Drei Mitglieder erörtern die Historie des Rundofen-Fördervereins von der Gründung 1999 bis zur Eröffnung des sanierten Gebäudes 2022. Der Rundofen-Förderverein wurde vor 25 Jahren gegründet, die Zeller Keramikfabrik entstand vor 230 Jahren: Das wird am 19. Juli am Rundofen gefeiert mit einem großen Sommerfest samt Live-Musik. Im zweiten Teil unserer Serie lassen drei langjährige Mitglieder die Vereins-Historie im Zusammenhang mit dem Zeitgeschehen Revue passieren, von 1999 bis zur Eröffnung des sanierten Rundofens 2022: Dieter Petri (Vorsitzender 2020 bis 2022) und sein damaliger Stellvertreter Horst Feuer, der ebenso Gründungsmitglied ist wie Bürgermeister a.D. Hans-Martin Moll.
„Zunächst ging’s damit los, dass die Zeller Keramikfabrik 1989 schon einmal insolvent ging und der Insolvenzverwalter versuchte, das Grundstück und die ganze Immobilie zu verkaufen“, konstatiert die Runde.
Horst Feuer: „Aber da war Günter Haiss Mitinhaber und Geschäftsführer der Zeller Keramik, zugleich Stadtrat und inoffizieller Stadthistoriker. Mit ihm als treibende Kraft beschloss die Stadt, die für sie interessanten Teile des Areals zu kaufen.
Das betraf zum einen den Stadtpark und zum anderen den Bereich mit dem Rundofen, dem früheren Tellerbau (jetzt Kulturzentrum) und den beiden alten Gebäuden Buchhaltung und Engelbau (jetzt Sozial station). Mit dem Tun des Fördervereins wurde letztendlich das Wirken von Günter Haiss fortgeführt. Er war nicht nur an der Keramikproduktion interessiert, sondern sehr stark auch an der Industriegeschichte – daran, wie die Fabrik auf das Leben der Menschen eingewirkt hat.“
Hans-Martin Moll: „Als der Rundofen, diese Industrieruine, im Eigentum der Stadt stand, überlegte man: Was macht man nun damit? Das war ein sehr mühsamer Prozess. Eine der Ideen war: Man lässt die Ruine unverändert und nutzt sie als Keramikmuseum. Denn der gesamte Fundus der Keramikfabrik gehörte ebenfalls zu dem von der Stadt aufgekauften Paket – die Fabrik hatte Zeit ihres Bestehens von der gesamten Produktion jeweils Exemplare aufgehoben.
Ursprungsidee Keramikmuseum
Der erste Gedanke also war: Diesen Fundus könnte man im Rundofen ausstellen. Aber so richtig kam das nie zum Tragen. Schließlich kam Franz Breig damals auf die Idee, den Rundofen-Förderverein zu gründen, damit bürgerschaftliches Engagement in die Ideenfindung Einzug hält.“
Horst Feuer: „Ich war seit 1989 im Stadtrat. Meiner Erinnerung nach gab es damals sowohl dort als auch in der öffentlichen Meinung starke Bestrebungen, den Rundofen abzureißen. Franz Breig war damals Vorsitzender des Historischen Vereins, dem auch ich angehörte. Wir Mitglieder halfen damals mit bei der Sicherung der Keramikbestände inklusive der Gießformen. Das heißt, wir haben die Sachen abgeholt und in der Alten Kanzlei eingelagert. Du, Hans-Martin, warst da auch involviert.“
Hans-Martin-Moll: „Ich war sehr interessiert am Erhalt des Rundofens.“
Dieter Petri: „Der Vereinsgründung vorausgegangen war der Wunsch des damaligen Bürgermeisters Behrschmidt, den Rundofen zu verkaufen. Daher gab es Gespräche mit einem Architekten und auch mit einem Künstler, ob er sich hier in großem Stil ein Atelier vorstellen könne. Das funktionierte aber nicht. Das Erste, was der Förderverein der Stadt dann unterbreitete, war, dass sie den Rundofen in ihrem Besitz belassen solle.
