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Zell am Harmersbach | 15.10.2025

39 Keramikinteressierte aus der Schweiz informierten sich

Foto:
Noch ein Gruppenfoto vor dem Rundofengebäude, und dann nichts wie hinein in dasselbe. Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

Erneut hat Johann B. Schreiber eine große Gästegruppe nach Zell gebracht. Sie war begeistert vom Städtle, dem Storchenturmmuseum und vor allem vom Rundofen.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Nach den Führungen durch Hubert Temme (Mitte, links) und Bernhard Stelzer (rechts daneben) versammelten sich die Schweizer Gäste im Foyer des Storchenturmmuseums zu einem fröhlichen Umtrunk.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Er hatte hoch interessierte Zuhörer: Johann B. Schreiber (rechts). Hier erzählt er im kleinen aber feinen Museum des Rundofens von berühmten Porzellankünstlern, die für die Zeller Keramikfabrik Formen und Dekore erschaffen haben.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Johann B. Schreiber (von links) mit Freunden des Storchenturmmuseums – hier sind es Ludwig Börsig, Christel Börsig und Anneliese Saade: Sie haben die Freunde der Matzendorfer Keramik am Sonntagvormittag mit einem Apéro bewirtet.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Vor der „Brennkammer 2“ erfuhren die Schweizer Keramikfreunde unter anderem, was es mit den Eisenringen auf sich hat, von denen die Brennkammern umfasst werden.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Julia und Johann B. Schreiber (von links) wurden von Vorstandsmitgliedern der Freunde der Matzendorfer Keramik herzlich bedankt: Roland Müller, Markus Strähl, Markus Egli.

„Sensationell“, „völlig erschlagen, aber im positivsten Sinne“ – so unter anderem lautete das Fazit der 39 Menschen, die der Wahlschweizer Johann Baptist Schreiber am vergangenen Wochenende in seine Heimatstadt Zell gebracht hatte. 1942 geboren, ist der Keramikermeister der letzte noch lebende Vertreter der alteingesessenen Zeller Hafner- und Keramikerfamilie Schreiber, der dieses traditionsreiche Handwerk ausgeübt hat beziehungsweise noch immer ausübt.
Die Schreiber´sche Stadthafnerei war 1795 gegründet worden, ein Jahr nach den allerersten Anfängen der Zeller Keramikfabrik Anton Burgers. Sechs Schreiber´sche Generationen wirkten als Hafner, Keramiker und Ofenbauer. Johann B. Schreibers Elternhaus in der Nordracher Straße steht auch heute noch. Er selbst war nach seinen Lehr- und Wanderjahren in der Schweiz „hängengeblieben“.

Hier lernte er seine Frau kennen, gründete seine eigene Werkstatt und gab zudem als Lehrender sein vielfältiges Fachwissen an junge Menschen weiter. Mit einer Hingabe, von der nun auch die Schweizer „Freunde der Matzendorfer Keramik“ staunend profitierten, insbesondere in Bezug auf den historischen Rundofen und die Zeller Keramikfabrik.

Am Samstag war die Gruppe aus der Schweiz angereist, eingecheckt wurde im Hotel „Klosterbräustuben“. Zur Einstimmung betätigte sich Johann B. Schreiber als Stadtführer. Am Sonntag dann ging es zunächst ins Storchenturmmuseum, wo sich die Gäste in zwei Gruppen unter die Fittiche von Hubert Temme und Bernhard Stelzer begaben. Als kundige Mitglieder der „Museumsfreunde Storchenturm“ gaben diese einen Abriss zu Stadtgeschichte, Storchenturm und historischem Stadtmodell.

„Da haben wir diskutiert“

Vor allem auch interessierten sich die Gäste für die keramischen Exponate der Zeller Hafner und der Zeller Keramikfabrik, für die Sammlung von Porzellan und Steingut. Wobei die Abgrenzung selbst für Fachleute nicht immer einfach ist: „Es gibt ein paar Teile, da haben wir diskutiert, ob das jetzt Porzellan ist oder nur Steingut“, erinnert sich Johann B. Schreiber. Nach einem „Apéro“ im Museumsfoyer folgte das Mittagessen im Bräukeller, hervorragend gelaunt fand sich die Truppe anschließend beim Rundofen-Gebäude ein.

Ähnlich dem Zeller Rundofen-Förderverein, der sich um das Industrie-Denkmal und obendrein um erhaltenswerte Hinterlassenschaften der seit 2023 stillgelegten Zeller Keramikfabrik kümmert, hegen auch die Freunde der Matzendorfer Keramik den Nachlass einer Fabrik – deren Produktion war schon im Jahr 2004 eingestellt worden. Johann B. Schreibers Verbindung zu „den Matzendorfern“ (denen er selbst seit acht Jahren angehört), entstand zum einen über die „Keramikfreunde der Schweiz“, bei denen er ebenfalls Mitglied ist und die bereits im vergangenen Jahr zu Besuch in der „Keramikstadt Zell“ waren.
Zum anderen war er von den Matzendorfern vor Jahren zu einem Symposium zum Werk Benno Geigers eingeladen worden – seinem ehemaligen Lehrer an der Keramischen Fachschule Bern sowie „wichtiger Teil der Matzendorfer Keramikgeschichte in der Neuzeit“, wie Schreiber erklärt.

