Ende gut, alles gut. Exakt zu Pfingsten konnte das Gerüst an der Vorderfront der Wallfahrtskirche nach zahlreichen Reparaturen und Sicherungen im letzten Vierteljahr entfernt werden. Die vier Störche auf dem Kirchendach genießen ihr neues Heim – noch wohlbehütet von ihren Eltern.



Allerdings ein kleiner Wermutstropfen bleibt für die Störche: Eine doppelte Pyramide als unüberwindbare Blechkonstruktion auf der Vierung – da wo das Längsschiff und das Querschiff der Kirche hoch oben auf dem Dach ein Kreuz bilden, verhindert, dass die Störche wieder ins ursprüngliche alte Nest zurückkehren und ihre Exkremente auf die Kirchgänger und Besucher abladen.
Selbst das Regierungspräsidium wies mit strengem Zeigefinger darauf hin, dass hier auf dem vielbegangenen Dach einer Kirche ein Betreten verboten und eine Verhinderungssperre anzubringen sei. Die Störche schüttelten den Kopf. Aber was half’s?
Giebelkreuzsetzsteine hatten sich gelockert
Bei der nun mit der großen Drehleiter durchgeführten Inspektion der 1910 als letzte Erweiterung an die Kirche mit dem Blick über die Dächer nach Zell angebauten Portalseite mit Steinmetzspezialisten aus Freiburg, machte einer der beiden Giebelkreuzsetzsteine gar keinen guten Eindruck. Ein Setzstein hatte sich schon bedrohlich gelockert, so dass der Delegation und den Feuerwehrleuten in der Kanzel der Drehleiter nichts anderes übrig blieb, als den bis 20 Zentimeter großen wackligen Setzstein auf den Boden der Tatsachen zu befördern.
Außerdem wurde der Bodenbereich unter dem Giebelkreuz weiträumig abgesperrt, um niemanden, der zufällig vorbeikam, zu gefährden. Dort wurde er von der Steinmetz-Firma Marco Ohnesorg in Empfang genommen, mit hohem Können und Fleiß bearbeitet. Das vergoldete Kreuz war ein richtiger Lichtblick.
Steinsimse wurden auf Löcher untersucht
Nun begannen wieder auf der Mutter Boden die wichtigsten Arbeiten. Die Steinsimse lagen wie ein Kragen rings um das Portal und wurden akribisch auf Löcher untersucht. Eine Arbeit, bei der es auf höchste Genauigkeit ankam. Es hätte nämlich sein können, dass Wasser bei Schlagregen oder Sturm durch die Simslöcher an die dahinter liegende Portalwand spritzte, dort über die einen Zentimeter großen Löcher sich womöglich mit Schwefel vermischte und dabei die Sandsteine zerstörte.
Die Steine, die vor langer Zeit vor allem durch Wasser und andere Stoffe ihre hellgelbe Schilf-Farbe bekamen, sind Hunderte von Jahren alt. Damals bildeten das Elsaß bis Weissenburg eine politische Einheit und die Gemeinden pflegten bis tief ins badische Land einen regen Austausch.
Steinmetz Marco Ohnesorg: »Trotz der langen Zeit sind die Sandsteine in einem hervorragenden Zustand. Sie lassen sich millimetergenau bearbeiten, eventuelle Löcher verschließen. Sie gewähren uns die Sicherheit, dass sie noch lange halten.« Lediglich 14 der Quadersandsteine an der Vorderfront der Portalseite mussten bearbeitet und sorgsam behandelt werden. Marco Ohnesorg: »Schon ein kleiner daumengroßer Steinsplitter könnte beim Herabfallen zu großen Verletzungen führen.«
Großes Lob bei der Schlussabnahme
Bei der Schlussabnahme am Mittwochmittag gab es nur strahlende Gesichter. Baudirektor FH Michael Wieseler vom Erzbistum Freiburg hatte großes Lob parat: »Ich dankte allen, die hier mitgearbeitet haben. Jetzt haben wir die nächsten 30 Jahre Ruhe. Mein besonderer Dank gilt Bruder Berthold, der immer auf der Baustelle zu finden war.«
Und darüber hinaus gab es noch viel Neues und Lobenswertes. Zum Storchennest oben auf dem Kirchendach wurden durch eine Spezialfirma Kabel gelegt. Außerdem soll durch einen Spender ein Webserver mit Kamera angebracht werden, damit alle Besucher der Wallfahrtskirche die großen und kleinen Störche beobachten können.
Platz soll neu gestaltet werden
Außerdem ist im nächsten Haushaltsplan der Stadt Zell, soweit die Mittel reichen, vorgesehen, den Platz vor und um die größte badische Marienkirche neu zu gestalten.
Der Gnadenbrunnen vor der Kirche aus dem Jahr 1680 wird mit Hilfe von Spendergeldern neu gefasst und renoviert. Und die Gläubigen, die von überall herkommen, um ihr Augenleiden mit
dem Gnadenwasser zu lindern und vielleicht wieder sehen zu können, haben wieder neue Hoffnung.