Es war das letzte Mal, dass Franz Müller eine Mitgliederversammlung der Zeller Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) leitete: »Ich danke Euch für das Vertrauen all die 18 Jahre.« Wie seit langem angekündigt, stellte er sich am vergangenen Mittwochabend nicht mehr als Vorsitzender zur Wahl, 40 Händepaare applaudierten ihm im Zeller Kultur- und Vereinszentrum für seine Verdienste.
Die FBG Zell wurde 1988 als privatrechtlicher Zusammenschluss von Waldbesitzern gegründet, um die Bewirtschaftung der Waldflächen sowie die Holzvermarktung zu verbessern. Zu den Aufgaben der FBG zählen unter anderem Bodenverbesserung, Bestandspflege, Maschineneinkauf und -einsatz, sowie Wegebau und Wege-Unterhaltung.
Als sich 2003 niemand mehr für den Vorsitz fand, sprang Franz Müller ein. Was von ihm zunächst als Notlösung gedacht war, blieb allerdings von Dauer. »Hinter so einem Amt steckt viel Arbeit«, würdigte Bürgermeister Günter Pfundstein den Einsatz des Scheidenden.
»Es ist eine gute Sache, wenn jemand die Verantwortung übernimmt, wenn Not am Mann ist, und er sich nicht wegduckt«, dankte auch FBG-Geschäftsführer und Revierförster Klaus Pfundstein.
Nach der einstimmigen Entlastung von Kassenwart und Gesamtvorstand wurde der Geschäftsführer ebenso einstimmig wiedergewählt wie Schriftführer Martin Müller, Kassenwart Gunter Fritsch sowie die Vertreter der Zeller Ortsteile, die als Beisitzer fungieren: Hubert Kienzle (Unterharmersbach), Hubert Schwendemann (Unterentersbach), Bernhard Selinger (Oberentersbach). Im Beisitz ist nun auch Franz Müller aktiv, als Vertreter der Forstgenossenschaft Unterharmersbach.
Als erster Vorsitzender agiert ab sofort Johannes Pfundstein, den zweiten Vorsitz gab Oberentersbachs Ortsvorsteher Lorenz Breig an Thomas Gutmann ab: »Es ist gut, wenn junge Leute nachrücken.« Martin Bihrer und Thomas Burger übernehmen die Kassenprüfung von Hans Burger und August Riehle.
Trotz Überangebot alles verkauft
Mit dem Beitritt von vier weiteren Waldbesitzern hat die FBG nun 158 Mitglieder, mit einer Waldfläche von insgesamt circa 2.065 Hektar. »Leider war auch 2020 für Waldbesitzer ein Katastrophenjahr«, stellte Geschäftsführer Klaus Pfundstein in seinem Rückblick fest.
Bereits in den Kalamitätsjahren 2018 und 2019 sorgte Trockenheit europaweit für hohe Käfermengen und somit für ein Überangebot an Rundholz. In 2020 verschärfte sich die Situation nochmals. Wieder musste Käferholz eingeschlagen werden, hinzu kam »Sturmholz«. Dank von der FBG gestellter Sammelanträge erhielten die Mitglieder Fördergelder für die Aufarbeitung von Schadholz sowie das Hacken von Käferholz.
Das erneute Überangebot an Rundholz führte zu weiteren Preisrückgängen in fast allen Sortimenten. Hatten zu Jahresbeginn 2020 Halbjahresverträge mit allen größeren Abnehmern geschlossen werden können, so mussten die Waldbauern im Jahresverlauf weitere Preisabschläge in Kauf nehmen. »Zum Jahresende lag der Leitpreis für Fichte Güte B bei bescheidenen 65 Euro pro Festmeter (Fm)«, berichtete der Geschäftsführer. Mit dem – wenngleich sehr kleinen Lichtblick – immerhin, dass alles Holz hatte verkauft werden können, »es ist nichts im Wald verfault.«
Douglasie besser gestellt
Eine etwas günstigere Situation bot sich bei der Douglasie. Sie war von den Sturm- und Trockenschäden kaum betroffen, die Nachfrage nach Stammholz das ganze Jahr über hoch. Mittelstarkes Holz der Güte B brachte rund 104 Euro/ Fm ein. Bessere Buche-Stammholz-Qualitäten erzielten im Winter 2019/ 2020 je nach Güte Preise zwischen 55 und 105 Euro/ Fm. Schlechtere Buchen-Stammholzlose konnten zu relativ guten Preisen verkauft werden. Leicht rückläufig waren die Preise für Fichte-/ Tanne-Industrieholz (Lang- und Schichtholz). Für Brennholz lang hingegen (Buche, Eiche, Esche) gab es eine rege Nachfrage, für 46 bis 51 Euro/ Fm.