Das Ineinandergreifen der Vereine

Auch in wissenschaftlicher Hinsicht befassen sich die Matzendorfer Keramikfreunde mit ihrer Sammlung, beispielsweise „in Verbindung mit den chemischen Auswertungen der Tonsorten“. Dies wiederum führte zu einer weiteren Zusammenarbeit. Denn da Johann B. Schreiber auch dem Zeller Rundofen-Förderverein angehört, war er ob seines immensen Fachwissens in den Sanierungsprozess des Industriedenkmals eingebunden. Als es um die Untersuchung der in 100 Jahren Glasurbrand entstandenen „Glashaut“ ging, die das Innere der untersten Rundofen-Brennkammer überzieht, hatte das Matzendorfer Vereinsmitglied Marino Macetti dem gebürtigen Zeller unabdingbar helfend zur Seite gestanden.

Der nun – Johann B. Schreiber also – führte die mit ihm befreundeten Schweizer Keramikinteressierten am vergangenen Sonntag zunächst durch das kleine Museum im Keller des Rundofengebäudes. Unter harten Arbeitsbedingungen waren hier, wo heutzutage Schauvitrinen, Fotos und Grafiken zu sehen sind, dereinst ungezählte Tonnen von Steinkohle zum Füttern des Feuers eingeschaufelt worden. Schließlich galt es in der untersten Brennkammer mit ihren überschlagenden Flammen 1450 Grad Celsius für den Glasurbrand zu erreichen. In den beiden etagenweise darüber liegenden Brennkammern für Rohporzellan respektive Kapselbrand erreichten die Temperaturen 950 beziehungsweise 850 Grad Celsius.

Faszinierende Führung, viele Fragen

Die Teilnehmer diskutierten ausgiebig über die traditionelle Technik und den Ablauf des Porzellanbrennens. Dabei wurden detailliert die einzelnen Brandphasen und der Aufbau des Brennofens erläutert. Auch ging es unter anderem um technische Einzelheiten wie die Regulierung des Luftzugs, die Messung der Brenntemperaturen mithilfe von Kegeln und die Herausforderungen, die durch die unterschiedlichen Temperaturzonen entstanden – drei Brennkammern übereinander: Das macht den historischen Rundofen außergewöhnlich. Bis 1942 war er in Betrieb.

„Wenn ich mir überlege, dass die Brennöfen, in denen mein Vater früher Ofenkacheln und Gefäßkeramik brannte, ein Volumen von zwei und drei Kubikmetern hatten – aber hier im Rundofen sind es unglaubliche 200 Kubikmeter …“, sinnierte Johann B. Schreiber während seiner von Fachwissen gespickten und doch kurzweiligen Führung. Dass jeder Brand ein Risiko sei, betonte er, „weil immer etwas schief gehen und das Brenngut Schaden nehmen kann“, zum Beispiel durch Verspringen oder Sich-verziehen. Ging in den riesigen Brennkammern etwas schief, war die Schadensmenge enorm.

Besonderer Dank

Ein weiteres Thema war denn auch die handwerkliche und künstlerische Präzision, die in der Herstellung und Dekoration von Porzellanprodukten zum Tragen kommt, desgleichen die Bewertung historischer Technik im Vergleich zu industriell entwickelten Verfahren.

Obwohl gesundheitlich angeschlagen, blieb Johann B. Schreiber seinem Publikum keine einzige Antwort auf die vielen hoch interessierten Fragen während und nach seiner Führung schuldig. Wobei trotz aller Ernsthaftigkeit und Sachfülle nie eines zu kurz kam: der Humor.

Die Freunde der Matzendorfer Keramik dankten es dem Keramikermeister und seiner ihn hoch engagiert begleitenden Gattin mit emotionalem Applaus und Präsenten. Eines davon war ein immaterielles und tief berührendes: Das neapolitanische Volkslied „O sole mio“, von einem der Matzendorfer Keramikfreunde spontan im Rundofen-Foyer vorgetragen und von dessen einzigartiger Akustik getragen. Ganz so, als weile der unvergessliche italienische Opernsänger Luciano Pavarotti kurz wieder auf Erden.

Öffnungszeiten

Rundofen und Storchenturmmuseum sind Donnerstag, Freitag und Sonntag von 14 – 17 Uhr geöffnet, an jedem ersten Sonntag des Monats gibt es im Rundofen um 14.30 Uhr eine Führung.

Am Donnerstag, 16. Oktober, findet um 18:30 Uhr die Vernissage zur Ausstellung „Frauen in der Zeller Keramik“ statt.

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Schlagworte:
Rundofen Zell am Harmersbach, Storchenturm-Museum Zell am Harmersbach, Zeller Keramik

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