Elke Furtwengler ist begeistert vom wertschätzenden Umgang der Landfrauen untereinander. Sie halfen ihr beim Einstieg ins Dorfleben.
Am 5. Juli werden die Landfrauen des Ortsvereins Entersbach Gastgeber im Dorfgemeinschaftshaus Unterentersbach sein, wenn der Land Frauen-Bezirk Haslach „50 Jahre LandFrauen im Kinzigtal“ feiert: Der Ortsverein Haslach wurde vor exakt einem halben Jahrhundert gegründet. Seine Mitglieder kamen ursprünglich unter anderem auch aus Entersbach, Nordrach, Prinzbach, Unter- und Oberharmersbach. Mit einigen Vertretern dieser heutigen Ortsvereine unterhalten wir uns in einer sechsteiligen Serie, heute in Teil 5: Elke Furtwengler/ Oberharmersbach.
„Durch meinen Beruf als Köchin bin ich schon ein bisschen herumgekommen“, erzählt Elke Furtwengler. Im lieblichen Taubertal auf einem Nebenerwerbs-Weingut aufgewachsen, arbeitete sie in Baden-Baden. Dann begann sie, ihre ehemaligen Chefs zu besuchen. In einem Seitental Oberharmersbachs hatten diese dereinst das Jägerstüble übernommen. „Ich hab‘ denen immer mal geholfen, mich dann abends am Stammtisch dazugesetzt und dann meinen Mann kennengelernt und dann“, konstatiert die heute 54-Jährige mit einem Lächeln, “bin ich hier in der Gegend geblieben.“
Genauer gesagt: auf dem von ihr und ihrem Mann in dritter Generation bewirtschafteten Stinneshof, im bio-zertifizierten Nebenerwerb und mit der Hilfe von „Oma Gerda“, gänzlich abgelegen an einem Hang im hinteren Zuwälder Tal. Den Oberharmersbacher Landfrauen schloss sie sich kurz nach ihrer Heirat an, vor etwa 25 Jahren, und zwar zunächst, um Kontakt zu knüpfen.
„Wenn man frisch hierher kommt und dann in so einem Beruf ist wie ich, wo man oft oder ausschließlich am Abend und am Wochenende arbeitet oder an Feiertagen, da ist es schwierig, Leute vom Dorf oder vom Tal kennenzulernen“, so Elke Furtwengler. Also schaute sie sich in Oberharmersbach die Vereine an, um etwas für sie Passendes zu finden. Und das tat sie dann auch.
Große Hilfsbereitschaft
Von Anfang an fand sie die Gemeinschaft toll, „dieses wirkliche Miteinander“, – sie betont ‚wirklich‘ –, „und dieser wertschätzende Umgang miteinander, das ist ganz wichtig.“ Hinzu komme das Voneinander-Lernen, indem man miteinander rede. Beispielsweise den früher auf dem Hof noch vorhandenen Bauerngarten betreffend: Spritzt ihr? Wie düngt ihr? Arbeitet ihr mit Brennesseljauche, wie funktioniert das? Welche Gemüsesorten baut ihr an, was passt zueinander? So habe sie sich durchgefragt, „und die Hilfsbereitschaft der Oberharmersbacher Landfrauen und wie ich da aufgenommen worden bin – das hat mir so toll gefallen! Noch heute finde ich es so schön, wenn wir uns treffen und Zeit miteinander verbringen.“
Im Vorstand der örtlichen Landfrauen engagiert sie sich seit geschätzten zehn Jahren, zunächst für drei Jahre als Schriftführerin. „Aber das ist mir so schwergefallen, ich bin kein Schreibtischmensch. Da habe ich gesagt: Leute, das ist nicht mein Ding.“ Seither ist sie im Beisitz, und dies nun sehr gerne, „ich helfe und arbeite zu.“ Und so, wie sie sich inzwischen auch im Veranstaltungsteam des LandFrauen-Teams Bezirk Haslach engagiert, so ist sie auch im Ortsverein für die Gastronomie verantwortlich.
„Wir Landfrauen werden oft genug auf das Bewirten reduziert“, bedauert Elke Furtwengler einerseits, „dabei sind wir ja noch viel mehr.“ Andererseits ist das Bewirten eine gefragte Dienstleistung – wie in Oberharmersbach beispielsweise beim Heimatsommer, an der Gallen-Kilwi, bei Naturparkmärkten oder an den vier Advents-Wochenenden beim Hademar-Weihnachtswichtel-Dorf. „Auch bei einer vom Bürgermeister einberufenen Einwohnerversammlung hatten wir bewirtet.“ Nicht umsonst ist das Bewirten eine Fähigkeit für sich, will gekonnt und möglichst professionell aufgezogen sein. Der heutzutage gebräuchliche Begriff „Catering“ klingt gleich ganz anders.
„Fachfrau“ für das Organisatorische
Elke Furtwengler kümmert sich dann um das Organisatorische: „Was machen wir zu Essen, wo bekommen wir was her, welche Landfrau macht was?“ Gerne greift sie auf Speisen zurück, die sich gut vorbereiten lassen. Neben dem Klassiker „Kaffee und Kuchen“ kann das beispielsweise Specklaugengebäck sein – oder Flammkuchen, wie sie beim Oberharmersbacher Weihnachtszauber zum Einsatz kommen. Komplett selbstgemacht und dann eingefroren, werden sie vor Ort aus einer Gefriertruhe hervorgezaubert und im Ofen gebacken, mit herrlich duftenden und nicht minder schmeckenden Ergebnissen.
