Nachdem in den zwei vergangenen Jahren der Josefstag wegen Corona und Lockdown auf Sparflamme und bei schlechtem Wetter stattfinden musste, zeigt sich in diesem Jahr ein anderes Bild. Oben auf dem Dachfirst der Zeller Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten begrüßt ein Storchenpärchen mit lautem Geklapper den Frühling und vor allem die Besucher, die den Störchen winken und sich freuen, dass in diesem Jahr am Samstag, 19. März, der Josefstag in der Zeller Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten wieder als großer Wallfahrtstag gefeiert wird.
Daher laden die Kapuziner des Klosters mit großer Freude herzlich zu den Gottesdiensten um 7.30 Uhr, 11 Uhr und 19 Uhr ein. Um 9.30 Uhr wird das Hochamt gehalten. Festprediger wird Bruder Leonhard Lehmann sein. Er gilt weltweit als größter Franziskus-Kenner. Am Josefstag, den er in diesem Jahr nach 60 Jahren zum ersten Mal wieder in seiner Heimat Zell verbringt, wird er in allen Messen predigen und künftig im Zeller Kloster als Mitbruder wohnen.
Um 14.30 Uhr ist Rosenkranz und um 15 Uhr Andacht und sakramentaler Segen mit Bruder Berthold. Beichtgelegenheiten sind von 7.00 Uhr bis 11 Uhr zwischen den Messen und von 18.30 Uhr bis 19 Uhr vor der Abendmesse. Andachtsgegenstände werden jeweils im Hochamt und in der Andacht am Nachmittag gesegnet.
Außerdem kann in diesem Jahr nach dem Hauptgottesdienst mit ein bisschen Vorsicht das so beliebte Treffen der Kapuziner mit allen, die Josef oder Josefine heißen mit kleinem Umtrunk stattfinden. »Aber« weist Wallfahrtsseelsorger Bruder Berthold daraufhin: »Es gilt auch in diesem Jahr am Josefstag: Maske und Abstand. Ich denke der heilige Josef wird schon ein Auge zudrücken.«
Zu den Gottesdiensten – so die Kapuziner – sind alle herzlich willkommen! Platz wird auch für alle sein. Es geht ohne Anmeldung, und es gibt für alle einen Platz.
Verehrung des heiligen Josef
Die besondere Verehrung des heiligen Josef entwickelte sich schon früh um 800 und er ist in zahlreichen Schriften, die den Evangelien vorausgingen, ausführlich beschrieben und genannt. Der Heilige Josef stammt in gerade Linie von König David ab und wird als Nährvater von Jesus bezeichnet. Bereits im 12. Jahrhundert findet sich im römischen Kalender der Kirche der 19. März als Namens-
und Festtag für den heiligen Josef. Im Jahr 1870 erklärte Papst Pius IX. den Heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche.
Patron der Arbeiter und der Handwerker
Der Heilige Josef ist nach seinem aus der Bibel überlieferten Beruf als Zimmermann auch der Patron der Arbeiter und der Handwerker, Zimmermänner und Schreiner. Zudem gilt er auch als Schutzpatron der jungfräulichen Menschen, der Ehe und Familie. Meistens ist er als Zimmermann abgebildet mit dem Jesuskind, das ihm hilft. Auf dem linken Seitenaltar der Kirche ist der heilige Josef von einem unbekannten Künstler dargestellt. Hier ist er ein gut gekleideter Mann mit dem Jesuskind, das die Weltkugel in der Hand hält. In der linken Hand hält er einen Lilienstrauß als Zeichen der Reinheit und Keuschheit Marias. Die Statue trägt die Jahreszahl 1686. Die Popularität des Heiligen ist bis heute ungebrochen. Papst Franziskus hat ja auch das vergangene 2021 zum Jahr des heiligen Josef ausgerufen.
So war es beim Josefstag in den 50er-Jahren in Zell
Der Josefstag ist heute noch im Volk ein tief verwurzelter, traditioneller Feiertag. In ganz Baden war er sogar bis 1969 ein gesetzlicher, arbeitsfreier Festtag. Es war ein Tag, wo man sich zum Kirchgang traf, und es war die Zeit, als noch 15 bis 20 Busse aus ganz Baden am Josefstag mit Pilgern nach Zell fuhren, die in der Wallfahrtskirche die Gottesdienste mitfeierten und zwischendurch in den Talgaststätten Mittag aßen.
Das war mühelos möglich, denn in Zell gab es zu den heute noch vorhandenen Wirtschaften und Hotels damals auch noch weitere, folgende Gasthöfe und Hotels: den Raben am Stadteingang, den Badischen Hof, den Schwanen, den Bären, den Sternen, die Linde, die Blume, den Hechten, das Cafe Burger und die Hotels Hirsch und Löwen und in Unterharmersbach Engel, Laube, Rössle, Schützen.
Nach dem Essen ging es zur Kirche zum Rosenkranz und zur Schlussandacht und dann wieder nach Hause. Auch für die Kinder war es ein Freudentag. Bäcker hatten Stände aufgestellt und verkauften Brezeln und Wecken. Auf der Sonnenwiese eröffnete Schausteller Hahn mit einem Karussell die Saison für die Fahrgeschäfte und die Kinder durften Freirunden drehen.