Im Rahmen einer würdigen Feier im Foyer des neuen Rundofens erhielten gleich drei Schulen der Stadt Zell a. H. das offizielle Prädikat »Naturpark-Schule«: das Bildungszentrum Ritter von Buß, das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum Lernen Zell und die Grundschule Unterharmersbach. In Vertretung des erkrankten Staatssekretärs Volker Schebesta übergaben der stellvertretende Naturpark-Vorsitzende Siegfried Scheffold und Schulamtsdirektorin Gabriele Weinrich die Urkunde und die dazugehörige Plakette. Unter dem Beifall der geladenen Gäste, Eltern und Schüler würdigte Scheffold das Engagement gleich dreier Schulen und bezeichnete dies als ein Vorbild, das auf das ganze Land wirke.



Die Liste der Ehrengäste war lang und Bürgermeister Pfundstein begrüßte namentlich die Leitende Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts Offenburg Gabriele Weinrich, den stv. Naturpark-Vorsitzenden Horst Scheffold, den Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker, die Projektmanagerin Manuela Rieding, den Projektleiter der drei Schulen Horst Koller sowie die Schulleiterinnen Anne-C. Medel, Karin Alst und Schulleiter Matthias Demmel.
In seiner Rede ließ Zells Stadtoberhaupt noch einmal die verschiedenen Phasen des Gesamtprojekts Revue passieren – angefangen von der Idee über den Gemeinderatsbeschluss 2019 bis zur Entwicklung der Module, die für die Zertifizierung erforderlich sind. Die Bildung für nachhaltige Entwicklung sei besonders wichtig für die Zukunft unserer Region und ihrer Menschen, erklärte Pfundstein. Das müsse man den Kindern bewusst machen. »Je früher wir damit beginnen, desto besser«, sagte der Bürgermeister.
Moderne Heimatkunde und nachhaltige Bildung
Schulamtsdirektorin Weinrich bezeichnete die dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den Schulen und dem Naturpark als »moderne Heimatkunde«, die beispielhaft sei für eine nachhaltige Bildung, wie sie der neue Bildungsplan für Baden-Württemberg vorsieht.
Darüber hinaus gehe es auch um eine Auseinandersetzung zwischen Tradition und Moderne. In diesem Spannungsfeld von ökonomischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen und Erfordernissen müssen die Schülerinnen und Schüler sich zurecht finden und auch eigene Ideen einbringen. Dabei helfen Experten aus der Region, etwa Förster oder Landwirte, auch Vereine oder Privatpersonen. Sie arbeiten mit den Lehrkräften zusammen, vermitteln ihre Erfahrungen und ihr Wissen im Unterricht.
Wiederholt verwies Weinrich auf den sanierten Zeller Rundofen als Musterbeispiel eines Industriedenkmals, das sich hervorragend als Lernort eigne. »Darauf können Sie stolz sein«, sagte die Schulamtsdirektorin.
Gute Zusammenarbeit der Schulen
Drei Schulen »auf einen Streich« sei eine Sache, die ihn besonders freue, meinte der stv. Naturparkvorsitzende und Hornberger Bürgermeister Siegfried Scheffold. Damit wachse die Zahl der beteiligten Schulen bis zum Jahresende auf zwanzig. »Uns geht es darum, die Kinder für ihre Heimat zu begeistern«, sagte er. Nur dann würden sie später die Region aktiv und eigenverantwortlich gestalten. Deshalb gehören solche Bildungsangebote zu den elementaren Aufgaben des Naturparks.
Während Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker die Vorbildfunktion der Schulen und auch der Naturpark-Kindergärten hervorhob, betonte Projektleiter Horst Koller vor allem die gute Kooperation der beteiligten Schulen. Das sei angesichts der vorgegebenen Unterschiede nicht selbstverständlich. Doch die Absprachen vor Ort mit den zuständigen Lehrerinnen unter Beteiligung von Projektmanagerin Manuela Riedel sowie der Stadtbeauftragten Alisa Dörfer hätten jeweils gute Ergebnisse erbracht.
Für Koller, ehemals Schulleiter des SBBZ Lernen, ist die Inklusion zentrales Thema. Das Naturpark-Projekt zeige, wie Inklusion gelingen könne. Wenn auf dem Bauernhof mit angepackt werde, spiele es keine Rolle, wer aus welcher Schule komme. »Entscheidend ist: Die Arbeit muss richtig gemacht werden«, sagte Koller. Vom Erfolg des Projekts »Naturpark-Schule« sei er fest überzeugt.
Begleitet vom Beifall der Gäste übergab Siegfried Scheffold den Schulen jeweils die Urkunde und die Plakette.
»Kinder sind die Hauptakteure«
Konrektor Wolfgang Scharer vom Bildungszentrum dankte für die Auszeichnung und hob hervor, dass der Stadtrat mit der Entscheidung für das Naturpark-Projekt den Weg freigemacht habe. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung sei es wichtig, die Natur in den Mittelpunkt schulischen Handelns zu stellen.
Schulleiterin Karin Alst und Schulleiter Matthias Demmel schlossen sich Scharers Dankesworten an. Beide lobten das Mitwirken der Lehrerinnen und Lehrer an ihrer Schule. Und natürlich komme es immer wieder darauf an, die Mädchen und Jungen zu motivieren. »Die Kinder sind die Hauptakteure«, sagte Matthias Demmel.
Horst Koller erhielt als Zeichen der Wertschätzung seines Einsatzes ein Präsent.
Musik und Information
Umrahmt wurde die Feier von vorzüglichen musikalischen Beiträgen der drei Schulen. Begonnen hatte es auf der Rundofen-Empore
mit einem Orffschen »Rock Medley« von SBBZ-Schülern unter der Leitung von Günther Sinz. Klare Kinderstimmen und ein schwungvoller Vortrag ließen aufhorchen und zeigten, wie gut der Grundschulchor Unterharmersbach mit Lehrerin Alessa Schwörer »Der Frühling ist da« und das »Vogellied« einstudiert hatte. Der Chor der Viertklässler des Bildungszentrums begeisterte mit einem selbst verfassten »Naturparkschule«-Song, von Lehrer Rainer Lietzmann an der Gitarre begleitet.
Reges Interesse fanden die Info-Tafeln der Schülerinnen und Schüler über die bereits durchgeführten Aktionen. So durften sie beim Besuch der Zeller Keramikmanufaktur selbst Hand anlegen, erfuhren im Museum »Vogtsbauernhof«, wie erneuerbare Energien genutzt werden und konnten Wasser- und Windräder bauen.
Faire Produktion (Hühnerhof Zapf in Gengenbach) war ebenso ein Thema wie das Leben der Bienen und die Wachsherstellung (Imkerei Waidele in Zell a. H.). Auf dem Obsthof Müller in Unterharmersbach lernten die Schüler, wie Kühe artgerecht gehalten werden und wie man Kräuterbutter macht. Warum der Wald für die Menschen und das Klima so wichtig ist, erklärte den Mädchen und Jungen eine Waldpädagogin des Landratsamtes der Ortenau.
Ab dem Schuljahr 2022/23 starten die Zeller Schulen in die fünfjährige Zertifizierungsperiode. Während dieser Zeit werden die bisherigen Module weiterentwickelt und die Anzahl der Unterrichtseinheiten auf die geforderte Mindestzahl von acht pro Schuljahr erhöht.