Die bekannte und geschätzte Zeller Geschäftsfrau ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie das Papiergeschäft Febon zu großer Blüte gebracht.
Wenn die reife Dame im Café „Alt Zell“ das Kaffee-getränk bestellte, wusste man schon, dass ein Strohhalm dazu benötigt wird. Auch wenn der Zeitgeist dies nicht gut heißt. Man sah Lina Lehmann nach, dass sie die Aussprache des italienischen Heißgetränks in ihrer eigenen Art beugte.
Sie hatte nach dem Krieg im Nebenzimmer des Gasthofs Krone Französisch gelernt. Die Sprache ihrer Ahnen, den „Feppons“. Schließlich hat sie über viele Jahrzehnte erfolgreich das Geschäftsleben in Zell a. H. mitgetragen.
Man spürte Dankbarkeit für das Entgegenkommen der Menschen im Städtchen. Die netten Worte der Servicekraft. Die freundlichen Grußformeln der Passanten. Wie viele ältere Mitmenschen glich sie das schwindende Hörvermögen durch aktives Erzählen aus.
Neun Jahrzehnte bieten vielen Stoff für Erzählungen. Von Bombennächten und schönen Reisen mit ihrem Mann Herbert. Von der tollen Entwicklung des Schreib- und Spielwarengeschäfts. Dass die Schwester den Betrieb von ihrem Vater Karl Febon übernehmen sollte und dann sehr krank wurde. Und ihr Mann Herbert seine Pläne, Café und Konditorei Burger zu übernehmen, zu Gunsten des Geschäftes in der Hauptstraße aufgab. Von Höhen und Tiefen.
Sie hat es genossen, mit ihrem „Mobil“ – wie sie es nannte – ins Städtchen zu fahren. Alle nahmen Rücksicht. Man kannte sie und schätzte sie.
Mit Zielstrebigkeit und Fleiß hat sie die Krisen überwunden. Nach dem Tod ihres 6-jährigen Kindes Ansgar. Nach dem Tod ihres Mannes vor 15 Jahren. Nach den Knochenbrüchen. Zurück ins Leben und nach vorne orientiert. Energisch und manchmal unbeugsam. Stolz auf Söhne mit Familie und die Enkel. Und auf ihr Lebenswerk.
Aus dem kleinen Laden in der Hauptstraße entwickelte sich in mehreren Schritten ein florierendes Spiel- und Schreibwarengeschäft mit Kundschaft weit über das Städtchen hinaus.
Unvergessen bleiben die Familientreffen, wo sie ihr Lieblingslied „Es kam die gnadenvolle Nacht“ mit glockenklarer Stimme anstimmte und beim Refrain ein sanftes Tremolo das weiche Herz zeigte. Singen mochte sie. Ganz besonders im Kirchenchor. Genoss die Gemeinschaft und die schöne Musik. Bis dann die Kräfte schwanden und das Leben eindimensionaler wurde. Caroline Lehmann verstarb am 16. November.