Durch ihren Beruf falle ihr diese gastronomische Organisationsaufgabe gar nicht so schwer und sie mache das gern, betont die Köchin, „dann ist das auch keine schwere Arbeit oder ein Muss, das läuft dann halt.“ Umso mehr, als sie sich von den Vereinsmitgliedern bestens unterstützt sieht. „Immer, wenn man die Leute anruft und beispielsweise sagt, du, wie sieht‘s aus, ich brauch‘ Kuchen, dann krieg‘ ich bereitwillig zur Antwort: Ja Elke, wie viele brauchst du, wie viele soll ich dir machen.“
Wenn man einen Aufruf ins Verkündblatt setze, fühle sich niemand angesprochen. Aber wenn sie direkt mit den Leuten kommuniziere und auch für Arbeitseinsätze nachfrage („Du, ich bräucht‘ Hilfe, wie sieht‘s aus, hast du Zeit, einen halben oder ganzen Tag?), dann funktioniere das „total, das ist das Schöne daran.“
Positive Effekte auch für den Beruf
Das Kommunizieren ist Elke Furtwengler als Küchenleiterin in der Jugendherberge im Ortenberger Schloss gewohnt. Bis dahin sei es manchmal aber auch ein schwerer Weg gewesen, räumt sie ein. Ein Weg, auf dem sie die Schulungen der Landfrauen genutzt hat. Zu Themen wie „Sich selber kennenlernen“, „Wie geht man mit Kollegen um“, „Verein und Vereinsführung“. Ganz besonders beeindruckt hat sie eine Schulung zum klassischen Kommunikationsmodell respektive Vier-Ohren-Modell, demzufolge jede Nachricht beziehungsweise Aussage vier Seiten hat und somit auf vielfältige Arten – weil auf vier Ebenen – interpretierbar ist: der Sach-, Beziehungs- und Appellebene sowie auf der Ebene der Selbstkundgabe.
Nicht weniger beeindruckt war die Wahl-Oberharmersbacherin von einer Schulung zum Umgang mit der eigenen Stimme, „in welche Richtung man gehen kann von der Lautstärke und der Härte her – da hab‘ ich gedacht hab: Wahnsinn!“
Wenn man solcherlei in den eigenen Beruf und in die Karriere mit einfließen lassen könne, sei das natürlich ein schönes Zubrot. Daher könne sie nur empfehlen: „Mach‘ das, geh zu den Landfrauen, die sind nämlich top. Da sind wirklich gute Teamer dabei, wo man echt was lernen kann.“
Wichtig ist ihr, dass wieder mehr junge Menschen den Weg zu den LandFrauen finden. „Viele denken immer noch: Landfrauen, das ist halt immer noch bloß Kuhstall, Brot backen, Kaffe, Bewirten.“ Doch eine Frau vom Lande müsse unter anderem auch büro- und computertechnische Kenntnisse aufweisen.
Der Oberharmersbacher Ortsverein zähle derzeit etwas mehr als 70 Mitglieder, so Elke Furtwengler. „Wir freuen uns über jedes Mitglied! Und je mehr Leute sich aktiv einbringen, desto mehr Schultern gibt es natürlich, auf die man das, was bei Veranstaltungen zu wuppen ist, verteilen kann.“
Liebe zum Landleben
Das Landleben selbst weiß sie zutiefst zu schätzen. 25 Hektar umfasst der Stinneshof, davon sind sieben Hektar Grünland, der Rest Forst, und alles miteinander ist bio-zertifiziert. Auf den sattgrünen und von buntem Blühen durchsetzten Bio-Weiden grast „Pensionsvieh“. Sieben Kühe, zu denen sich im Spätjahr der Bulle gesellt, „dann werden das alles Mutterkühe“ – „de Kornbur“ hat die Weiden für sein Vieh gepachtet: Stefan Lehmann mit seinem Demeter-Hof samt Milchtankstelle.
„Bio-zertifiziert bedeutet den vollständigen Verzicht auf Spritzmittel gegen Unkraut und Ungeziefer, die Ausbringung nur von streng reglementierten Güllemengen ohne die Beimischung bestimmter Grassamen, mit der Einhaltung von festgelegten Abständen zum Gewässerrand etcetera“, erklärt Elke Furtwengler.
Gegen für das Vieh giftige Pflanzen wird beim Abgehen der Wiesen per Hand und Spaten vorgegangen, dreimal im Jahr. Auch eine kleine Christbaumanlage gehört zum Hof, doch der Aufwand ist zu groß, „die lassen wir jetzt auslaufen, wir betreiben den Hof ja als Hobby.“ Aber so viel Arbeit er bedeute, so viel gebe er auch, erklärt sie. „Diese Ruhe, wenn ich nach Hause komme – das ist ein Geschenk Gottes, wenn man so wohnen darf, wie wir hier wohnen. Oder wenn ich morgens aufwache und die Fenster öffne und die Vögel singen, das kennt man in der Stadt gar nicht mehr. Auch die Gäste unserer Ferienwohnung wissen das sehr zu schätzen – und auch, wie schwarz die Nacht bei uns ist, weil wir hier hinten im Zuwälder Tal keine Lichtverschmutzung haben.“