Eine Geschichte, fast wie sie war. Fasend-Faction von Susanne Vollrath.
Ich wache auf, als das Licht durch die Vorhänge kriecht. Meine Kehle brennt. Etwas drückt an meinem Hals – ein Presseausweis baumelt an einem blauen Band.
Mein Blick fällt auf meine Hände. Rechts ein aufblasbares Mikrofon. Links ein Fotoapparat. Mein Daumen drückt mechanisch eine Taste. Klick. Ein Bild erscheint: Ein Mann mit lockigem Haar und einem karierten Pullunder, der auf einem Bürostuhl sitzt. Klick. Eine Gruppe Männer in dunklen Anzügen, die synchron die Arme verschränken, als würden sie für ein geheimes Ritual posieren. Klick. Eine Stadt, die an Venedig erinnert, aber garantiert nicht Venedig ist.
Ich starre auf das Display, suche nach Erinnerung. Doch da ist nichts. Kein Ton, kein Bild, nur ein greller Blitz, als hätte jemand alles gelöscht.
Ich lasse den Fotoapparat sinken. Bilder flackern vor meinen Augen. Dieser Blitz. Der Geruch von Cola und Käsebrot hängt schwer in der Luft.
Eine silberne Weltkugel klebt an meinem Knie, als ich mich aus dem Bett schwinge, glitzert matt im ersten Licht des Tages. Mein Blick fällt auf den Nacht-tisch. Der letzte Eintrag in mein Notizbuch ist von 23.34 Uhr. Er umfasst nur ein einziges Wort: „Blitzdings.“
Ich muss zurück. Zur Jahnturnhalle. Zur Bühne. Zum Anfang der Nacht.
Rückkehr zur Jahnturnhalle
Die Jahnturnhalle liegt still. Das fahrende Volk der Lohgass-Truppe räumt die Überreste der Nacht zusammen. In der Mitte steht Alex, ihr Fürst. Sein buntes Tuch flattert, als er mich sieht. „Ah, unsere Reporterin!“ Ein Grinsen zieht sich über sein Gesicht. „Du siehst aus, als hättest du die Nacht verloren.“ Ich zeige ihm meinen Block. „Blitzdings“, lese ich vor. Er nickt langsam, legt den Besen zur Seite. „Blitzdings also.“ Er schnippt mit den Fingern, und die anderen schauen auf. „Wir holen deine Erinnerung zurück. Wir sind das fahrende Volk. Wir haben Mittel und Wege.“
Alex schnippt erneut, und die Truppe rückt enger zusammen. „Der Anfang jeder Nacht“, sagt er, „liegt in den Geschichten. Was weißt du noch?“ „Nicht viel“, sage ich. „Ein Mann im karierten Pullunder. Männer in schwarzen Anzügen. Und dann… immer wieder Blitze.“
Eine Frau mit rotem Kopftuch tritt vor. Ihre Stimme ist leise: „Erinnerungen kleben nicht wie Konfetti. Man muss sie locken.“ Alex nickt, als hätte er auf diesen Moment gewartet. „Dann fangen wir an.“
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.