Nachdem nach alter Tradition morgens um 6 Uhr Böllerschüsse den Feiertag angekündigt hatten, begaben sich die Formationen gegen 9 Uhr zum Rathaus, um sich paradierend zu begrüßen: Von Zell Ulanen, Musikkapelle, Spielmannszug Bürgerwehr und Trachtenfrauen; von Unterharmersbach Musikkapelle, Spielmannszug, Bürgerwehr und Trachtenfrauen; von Unterentersbach die Musikkapelle. Danach gings zum Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Symphorian.
Die heilige Messe wurde von Hannes Rümmele, Pfarrer der „Seelsorgeeinheit an Wolf und Kinzig“, zelebriert. Eine Abteilung der Musikkapelle Unterentersbach begleitete die Lieder der Gemeinde. Das Festtagslied „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“ gab so recht die Stimmung im vollbesetzten Gotteshaus wieder. Die folgende Zeile. „O lass im Hause dein uns all geborgen sein“ ließ für einen Augenblick vergessen, dass zahlreiche Zeitgenossen inzwischen der Kirche den Rücken gekehrt haben.
Pfarrer Rümmele predigte über die Gegenwart Jesu in den Gestalten von Brot und Wein. „Es ist derselbe Jesus, der vor 2000 Jahren gelebt hat“, hielt er die christliche Überzeugung fest. Heute wie damals wolle Jesus den Menschen begegnen. Er verdiene es, dass wir uns zu ihm bekennen und ihn am Fest Fronleichnam auf die Straße tragen. Etwas ungewohnt, aber erfrischend war die im wahrsten Sinne „raumgreifende“ Predigt, bei der der Pfarrer den Chorraum verließ und den Gläubigen im Kirchenschiff entgegenging. Dass er mit der ein oder anderen witzigen Bemerkung die Zuhörer zum Lachen brachte, tat der Botschaft keinen Abbruch.
Herzensangelegenheit
Nach dem Gottesdienst formierte sich Zug um Zug die Prozession. Dazu gehörten auch die weißgekleideten Erstkommunionkinder, deren Weißer Sonntag nicht lange zurückliegt. Ihnen voraus spazierten Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen. Den Kleinsten machte es sichtlich Freude, mit den Blumenblättern aus ihren Körbchen dem grauen Asphalt Farbtupfer zu verleihen. An der Station beim Neubau des Seniorenheims St. Gallus sangen sie herzhaft das Lied „Die Sonne hoch am Himmelszelt“. Und sie tat es wirklich an diesem Morgen. Das Gewitter kam erst am Nachmittag.
Vor dem Stationsaltar hatten fleißige Hände mit Blütenblättern ein großes Herz niedergelegt und dazu die Losung geschrieben: „Wir öffnen unser Herz für Jesus“. Diese Anleitung hatte auch über der Vorbereitung auf die Erstkommunion gestanden. Jetzt wurde sie in den Fürbitten aufgegriffen: „Für alle Menschen, die ein hartes Herz haben, dass sie mehr Mitgefühl zeigen können. Für alle, die ein trauriges Herz haben, dass sie von frohen Menschen angesteckt werden. Und für alle, die etwas auf dem Herzen haben, dass ihnen Menschen begegnen, die ihnen zuhören.“
Samariterdienst
Es passte, zu den Fürbitten das Evangelium vom „Barmherzigen Samariter“ in Erinnerung zu rufen. Die auf Hilfe angewiesenen Seniorinnen und Senioren, die im Schatten des neuen Heimes auf Rollatoren und in Rollstühlen Platz genommen hatten, fühlten sich gewiss von Jesu hohem Lied auf die Nächstenliebe angesprochen. Dem dabei stehenden Pflegepersonal machte das Gleichnis die christliche Bedeutung ihres Dienstes bewusst.
Danach zog die Prozession zur Kirche zurück, wo nach der deutschen Fassung des Sakramentsliedes „Tantum ergo“ nochmals mit der Monstranz der Segen gespendet wurde.
Dass dabei die Hände nach dem Kreuzzeichen sogleich schützend zu den Ohren gingen, war verständlich, denn jetzt wurde traditionsgemäß von den Wehren auf dem Kirchplatz Salut geschossen. Anschließend marschierten die Formationen zum Rathaus, um sich im Beisein vieler Schaulustiger mit klingendem Spiel zu verabschieden – bis zum nächsten Höhepunkt im Jahr, dem „Zeller Fest“.