Das Coronavirus ist noch nicht da, aber die Gastronomen im Ländle spüren es schon kräftig. Stornierungen gebuchter Reisen für Einzelpersonen und Gruppen flattern täglich auf den Tisch, während die traditionellen Buchungen in der Zeit nach Fasnacht für den Osterurlaub nur spärlich eintrudeln.
Wie viele andere aus der Branche kann auch Hotelier Paul Lehmann vom Hotel Klosterbräustuben in Unterharmersbach ein Lied davon singen. Mit 35.000 Übernachtungen, 140 Betten und 90 Zimmern, Sauna und Schwimmbad und mit bester Technik ausgestatteten Konferenzsälen ist er der Marktführer im Harmersbachtal.
Paul Lehmann erzählt: »Als ich in den ersten Tagen des neuen Jahres die Liste mit den Vorausbuchungen für 2020 anschaute, strahlte ich. Voller Freude rief ich meine Söhne und sagte ihnen: »2020 wird unser bestes Jahr!« Doch diese Prognose gilt jetzt Anfang März nicht mehr. Italien hat für Urlauber ein Ausreiseverbot bis zum 15. März verhängt und es ist nicht sicher, dass es dabei bleibt. Auch die Klosterbräustuben sind von diesem Ausreiseverbot betroffen. Eine Gruppe aus Norditalien sagte kurzfristig ab. 90 Gäste aus China, die Ende Januar eine Rundreise durch Deutschland gebucht hatten und drei Tage in den Klosterbräustuben Zimmer angemietet hatten, stornierten ebenfalls ganz kurzfristig – wegen Corona.
Paul Lehmann: »Was will ich machen? Verlange ich Stornogebühren habe ich Riesenärger und verliere auch noch sehr gute Reiseunternehmen, die auch sonst jährlich unser Haus anmieten.« Bis jetzt sind es bereits über 500 Übernachtungen mit Halbpension, die durch das Corona-Virus einfach fehlen. Paul Lehmann: »Wir haben 50 feste Mitarbeiter, die am Ende des Monats zu Recht ihr Geld wollen. Und dazu kommen ja die laufenden Kosten, Heizung, Energie, Wasser, W-LAN und vieles mehr.«
Paul Lehmann: »Wir haben sehr viele Geschäftskunden aus aller Welt.« Auch die bleiben inzwischen aus. Die Furcht vor dem Corona-Virus ist allgegenwärtig. Jede Firma fürchtet, dass ein Mitarbeiter von seiner Geschäftsreise den Virus in den Betrieb einschleppt. So werden die Reisen gar nicht mehr genehmigt. Zur Zeit hat sich eine französische Firmengruppe für Tagungen eingemietet. Paul Lehmann: »Die Firma gehört zu unseren Stammkunden. Die Mitarbeiter vertrauen uns und fühlen sich hier wohl. Aber was wird mit den Gruppen und Gästen, die sich nächste Woche eingebucht haben? Kommen sie oder kommen sie nicht? Diese Unsicherheit zehrt an den Nerven.«
Die zahlreichen Busunternehmen, die meist mit Senioren im Sommer und Herbst anreisen, spüren weniger von dem Corona-Virus. Die Buchungen von Gästen laufen dort weitgehend normal. Auch hier gilt: Diese Gäste und Unternehmungen kennen die Klosterbräustuben und fühlen sich wohl wie zuhause. Paul Lehmann: »Wir können nur hoffen, dass sich die Corona-Epidemie bald abschwächt.« Nach der Einschätzung des erfahrenen Hoteliers könnten dann im Sommer und Herbst auch Urlauber, die sonst im Ausland fahren, sich für einen Urlaub
in Deutschland entscheiden. Nicht zuletzt weil hier die ärztliche Versorgung sicherer und man im Notfall einfach schneller zu Hause ist.

Eine französische Gruppe hält ihre Jahrestagung wie jedes Jahr in den Klosterbräustuben ab. Sie fühlen sich dort wohl und bestens umsorgt.
Wie geht es weiter? Paul Lehmann, Wirtesprecher und HGV-Vorsitzender der Stadt Zell a. H.: »Wir hoffen, dass uns Land und Bund nicht im Regen stehen lassen, sondern in dieser schwierigen Situation mit entsprechenden Hilfen und Programmen unterstützen. Sonst geht das Gasthaus- und Hotelsterben mit den vielen Arbeitsplätzen noch schneller weiter als schon jetzt.« Das wird keiner wollen.