So viele Wallfahrer hatte die Zeller Wallfahrtskirche schon lange nicht mehr gesehen. Und so viele altvertraute Marienlieder wie am Sonntagabend und Montag waren in Badens größter Marienkirche aus tiefsten Herzen und mit inniger Gläubigkeit schon lange nicht mehr gesungen worden.






Die Kirchenbesucher fühlten sich berührt und die schönen Bilder und Erinnerungen von den Mariä-Himmelfahrts-Tagen früherer Jahre kehrten zurück. Pünktlich mit dem Glockenschlag am Beginn der Festandacht begann es zu tröpfeln, nachdem man über Wochen keinen einzigen Regentropfen gesehen oder gespürt hatte. Waren die Regentropfen nach Wochen der Trockenheit ein Zeichen der Gottesmutter, dass sie die Menschen nicht im Stich lässt, sondern dass sie Hoffnung haben dürfen, dass alles gut wird? Der Festtag gibt uns Hoffnung.
Zu Beginn der abendlichen Festandacht, die Pater Pius mit Gebeten und Liedern zusammengestellt und sehr feinfühlig und sehr treffend vorbereitet hatte, überreichten Peter Albrecht und Brigitte Metzler als Vertreter des Zeller Pfarrgemeindeteams dem Guardian des Klosters Berthold nach alter Tradition eine Votivkerze. Sie trug den Titel „Maria Königin des Friedens“ und Brigitte Metzler legte der Gottesmutter die vielen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, in ihre Hände.
Als Höhepunkt der Andacht fand wieder die Lichterprozession rund um die Wallfahrtskirche statt. Welch ein Unterschied zu Mariä Himmelsfahrt im vergangenen Jahr. Das Leuchten der Lichter der Kerzen bei der Lichterprozession, die dieses Jahr endlich nach alter Tradition wieder stattfinden durfte, das in diesem Jahr wieder erlaubte Singen altvertrauter Marienlieder, das hatten die Menschen so vermisst.
Aufbruchstimmung und Zuversicht
Dazu wieder das vertraute Bild der Gläubigen aus dem ganzen badischen Land mit den Kräuterbüscheln, wie sie schon Oma zusammengesucht hatte, als Schutz für die Familie und Haus und Hof. Man spürte, es herrschte wieder Aufbruchstimmung, Zuversicht. Die musikalische Umrahmung der Lichterprozession durch die Musikkapelle Unterharmersbach unter der Leitung von Vizedirigent Patrick Friedmann kam ebenfalls bestens an. Ebenso die festliche Orgelmusik beim Einzug und der Gesang von Bruder Pirmin, der mit seiner herrlichen Stimme die Bitten, den Dank für Schutz und die Hilfe in allen Nöten vortrug. Der eucharistische Segen beschloss die Andacht. Bruder Berthold dankte allen, die bei der Gestaltung der Lichterprozession mitgeholfen hatten. Besonders freute ihn, dass die Kirche immer voll besetzt war und die Bänke auf dem Vorplatz ebenfalls gut gefüllt waren.
Den Glauben in das Leben übersetzen
Das feierliche Hochamt erhielt am Festtag durch die Beiträge des Kirchenchores Zell unter Wolfram Dreher eine festliche Note. Das Hochamt, wie die anderen drei Messen, hielt Bruder Jens Kusenberg, München. Der 22-jährige Kapuziner erhielt für seine frei gehaltene Predigt spontanen langanhaltenden Beifall.
Sein Kernsatz: „Es gehört zu einem christlichen Leben, dass man das im Glauben Erkannte auch in sein Leben übersetzt und bezeugt. So auch die Glaubenssätze zu Maria, die die Kirche lehrt. Es ist die Zusage und das Ziel, dass dem Gläubigen die Herrlichkeit Gottes zugesagt ist. Das Leben und Beispiel der Gottesmutter zeugt davon.“
Inmitten der Angst und Not erhebt die Kirche, der man so gern vorwirft, sie sei politisch und der irdischen Macht ergeben, sie richte sich gar zu gern definitiv in dieser Welt ein, ihr Haupt und schaut der einzigen Hoffnung entgegen, der sie wahrhaft vertraut, der Zukunft Gottes, der so sehr mit seinem Reich am Kommen ist, dass er schon begonnen hat, ganz da zu sein, schaut die Kirche empor und grüßt in Maria, ihrem eigenen Vorbild, ihre eigene Zukunft, die Zukunft der „Auferstehung des Fleisches“.
Kräuterbüschel zur Weihe gebracht
Viele Gläubigen ließen traditionell ihre mitgebrachten Kräuterbüschel am Festtag Marien weihen.