichem Brauchtum wie vor 100 Jahren mit Knechten und Mägden, dem Beladen und Entladen eines von Ochsen gezogenen Heuwagen, dem Dreschen im Vierertakt, dem Mosttrotten, dem Pferdebeschlagen bot ein herrlicher Bilderbogen der guten, alten Zeit. Höhepunkt war der Einzug der Bauernhochzeiten, dargestellt von den Trachtengruppen Bermersbach und Lossburg. Bis auf den letzten Platz war die Festwiese von begeisterten Besuchern überfüllt.
Auch das traditionelle Schweizer Brauchtum mit Schwingen (spezieller Ringkampf), dem Einschellen und dem Steinstoßen wurde mit viel Beifall bedacht. Beim Steinstoßen der Prominenz wurde der Banker Mathias Wangler vor Bürgermeister Moll und Ortsvorsteher Wagner Überraschungssieger. Mit dem vielbestaunten Rüttibrennen am Eckwaldhang fand das Fest, wie es noch nie eines im Hambe gegeben hatte, seinen Abschluss.
300 Hambacher reisten nach Tuggen
Im Sommer 2001 fand dann die Partnerschaftsfeier in Tuggen statt. 300 Hambacher waren mit nach Tuggen gefahren. Mit viel Schweizer Folklore vom Zürichsee mit der Schwizer-Band«, dem Musikorchester Tuggen, mit dem extra gegründeten Buchberg-Chörli und besten Schweizer Spezialitäten wurde es ein herrlicher Tag, Es war sogar gelungen, nach sorgfältiger Prüfung durch das Schweizer Verteidigungsministerium die Erlaubnis zu erhalten, dass die Bürgerwehrmänner unter der Leitung von Kommandant Gottfried Gutmann
einen Ehrensalut für Tuggen abfeuern durften, da es sich – so die Begründung des Schweizer Ministeriums – offensichtlich um einen freundschaftlich geprägten Anlass handelte. Als Gastgeschenk und Erinnerung an den denkwürdigen Tag hatte Unterharmersbach eine Sonnen-uhr aus bestem Schwarzwaldgneisstein – gefertigt von Steinhauermeister Manfred Neunzig – am Tuggner Rathaus aufgestellt.
Geburtstagsfeier ist auf 2021 verschoben
Bedauerlicherweise konnte in diesem Jahr das 20-jährige Partnerschaftsjubiläum auf Grund der Bestimmungen zur Einschränkung des Corona-Virus nicht gefeiert werden. Aber Bürgermeister Günter Pfundstein hat sich darüber bereits Gedanken gemacht und eine gute Lösung gefunden. Für den Tag der Heimat 2021 hat er nämlich alle vier Partnergemeinden zu einem Freundschaftstreffen nach Zell eingeladen. Die Feier der 20-jährigen Freundschaft zwischen Unterharmersbach und Tuggen wäre bei diesem Fest eine besonders schöne Gelegenheit, die 20-jährige Partnerschaft zu würdigen.
Der Ortsheilige Gallus
Der eigentlichen Hochzeit zwischen Unterharmersbach und Tuggen war, wie sich gehört, eine sechsjährige Probezeit vorausgegangen, in der sich die zunächst noch zarten Bande zwischen den Menschen beider Orte unauflösbar verknüpften.
Begonnen hatte alles, als die Tuggner Feuerwehr 1994 einen Ausflug nach Unterharmersbach durchführte. Mit dabei, wie es sich für echte Schweizer gehört – auch ihre Fahne. Sie zeigte einen Mönch auf einem Boot, das sich durch die Stürme am Zürichsee kämpfte. Als die Tuggner den Unterharmersbachern erzählten, dass der Mönch auf dem Boot ihr Ortsheiliger Gallus war, war das Eis gebrochen, denn der heilige Gallus ist auch der Ortsheilige von Unterharmersbach, wie ja in Tuggen auch in Unterharmersbach auf Fahne und Wappen festgehalten wird.
Der Funke zwischen beiden Gemeinden sprang schnell über, als der damalige Ortsvorsteher Wagner die Schweizer Bauern in den Fürstenberger Hof und zu einem Schnäpsle einlud. Noch vor Weihnachten 1994 statteten Ortsvorsteher a. D. Wagner, Ortsvorsteher a. D. Paul Keller, Ehrenringträger Hans-Jürgen Friedmann und Friedrich Fritsch dem Tuggner Gemeindepräsidenten Jürg Wyrsch einen Antrittsbesuch ab. Seither ist das Feuer zwischen beiden Gemeinden nie mehr erloschen. Schulklassen besuchen sich gegenseitig und lernten sich so kennen, Vereine besuchten sich und stärkten die Freundschaft.