Beim Klein-Pariser Kappenabend blieb kaum ein Auge trocken, Publikum wie Akteure hatten jede Menge Spaß.
Regelrecht kochen tat er schließlich, der große Saal im katholischen Pfarrheim St. Symphorian, als das offizielle Programm kurz nach Mitternacht zu Ende ging. Denn da standen acht nun nur noch mit schwarzer Unterhose, weißen Kniestrümpfen und Ballettschläppchen bekleidete sowie glücklich lachende Männer auf der Bühne.
Noch brav und gesittet war es rund vier Stunden zuvor mit den Ehrungen losgegangen, am vergangenen samstäglichen Narrenabend der Fasendgemeinschaft Klein-Paris 1938 e.V. „Wir haben viel, viel nachzuholen“, gestand Klein-Paris-Boss Michael Mietzner und kündigte 385 Ehrungsjahre bei den Erwachsenen an.
Für 60 Jahre Mitgliedschaft durfte Martin Willmann eine Klein-Paris-Uhr in Empfang nehmen. Einen personalisierten großen Eifelturm für 40 Jahre Vereinstreue erhielten Rainer Kuderer und Rolf Willmann. Das Pariser Wahrzeichen in klein – für 25 Jahre – ging an Christian Armbruster, Hannah Brucher, Michael Christ, Stefan Christ, Tobias Höschele, Silvia Müller, Jonas Schäfer. Seit fünf Jahren dabei sind Maximilian Damm und Irene Huber.
Und schon gaben sich die Zeller Wappentiere auf der Bühne die Ehre. Zumindest die Hoorig Katz und die Fedrig Henn standen eifrig parat – die Borschdig Sau aber ließ ein wenig auf sich warten: Mit ihrem Mini-Traktor und in rosigem Pink war sie soeben von einer Bauerndemo aus Berlin zurückgekehrt – gerade noch rechtzeitig, um gemeinsam mit den anderen beiden Viechern durch den Kakao zu ziehen, wer oder was sich nur irgend anbot. Egal ob beispielsweise Klimakleber, Bürgermeister „Pfundi“ oder andere lebende respektive nicht mehr lebende Zeller Honoratioren, und auch der ach so abundante Busverkehr zwischen Nordrach und Zell bekam sein Fett weg. Weil so viel Kikeri, Grunzen und Miauen durstig machte, benötigten die närrischen Wappentiere etwas zu trinken. Flugs wurden sie von Kellnern mit durchtrainierten nackten Beinen bedient. Was nur mochte da noch kommen?
Einiges aufs Korn nahm auch ein zweites Trio – das von der Klepperle Bank nämlich. Getreu dem Motto „Ein dummes Lachen, ein freches Grinsen, wir bieten mehr als Geld und Zinsen“, beriet die Volksbank-Zweigstelle Klein-Paris unter anderem auch Geldräuber: „Da gehen Sie am besten zum Geldautomaten neben der Keramikfabrik, der ist schön abgelegen, den können Sie gut sprengen“.
Kräftig beklatscht und bejubelt
Martialisch-rhythmische Klänge veranlasste biegsame „Hüpfdohlen“ zu einem mit Speeren bewaffneten Tanz, von Zugaberufen belohnt. Geburtstagsdohle Lena Franke erhielt auf der Bühne ein Geburtstagsständchen samt Kuchen, daraufhin donnerte eine Konfettikanone. Einmal auf die Tische und zu Boden gefallen, sorgte das handlich-glitzernde Jubelzeug fortan für spontan wiederkehrende Jubelaktionen. Dazu schoben entsprechend Veranlagte das Jubelmaterial auf ihrem Tisch zu Jubelhäufchen zusammen, um es bei jedem sich bietenden Anlass jubelhauchend in die Luft zu werfen.
Nach der Pause bedankte sich Klein-Paris-Boss Michael Mietzner bei allen an Vorbereitung und Durchführung des Kappenabends Beteiligten. Die Liste war lang. So lang, dass er sie teils im Stakkato und möglichst wenig Atem holend vortrug, schließlich stand niemand geringerer als ein Guru in den Startlöchern.
Dem Mittler zwischen der hiesigen und der „geistigen Welt“ gab letztere unter beeindruckenden körperlichen Zuckungen ein, dass im Jahre 2024 endlich eine Rätin die närrische Führungsriege Zells aufmischen solle. Zur Wahl stellten sich Chantal us em Hombe, Steffi von der Muser sowie Gisela us Neuhuuse. Bart und männlich behaarten Beinen zum Trotz betörten alle drei mit enthusiastischer Anmut und Schönheit, als es zwecks Beurteilung ihrer Qualifikation verschiedene Aufgaben zu bewältigen galt. Von Publikumsapplaus und der geistigen Welt bestimmt, machte Gisela das Rennen als Narrenrätin, ihre Kontrahentinnen lagen sich ob der „Niederlage“ modellwettbewerbsmäßig in den Armen, der Saal war hingerissen.
Aberwitzig und endgültig urkomisch wurde es dann bei einer „Märchenstunde“. Die erzählte von einem verschmähten, schnöden Herzensbrecher, der von Feen in Roland Kaiser verwandelt und mit vier einsamen Weibsen sowie all seinen Hits auf eine Insel gezaubert ward: eine Parodie auf einen nach jedem Rock lechzenden Frauenschwarm und dessen weibliche Fans, zu allem bereit. Durchweg mit kräftig zwinkernder Frauenpower, herrlich hingebungsvoll und viel Spaß an der Sache dargestellt.
Nicht minder zum Lachen das Männerballett mit dem Märchen „Des Königs neue Kleider“. Mit jedem Ruf nach Zugabe lief das parodierende Geschehen auf der Bühne erneut und doch ein wenig anders ab, entledigten sich die Akteure Schicht für Schicht ihrer Kleidung – bis, ja bis, wie eingangs erwähnt, auf schließlich Unterhose, Kniestrümpfe und Schläppchen. Das Publikum johlte und grölte. „Genau des isch es, so muss Fasend si“, kommentierte ein Zuschauer die Stimmung.
Die Mitwirkenden:
Moderation und Ehrungen: Martin Kersting, Michael Mietzner
Hoorig Katz, Fedrig Henn und Borschdig Sau: Mandira Bannaz, Marco Giesler, Anne Kroll sowie Lutz Brucher und Marco Schäfer.
Klepperle Bank: Heike Günther, Nils Kienzler, Rainer Kuderer.
Hupfdohle: Julia Back, Mandira Bannatz, Hanna Brucher, Nadine Christ, Lena Franke, Tanja Kienzler, Katharina Mano, Katja Menge, Nicole Schilli, Steffi Schmidt, Celine Stritzke.
Der Guru: Lutz Brucher, Sebastian Grillich, Rainer Kuderer, Lukas Petrahn.
„Märchenstunde“: Giusy Baldruschat, Susi Christ, Bettina Grillich, Heike Günther, Anita Holtgreve, Sonja Matt, Vio Schäfer, Susanne Schnurr, Sabine Schwarz, Irmi Willmann.
„Des Kaisers neue Kleider“: David Brosamer, Lutz Brucher, Stefan Christ, Marco Giesler, Lukas Petrahn, Marco Schäfer, Simon Schmidt, Rolf Willmann – unter der Regie von Nadine Christ.