Im Jahr 2020 konnte das Kapuzinerkloster in Zell noch das 100-jährige Jubiläum feiern. Nächstes Jahr geht diese Ära zu Ende. Die Kapuziner in Zell am Harmersbach werden das Kloster im Laufe des Jahres 2023 aufgeben. Eine kleine Kommunität von Ordensleuten bleibt in der Stadt präsent. »Viele Menschen wollen es nicht glauben«, stellt Bruder Berthold fest und Bürgermeister Günter Pfundstein bestätigt: »Es ist eine sehr traurige Nachricht für die Stadt Zell.«
Auf ihrem Kapitel im Juni 2022 hatten die Kapuziner eine Neuaufstellung beschlossen, die auch die Niederlassung in Zell am Harmersbach betraf (wir berichteten). Nach intensiven Gesprächen und Beratungen mit allen wichtigen Akteuren vor Ort steht nun fest: Im Sommer 2023 werden die Kapuziner das Kloster verlassen. Eine Verabschiedungsfeier findet voraussichtlich am Pfingstmontag 2023 statt.
Dienst läuft zunächst ohne Abstriche weiter
»Bis zu diesem Zeitpunkt läuft der Dienst vor Ort ohne Abstriche weiter«, bestätigt Bruder Berthold, der nun die Aufgabe hat, die letzten Monate der Kapuziner in Zell zu organisieren. Die Weih nachtsgottesdienste, die Wallfahrtstage, die regelmäßigen Gottesdienste bis hin zu den Maiandachten sollen stattfinden. Nach dem Ende des Kapuzinerklosters wird die Betreuung der Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten« in die Zuständigkeit der Pfarrgemeinde übergehen.
In 100 Jahren ein Kommen und Gehen
»In der über 100-jährigen Geschichte herrschte schon immer ein Kommen und Gehen«, tröstet sich Bruder Berthold mit dem Blick zurück. Er persönlich wird im Jahr 2023 nach Altötting umziehen und dort als Wallfahrtsseelsorger tätig sein.
Trotz dieser großen Veränderung werden die Kapuziner in Zell a. H. präsent bleiben – mit einer kleinen Kommunität von Brüdern, die in Wohnungen im St. Gallusheim unterkommen. Br. Linus Rettich wechselt in den kommenden Monaten nach Zell a. H., um diese kleine Gemeinschaft zu leiten, zu der unter anderem Br. Jakobus Beck, Br. Viktor Leidenheimer und Br. Leonhard Lehmann gehören werden. Br. Burkhard Volkmann will nach Gengenbach ins Mutterhaus der Franziskanerinnen ziehen. Für Br. Hadrian Hess stehen noch Absprachen an.
Betroffen von der bevorstehenden Schließung sind nicht zuletzt vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Kündigung erhalten haben.
Nicht genügend Brüder, um die Aufgaben zu erfüllen
»Die Kapuziner sind seit über 100 Jahren in Zell am Harmersbach tätig. Dass wir uns nun vom Kloster verabschieden müssen, macht uns Kapuziner und auch mich persönlich sehr traurig. Doch leider haben wir nicht genügend Brüder, um auch in Zukunft unsere bisherigen Aufgaben in Zell im Kloster zu erfüllen«, sagt Br. Helmut Rakowski, Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz.
Ein Blick in die Geschichte: Bereits im Jahr 1918 hatten die Kapuziner den Entschluss gefasst, sich in Zell a. H. niederzulassen. Im August 1920 wurde mit dem Bau des Klosters begonnen, am 16. November 1921 konnte Einweihung gefeiert werden. Im Jahr 1925 wurde der nächste Bauabschnitt, das Internat, fertiggestellt und eingeweiht. Das Kloster, wie es heute existiert, entstand über Jahrzehnte. Umbauten zu Beginn der 1980er Jahre für die Ausrichtung als »Haus der Begegnung« gaben dem Kloster sein heutiges Aussehen.
Das Kloster mit den großen Wallfahrtstagen und Marienfesten war fest im Harmersbachtal und im gesellschaftlichen Leben der Region verankert. »Es hat sich aber auch schon viel verändert«, stellt Bruder Berthold fest. Die älteren Menschen sterben weg, die jüngeren Menschen zwischen 20 und 60 Jahren haben andere Gepflogenheiten und leben ihren Glauben in anderer Form. Nicht zuletzt bestimmt seit zwei Jahren Corona das Geschehen. Auch aktuell müssen wieder Angebote aus diesem Grund abgesagt werden.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.
Veränderungen in den Kapuziner-Niederlassungen
In den kommenden Wochen und Monaten stehen in den Konventen der Kapuziner zahlreiche Veränderungen an. Viele der Ordensleute sind auch in Zell und im Harmersbachtal keine Unbekannten.
Auf dem Provinzkapitel der Deutschen Kapuzinerprovinz im Juni diesen Jahres haben die Ordensbrüder zahlreiche Entscheidungen zur Neuaufstellung des Ordens getroffen. Diese Beschlüsse wurden und werden nun umgesetzt, was auch personelle Veränderungen in den Niederlassungen der Kapuziner zur Folge hat. Versetzungen und Ortswechsel sind nach Provinzkapiteln üblich und Teil der franziskanischen DNA.
Br. Markus Thüer ist bereits am 8. August als neuer Provinzsekretär nach München St. Anton gezogen. Br. Pius Kirchgessner wechselt nach Ostern 2023 nach München und soll Superior der Kreszentiaschwestern werden und als Exerzitienleiter tätig sein. Auch Br. Paulus Terwitte wechselt zum 1. Juli 2023 in die bayerische Landeshauptstadt und kümmert sich von dort um die Wohltäterinnen und Wohltäter, die der Provinz verbunden sind und die die Kapuziner auf viel fältige Weise unterstützen. Br. Charls John kommt im 1. April 2023 aus Ingolstadt nach München und wird als Seelsorger tätig sein.
Br. Harald Weber ist zum 1. November als Postulatsleiter und Koadjutor des Junioratsleiters von Stühlingen nach Münster gewechselt. Br. Ernst Konrad Mackenbrock wird im Januar nach Münster wechseln und für die Pforte und weitere Dienste im Haus verantwortlich sein. Br. Jose Vettikate geht zum 1. April 2023 aus Ingolstadt nach Münster.
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