Und man muss auch sehen, dass der ehemalige Tellerbau von der Stadt renoviert und erweitert und 1999 eingeweiht worden war. Im selben Jahr dann wurde der Förderverein gegründet, um den Rundofen zu erhalten und auch bei diesem eine Sanierung zu erreichen.“
Hans-Martin Moll: „Als erstes brachte der Verein dieses Industriedenkmal in den Blick der Öffentlichkeit: Es gab einen Tag des offenen Denkmals, an dem man den Rundofen der Öffentlichkeit zugänglich machte, an einem Tag im September immer. Vorausgegangen waren Reinigungsarbeiten. Auch Führungen hatte man da schon angeboten – dieses Angebot wurde dann in der Nacht der Museen fortgesetzt. Die Resonanz der Besucher war grundsätzlich ein tiefes Staunen. Das habe ich auch als Bürgermeister erlebt, wenn ich immer mal wieder von auswärts kommende Rathausbesucher in das Rundofengebäude führte. Die waren alle hin und weg, dass es so etwas bei uns im Ort gibt.“
In den Blick der Öffentlichkeit gerückt
Horst Feuer: „Wir haben aber auch immer wieder erlebt, dass der Rundofen im Bewusstsein der Zeller keine Rolle mehr spielte. Diese Überraschung, die man von auswärtigen Besuchern immer wieder erlebt hat, die hat man auch bei Zellern erlebt. Das war auf der einen Seite deprimierend, hat uns auf der anderen Seite aber natürlich auch bestärkt.“
Dieter Petri: „Damit wir bei Führungen das Wissen haben, hatte ich ein Gespräch mit einem ehemaligen Heizer der Unteren Fabrik geführt, dort gab es früher ebenfalls einen Rundofen.
Das erste Stockwerk des heute sanierten Rundofens auf dem Areal der ehemaligen Oberen Fabrik war damals der Öffentlichkeit nicht zugänglich, es stand voller Gerätschaften. Der Eingang zum zweiten Stockwerk war von außen möglich, eine Treppe innerhalb des Gebäudes führte bis ganz nach oben.“
Horst Feuer: „Franz Breig kam immer mehr in den Vordergrund als Identifikationsfigur zum Rundofen. Hauptsächlich aufgrund seiner Erkrankung fiel der Verein dann in einen Dornröschenschlaf, wahrscheinlich fünf Jahre lang hatten wir keine Mitgliederversammlung. Und auch in puncto Rundofen hatte sich jahrelang nichts getan, vor allem wegen der Hängepartie im Stadtrat.“
Druck des Regierungspräsidiums
Hans-Martin Moll: „Ab 2018 dann setzte sich der Stadtrat mit der Rundofensanierung auseinander. Und zwar auf Druck des Regierungspräsidiums, denn der Ofen steht auf einem Areal, das wir ins Sanierungsgebiet mit aufgenommen hatten. Der Staat drängt dann darauf, dass man im Sanierungsgebiet irgendwann einmal fertig wird. Das war schon vor meinem Ruhestand 2015 ein Thema, damit der Rundofen nicht aus dem Sanierungsgebiet fliegt.“
Horst Feuer: „Das war für uns das Startsignal: Im Januar 2020 fand wieder eine Mitgliederversammlung des Fördervereins statt – eigentlich eine Neugründung. Du, Dieter, hattest dich als Vorsitzender zur Verfügung gestellt, ich mich als Stellvertreter.“
Dieter Petri: „Das Problem war, dass der Förderverein immer die Idee hatte, aus dem Rundofen müsse ein Museum werden. Wir wurden aber mit dem Wunsch einer multifunktionalen Nutzung des Gebäudes konfrontiert, in der eine Ausstellung vorkommen könne, aber nicht ausschließlich – nicht zuletzt, weil mit dem Storchenturm bereits ein Museum existiert. Damit haben wir uns dann auseinandergesetzt.“
Hans-Martin Moll: „Im Gemeinderat damals waren zwei Konzeptionen im Rennen, wie das Rundofengebäude künftig aussehen soll: Zum einen die heutige Konzeption mit dem Anbau. Zum anderen die des berühmten Architekten Großmann, der noch einen weiteren Anbau – über den eine Architekturstudentin ihre Diplomarbeit geschrieben und dazu ein Modell gebaut hat – schaffen wollte, in dem die Keramikfabrik hätte produzieren können.“
Dieter Petri: „Man hatte uns als Förderverein dann eine Dauerausstellung im Keller zugestanden. Auf der Ostseite haben wir uns auf die Arbeitsvorgänge konzentriert, auf der Westseite mehr auf die Geschichte.“
Expeditionsrunde
Horst Feuer: „Für die Rundofen-Sanierung zwischen 2019 und 2022 hatte sich eine spezielle „Expeditionsrunde“ gebildet. Etwa zehn Mal sind wir zusammengekommen. Das war eine Gruppe von städtischen Mitarbeitern sowie von Mitgliedern des Fördervereins und des Historischen Vereins. Sie sollten sich Gedanken machen über die Nutzung und Ausstattung, wir haben eigentlich bei jedem Mikrofon in der Wand mitgeredet. Ob wir erreicht haben, was wir wollten, sei dahingestellt – aber über diese Gruppe waren wir involviert.
