Am Sonntag morgen marschierte um 10.30 Uhr die Bürgerwehr mit Spielmannszug, Trachtenfrauen und Schützen durch die Hauptstraße zum Kanzleiplatz, wo sie von der Stadtkapelle mit dem Marsch »In alter Freundschaft« und zahl reichen Besuchern begrüßt wurden.
In seiner Rede erinnerte Bürgermeister Günter Pfundstein, dass die Pandemie die Veranstalter gezwungen habe zweimal den »Tag der Heimat« auszusetzen. Zwar habe die Virus-Infektion inzwischen ihren größten Schrecken verloren, sei jedoch wie andere Virus-Erkrankung weiterhin ernst zu nehmen.
Dass nun auch noch in Europa ein Krieg dazugekommen sei, erschüttere unser »Anspruchs- und Wohlstandsdenken«, so der Bürgermeister. Wenn wir uns bei der Gasversorgung einseitig abhängig gemacht haben, sei dies der kurzsichtigen Frage nach dem jeweils Billigsten geschuldet. Langzeitperspektiven blieben dabei außen vor.
Der »Tag der Heimat« gebe Anlass darüber nachzudenken, was es uns bedeutet »heimisch« zu sein. Das Heimatgefühl speise sich aus den Kindheitserfahrungen in der Familie und nachbarschaftlichen Umgebung. Die Begriffe »Muttersprache« und »Vaterland« verraten eine familienähnliche Beziehung zu Kultur und Land. Leider werde uns der Wert der Heimat erst dann bewusst, wenn wir sie verlieren, wie derzeit die ukrainischen Flüchtlinge. »Was Heimatverlust bedeutet, hat aber ein Großteil der deutschen Familien vor 75 Jahren selbst erlebt.«
Zum Wohlbefinden in unserer Stadt mit seinen Ortsteilen würden nicht zuletzt die nahezu 100 Vereine beitragen. »Wir haben hier vor Ort alles, was ein lebenswertes Leben ausmacht«, zeigte sich Bürgermeister Pfundstein überzeugt. Gleichzeitig räumte er ein, dass es bisweilen an der Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung mangle, so fehlen der Feuerwehr derzeit junge Nachwuchskräfte. »Wir können jede helfende Hand gebrauchen«, appellierte Pfundstein an die Jugend.
Ehrung für treue Mitgliedschaft
Im Anschluss an die Rede des Bürgermeisters nahm der neue Kommandant und Hauptmann der Bürgerwehr, Andreas Lehmann, die Auszeichnung verdienter Mitglieder vor:
Schütze und Fahnenbegleiter Jürgen Duffner erhielt für 25 Jahre Mitwirkung nebst Urkunde ein Silbernes Ehrenzeichen. Beim Fest greife man gerne auf seine Erfahrung in der Küche zurück.
Ursula Damm gehört den Trachtenfrauen bereits 50 Jahre an. Zur Urkunde kam selbstverständlich auch ein Blumenstrauß. Die ehrende Brosche werde nachgeliefert, versprach Lehmann.
Gleichfalls auf 50 Jahre Mitwirkung bringt es Martin Alender. Beim Aufbau für das Fest könne man immer auf seine Hilfe zählen.
Walter Kunz marschiert als Schütze ebenso schon 50 Jahre mit. Trotz seines fortgeschrittenen Alters sei er immer dabei und gebe den älteren Kameraden ein gutes Beispiel.
Auch bei den Ulanen gab es zwei Ehrungen für 50-jährige Treue. Die Erfahrung von Ehrenrittmeister Franz Willmann im Umgang mit Pferden sei für die Abteilung eine Hilfe, die man nicht missen wolle, führte Lehmann aus.
Hubert Hansmann amtierte lange Zeit als stellvertretender Rittmeister. Zwar sei er einen Schritt zurück getreten, habe aber die Ulanen-Tradition an Tochter und Schwiegersohn weitergegeben.
Die Schützen feuerten für die verdienten Mitglieder eine Ehren-Salve ab. Daran schloss sich das von der Stadtkapelle intonierte Badner-Lied, das von Einheimischen kräftig mitgesungen wurde.
Breitgefächertes Platzkonzert
Während sich die Besucher diesmal bei Selbstbedienung mit erfrischenden Getränken und herzhaften Speisen versorgten, spielte die Stadtkapelle unter Dirigent Stefan Polap zu einem temperamentvollen Konzert auf. Dabei profilierten sich auch Solisten, so Nico Armbruster mit der Klarinette beim »Wild Cat Blues« und Björn Breig mit dem Flügelhorn beim Titel »My Dream«. Aus der Welt des Pop wurden zwei Medleys präsentiert, das eine von der legendären Gruppe »Abba« mit »Dancing Queen« und »Mamma mia«, das andere aus dem Album des lyrischen Duos »Simon and Garfunkel«.
Zu den neuen »Errungenschaften« der Stadtkapelle gehört der Titel, der durch die Verabschiedung von Angela Merkel populär wurde: »Du hast den Farbfilm vergessen«. Die »Kuschelpolka« lud dazu ein, den Rhythmus mitzuklatschen. Dass die Musiker bei Bedarf auch singen können, stellten sie mit dem urwüchsigen Titel »Dem Land Tirol die Treue« unter Beweis. Die Verbundenheit mit der Zeller Fasend, dem Heimatgefühl der etwas anderen Art, tat Trachtenfrau Ursula Damm kund. Sie wünschte sich vom Dirigenten den Narrenmarsch – und bekam ihn auch. Unnötig zu bemerken, dass die Stadtkapelle ihr Konzert nicht ohne den Ruf nach Zugabe beenden durfte. Einmal mehr hatte der historische Kanzleiplatz ein rundes Fest gesehen.