Auch im zweiten Corona-Winter müssen die Schulen im Land mit vielen Einschränkungen leben. Im Zeller Bildungszentrum Ritter von Buß konnte immerhin der alljährlich vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgeschriebene Vorlesewettbewerb stattfinden. Die besten Vorleser der 6. Klassen trafen sich zum Schulentscheid und machten es der Jury richtig schwer. Nach dem zweiten Durchgang stand fest: Hanna Braun aus der R6a ist die neue »Lesekönigin«.
Was meist locker und leicht daherkommt, ist mit viel Eifer und Sorgfalt vorbereitet worden, nämlich das Kapitel aus dem Lieblingsbuch, aus dem in der ersten Runde des Wettbewerbs vorgelesen wird. Mozghan Yaoubi (W6a) hatte sich für einen spannenden Historienkrimi entschieden, in dem der Waisenjunge Melvin im London des Jahres 1888 in eine Mordserie verwickelt wird: »Der letzte Rabe des Empire« von dem in Lörrach lebenden Jugendbuchschriftsteller Patrick Hertweck kommt ziemlich düster daher und zeigt auch die dunklen Seiten des Lebens.
Bist du ein Eiswolf oder ein Feuerdrache? Das muss sich die 12-jährige Rayna fragen. Emilie Bürkel (W6b) las aus dem 1. Band der »Beast Changers«- Trilogie mit dem Titel »Im Bann der Eiswölfe«. Für alle Fantasy-Fans ein perfektes Eintauchen in die unheimliche Welt der australischen Autorin Amy Kaufman.
Hanna Braun (R6a) fühlt sich dagegen eher wohl im Milieu von Kim, Franzi und Marie. Die drei Detektivinnen aus der in jungen Leserkreisen bereits Kultstatus genießenden Krimireihe »Die drei !!!« sind in ihrem neuen Fall – »Brandgefährlich« – einem Feuerteufel auf der Spur. Beim Vorlesen hielt Hanna immer wieder Blickkontakt zur Jury, was einen Vortrag generell auszeichnet.
»Das kleine böse Buch« sieht sich als Vermittler einer Botschaft, die es aus dem Buch der Wahrheit an die Leserin oder den Leser weitergeben will: Die Erwachsenen sind ganz und gar nicht die, für die sie sich halten! Finn Rohloff aus der R6b gab eine interessante Kostprobe aus dem Roman des deutschen Autors und Filmemachers Magnus Myst.
Dass Sammys Hamster etwas Besonderes ist, erfährt man aus dem Kinderkrimi »Rettet Raffi«: Der Hamster gleichen Namens kann nämlich Schmuggelware besser erschnüffeln als jeder Spürhund. Doch skrupellose Gangster entführen Raffi und sein Besitzer muss sich allein auf die Suche nach seinem Hamster machen. Johanna Fix (R6c) trug eine Passage aus dem turbulenten und witzigen Krimi vor.
Konzentration und Vortragskunst
»Es war ein Kopf an Kopf-Rennen«, sagte Lehrerin Katharina Faisst, die den Schulentscheid des Vorlesewettbewerbs organisiert hatte. Allen fünf Kandidaten konnte die Jury der Deutschlehrerinnen ein gutes Textverständnis, eine beachtliche Lesetechnik und eine fantasievolle Textgestaltung bescheinigen.
Ausschlaggebend war somit der zweite Durchgang, bei dem die Mädchen und Jungen aus einem unbekannten Text vorlesen mussten. Der Auszug aus Andreas Steinhöfels mittlerweile zum »modernen Klassiker« avancierten Jugendbuch »Paul 4 und die Schröders« erforderte einiges an Konzentration und Vortragskunst. Das gelang Hanna Braun am besten.
Lesen und Bücher haben einen wichtigen Stellenwert im Schulalltag aller drei Schularten im Zeller Bildungszentrum. Buchvorstellungen, Lektürearbeit, Autorenlesungen, die Nutzung der beiden Schülerbibliotheken gehören ebenso dazu wie das gemeinsame Lesen oder eben der Wettbewerb.