Das war das Verdienst von Bürgermeister Günter Pfundstein, der diese Gruppe unbedingt wollte und uns auch bestärkt hat. Moderiert wurden die Treffen dieser Ideenwerkstatt von einem kreativen Leiter Uwe Baumann aus Lahr. Das Expeditionsteam war dann auch federführend bei der Umsetzung und Ausgestaltung dessen, was in dieser Ideenwerkstatt diskutiert worden war. Bei der offiziellen Eröffnung des Rundofens sitzt man dann natürlich mit Genugtuung da und sagt: So, jetzt ist es gelungen und mir gefällt’s super. Ich find’s sagenhaft fantastisch – vom Ambiente her, von der Ausstrahlung durch die Kombination und den Gegensatz von alt und neu. Und wir als Verein haben mit dazu beigetragen – dazu, dass die Keramikfabrik nicht endgültig stirbt.“
Dieter Petri: „Mit dem Gedanken an eine Ausstellung hatte der Verein im Jahr 2008 eine 1885 gefertigte keramische Prachtuhr erworben, die wurde bei der Eröffnungsausstellung 2022 im sanierten Rundofen gezeigt. Dass wir uns über den Rundofen hinaus für Keramik interessieren, war mir auch während meiner Zeit als Vereinsvorsitzender wichtig. Deshalb hatte ich Ausflüge in eine Keramikwerkstatt im Elsass organisiert und in eine Keramik ausstellung in Schaffhausen.
Wie bei einer Schwangerschaft
Mit der offiziellen Rundofen-Eröffnung dann war für uns das Projekt `Rundofen` natürlich nicht fertig, weil der Verein sich praktisch verpflichtet hat, die Aufsichtstätigkeit zu machen und zu organisieren. Für uns bleibt der Rundofen also ein ewiges Projekt in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein.“
Horst Feuer (lacht): „Und das ist das, was uns als Förderverein auch am Leben erhält: Etwas, das zwar nicht uns gehört, für das wir aber mitverantwortlich sind. Ganz einfach ausgedrückt macht der Rundofen uns jetzt mehr Arbeit als vorher. Wie bei einer Schwangerschaft: Sie war schwierig – und jetzt, wo das Kind auf der Welt ist, haben wir die Arbeit damit.“
Dieter Petri: „Die Keramik fabrik hat als Arbeitsplatz so große Bedeutung für Zell und die Umgebung gehabt. Und das, was die Leute investiert haben an Kraft und auch an Gesundheit … das alles gilt es zu schätzen. Indem man in der Keramik nicht nur ein mechanisch erstelltes Produkt sieht und mit der Fabrik nicht nur Geschichtsdaten verbindet, sondern etwas, das das Gemüt anspricht, wenn man an die Dekore denkt. Uns als Förderverein ist es wichtig, dass man das, was mit der Fabrik und der Keramik verbunden war, ein bisschen spürt – dass man spürt, wie Schweiß und Schönheit zusammenkamen. Und dass wir das Menschen, die es interessiert, vermitteln können.“