Extremer Preisverfall 2019/2020
Insgesamt 8.805 Fm Holz mit einem Erlös von 440.133 Euro verkaufte die FBG. Ein Blick auf die Entwicklung der Durchschnittserlöse zeigt: Waren diese bis zum Jahr 2018 mit 77 Euro/Fm auf einem seit 2013 in etwa gleich bleibenden Niveau »noch relativ gut«, so sanken sie 2019 auf runde 58 und im letzten Jahr dann auf noch dramatischere knappe 50 Euro/Fm.
Als glücklicherweise nicht dramatisch bezeichnete Klaus Pfundstein den geringen Fehlbetrag in der Kasse des FBG Zell, unter anderem verursacht durch hohe Ausgaben für Insektenschutz. »Wir sind gut im grünen Bereich«, versicherte der Geschäftsführer mit Blick auf den geplanten leichten Überschuss für das bereits weit fortgeschrittene Haushaltsjahr 2021.
Preisexplosion in 2021
Und er hatte noch weitaus bessere Nachrichten für die Waldbesitzer: Die Preise für Schnitt- und Stammholz sind inzwischen explodiert, liegen teils auf einem historischen Hoch. Es herrscht Rohstoffknappheit, wovon die Verkaufspreise in allen Holzsortimenten profitieren, lediglich Esche ist zurzeit nicht zu vermarkten. Diese Trendwende auf dem Markt erläuterte Joachim Prinzbach. Er ist Vorstand und Sprecher der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald (FVS), über die die Holzvermarktung der FBG Zell erfolgt.
Er unterstrich: Auch wenn man als Waldbesitzer in punkto Erlöse einiges nachholen müsse, so könne man momentan ein Stück weit zufrieden sein und zumindest mit gedämpftem Optimismus in die Zukunft blicken. Zwar werde die witterungsbedingte Wahrscheinlichkeit für viel Kalamitätsholz und die auf den Markt gelangende Angebotsmenge hoch bleiben. Anderseits aber fänden in den Sägewerken – »zum Glück auch bei uns in der Region« – Investitionen statt, so dass die Einschnittskapazität weiter steigen werde, »das ist gut.« Mittel- und langfristig sei auf dem Holzmarkt mit intensiver Nachfrage und guter Bezahlung zu rechnen.
Bürgermeister: Plädoyer für Waldbesitzer
In Bezug auf den Holzeinschlag der Waldbauern meldete sich Bürgermeister Günter Pfundstein zu Wort. Denn auf diese Holzernte sei er erst kürzlich bei einer Fragestunde wieder mit größter Besorgnis angesprochen worden. Daher sei es wichtig, den Bürgern klar zu machen: »Wir haben einen Wirtschaftswald.« Holzeinschlag bedeute zudem »Pflege, die wir in der Landschaft betreiben.« Das sei nichts Schlechtes, sondern müsse im Gegenteil positiv hervorgehoben werden. Einerseits werde gefordert, dass sich die Holzständerbauweise anstelle von Beton beim Hausbau durchsetzt. Andererseits aber wunderten sich die Betreffenden, «wenn man dafür dann Bäume aus dem Wald benötigt.« Ein Widerspruch in sich, für den oftmals die Waldbesitzer am Pranger stünden, ungerechtfertigter Weise.
Auch beschwerten sich Radfahrer teils darüber, wenn bei Waldarbeiten Wege beschädigt werden. »Aber ohne Waldbesitzer, die den Wald bewirtschaften, gäbe es solche Wege erst gar nicht«, hob Zells Oberhaupt hervor. Auch mit Blick auf den Stadtwald unterstrich er, dass das Handeln der Zeller Waldbauern ein generationengerechtes sei.
Dem pflichtete Joachim Prinzbach mit Nachdruck bei: »Wir machen alles richtig, wir agieren planmäßig und nachhaltig.« Das aber müsse man immer wieder auch nach außen kommunizieren. »Glück auf, gut Holz!«, wünschte er der Versammlung.