Am Ende des Abends gab es viel Applaus für die aus Oberkirch stammende Autorin, die im Rundofen aus ihrem ersten Roman »Kastanienblüte – Eine verborgene Liebe« vorgelesen hatte. Interessierte Zuhörer versorgten sich sogleich mit einem Buchexemplar und ließen es sich von Gabriele Fritsch signieren.
Die Handlung des genretypischen Heimatromans spielt in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Schauplatz ist der ehemalige Gasthof Goldener Hirsch im Oberkircher Ortsteil Thiergarten, mit dem das Schicksal der Protagonisten Ludwig, genannt Lui und Klara eng verbunden ist.
Von dort stammen auch die Vorfahren der Schriftstellerin und sie selbst hat ihre Kindheit in dem Haus verbracht. Auch wenn Gabriele Fritsch davon berichtete, wie sie als kleines Mädchen ihren Großvater oft befragt (»Opa, verzähl mir ebs von früher«), ist »Kastanienblüte« keine familiäre Spurensuche, sondern bettet die Personen und ihre Beziehungen in eine fiktive Handlung. Alltag und Arbeit sind geprägt von den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen.
Das gilt auch für die Sprache der Romanfiguren. Sie sei »bilingual« aufgewachsen, erklärte die Autorin schmunzelnd, für andere Leser habe sie deshalb im Anhang ein Glossar hinzugefügt. Man saß damals in der guten Stube auf dem Kanapee: auf den Markt ging man mit einer Chaise, dem Handkarren. Man wusste, was unter Schondel zu verstehen ist und wozu eine Zeine dient. Wenn der Gendarm für Ordnung sorgte, hatten Jung und Alt zu parieren.
Eine wendungsreiche Geschichte
»Im goldenen Hirsch brannte noch Licht. Lui schaute durch eines der Fenster, die nun nicht mehr verdunkelt werden mussten, seit dieser unsägliche Krieg endlich vorbei war. Da stand sie, Klara, seine Jugendliebe.« Die junge Frau ist bei der Rückkehr Luis – man schreibt den Mai 1919 – seit einigen Jahren mit Theo, dem Wirtssohn des Goldenen Hirschs, verheiratet. Der Gasthof, zu dem eine stattliche Allee mit Kastanien führt, ist weithin bekannt. Klara ist die Wirtin, da ihr Ehemann seit der Schlacht von Verdun als vermisst gilt.
Die alte Leidenschaft zwischen Lui und Klara flammt erneut auf. Kann es eine gemeinsame Zukunft geben? Im katholisch geprägten Umfeld ist in der damaligen Zeit an eine Scheidung nicht zu denken, zumal der tot geglaubte Theo kurz darauf heimkommt, traumatisiert von den Kriegserlebnissen. Klara entscheidet sich für ihren Ehemann. Doch ihre Gefühle für Lui bleiben und auch er kann Klara nicht vergessen.
Die Geschichte nimmt etliche Wendungen, welche die beiden Protagonisten über Jahre hinweg immer wieder zusammenführt: Theo verfällt dem Alkohol und stirbt, der Gasthof wird versteigert und Lui kann ihn mit Hilfe eines Nachbarn erwerben und gründet eine eigene Familie. Klara bleibt im Ort wohnen …
Happy End oder nicht – das verriet Gabriele Fritsch ihren Zuhörern an diesem Abend im Rundofen natürlich nicht. Für jede Leserin und jeden Leser soll die Spannung über die »Exposition« in den vorgelesenen Romanauszügen hinaus erhalten bleiben. Ob man etwa weitere Facetten des Landlebens in der Ortenau, eventuell politische Einflüsse auf die Menschen im weiteren Verlauf der Handlung bis in die 1930er Jahre erwarten kann, auch ein besseres Verständnis für Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft, dürfte interessant sein.
Deutlich wurde das in einer kurzen Frage-Antwort-Runde mit der Autorin und einzelnen Gesprächen nach der Lesung. Mit einer Zugabe – zwei kurzen Geschichten in Mundart aus eigener Feder – verabschiedete sich Gabriele Fritsch vom Zeller Publikum.