Jedes Jahr öffnen Zeller Künstler gemeinsam ihre Ateliers: Alle zwei Jahre erfolgt dies mit der Unterstützung des Kunstvereins Mittleres Kinzigtal und somit in einem überregional angebundenen Rahmen. Am vergangenen Samstag und Sonntag war es wieder so weit – beziehungsweise: Da konnte nachgeholt werden, was eigentlich für den vergangenen April geplant war und coronabedingt verschoben werden musste.




Neben insgesamt 14 Kunstschaffenden aus vor allem Haslach und Hausach, aber auch Gengenbach und Welschensteinach waren diesmal gleich vier Teilnehmer aus dem Zeller Städtle mit dabei. Von jeweils 11 bis 17 Uhr gaben sie Einblick in ihr Tun und dessen Ergebnisse. Während am Samstag jedes Atelier im Schnitt zwischen 20 und 30 Besucher zählte, so betrug deren Zahl am Sonntag bis zu 50.
Gleichzeitig hatte die Ausstellung »Baumporträts« im Foyer des Storchenturmmuseums geöffnet, die im Zusammenhang mit der anstehenden Pflanzaktion »1000 Bäume für Zell a. H.« ins Leben gerufen wurde und auch noch im Laufe der nächsten Woche besichtigt werden kann. Beeindruckende Farbserigrafien und Fotografien von Heinz Kneile und Albert Reichenbach gibt es hier zu sehen. Letzterer hat sein Atelier in der Hinteren Kirchstraße 6, seit er vor zwei Jahren von Steinach nach Zell umzog.
Imposante Baumansichten findet man auch in diesen Räumlichkeiten, in Form großformatiger Ölgemälde. »Mit Bäumen habe ich mich schon immer beschäftigt«, sagt der 1944 in der Oberpfalz Geborene. In Karlsruhe hat er Kunst und Kunstgeschichte studiert, war anschließend als Kunsterzieher am Hausacher Gymnasium tätig, kann auf zahlreiche Ausstellungen blicken.
In den Arbeitsräumen im Untergeschoss des Ateliers befindet er sich allerdings nicht täglich: »Ich beschäftige mich auch sehr stark mit Fotografie«, erklärt er, »in den letzten Jahren eigentlich mehr als mit der Malerei.« Dennoch sind in diesem Jahr einige neue Gemälde entstanden. Wobei sich oft mehrere gleichzeitig in Arbeit befinden: Sie entstehen in Etappen, wegen der langen Trocknungszeiten der einzelnen Ölfarbschichten.
Früher hingegen habe er Acrylfarben verwendet, zeigt Albert Reichenbach auf einige kleinere Gemälde: »Die stammen aus den 90er Jahren, da bin ich noch rumgezogen und habe vor Ort gemalt.«
Neu: Kunstwerke zu gewinnen
Das Atelier seines in Zell alteingesessenen Künstlerkollegen Roland Mauch befindet sich nicht weit entfernt, in der Fabrikstraße 1. Was sich im Lauf der letzten zwölf Monate für ihn als Künstler verändert hat? »Durch Erlebnisse und auch Reisen erhält man immer wieder neue Eindrücke«, so der von – vor allem auch nordeuropäischer – Landschaft, von Natur und Kosmos Inspirierte: »Das äußert sich dann entsprechend, in Farbe, Form.«
Künstlerisch ist er nach wie vor besonders dem Aquarell verbunden, dessen Leuchtkraft und Wirkung der Leichtigkeit er liebt. Doch auch mit Acryl arbeitet er noch immer, neuerdings unter der Verwendung von Gold- und Silberblattmetall – als Untergrund für diese Arbeiten verwendet er Holzplatten.
In den Zeiten von Corona allerdings sei es für ihn als freischaffender Künstler »relativ schwierig geworden.« Umso mehr freut er sich über die Besucher an den beiden Aktionstagen. Deren Zahl führt er aber auch darauf zurück, dass acht der teilnehmenden Künstler (unter anderem er selbst) ein originales Kunstwerk für eine (erstmals so durchgeführte) Tombola spendiert haben. Diese Werke werden unter all jenen Besuchern verlost, die an dem Aktionswochenende in den Ateliers Unterschriften von mindestens sieben verschiedenen Künstlern auf einer Karte gesammelt und diese abgegeben haben.
»Dass ich was gewinnen will, ist für mich das Unwichtigste, wenn ich in ein Atelier gehe«, meldet sich ein Besucher schmunzelnd zu Wort, »ich komme wegen der Kunst.« Und so unterstreicht Roland Mauch denn auch: Zwar ließen sich viele der Besucher eine Unterschrift geben. »Aber es kommen nicht Leute, die einfach nur scharf auf die Bilder sind, sondern es sind richtig Kunstinteressierte, mit denen man sich auch unterhalten kann.« Um inhaltliche Dinge gehe es bei diesen Gesprächen vor allem, um die Absichten des Künstlers.
Weiter geht’s zum »Am Bach 1«. In dieser lauschigen Ecke befindet sich Wolfgang Hilzensauers Atelier – wie Roland Mauch auch hat der inzwischen pensionierte Ingenieur einen während der späten Berufsjahre erworbenen Abschluss an der
Kunstakademie Lahr in der Tasche.
Ausstellung auch virtuell
Die letzten Monate hat er – coronabedingt – unter anderem dazu genutzt, auf seiner Website eine virtuelle Galerie seiner im Laufe des Jahres entstandenen Acryl-Mischtechnik-Bilder einzurichten. Verstärkt mit Monotypien hat er dabei gearbeitet: »Das ist ein Einmaldruck in einer Farbe oder in mehreren Farben.«Auch verbindet er gerne verschiedene Stilarten, wie beispielsweise Malerei und Zeichnen. Oder er kombiniert Hinterglasmalerei mit der Kacheltechnik. Für letztere zerschneidet er einige seiner gemalten Bilder in kleine Quadrate, zerstört sie also, und setzt sie dann völlig neu zusammen. »Ich kombiniere einmal Entdecktes mit anderem – mit der Hinterglasmalerei habe ich schon 2014 begonnen, die Kacheltechnik ist jetzt neu dazugekommen.«
Solche Ideen entstünden plötzlich, meint er, doch dazu müsse man Wissen haben über Techniken in der Malerei. Dazu komme der Wunsch auszubrechen aus dem Einheitsbrei und zu experimentieren – was ja auch die eigentliche Aufgabe eines Künstlers sei: Neues zu schaffen. »Das heißt, ich arbeite mit bekannten Dingen und dann komme ich an den Punkt, wo ich experimentiere und schaue: Geht das?« Anschließend gelte es, das Ganze weiter voranzutreiben. Mit dem Ziel, verschiedene Techniken miteinander zu verbinden und dennoch eine Einheit zu schaffen.
Erstmals in der Öffentlichkeit
Zum vierten der Zeller »Offen für Kunst«-Teilnehmer war es zwar etwas weiter zu laufen. Das aber brachte Klaus Kautz im Unter Eckfeld 12 keineswegs weniger Besucher. Mit dem Malen begonnen hat der Maschinenbautechniker im Unruhestand im Jahr 2016. »Ich bin absoluter Autodidakt«, so der 65-Jährige. Auch er erschafft seine in erster Linie abstrakten Werke mit Acrylfarben, unter Einsatz verschiedener Techniken.
Farbenfroh geht es auf seinen meist großformatigen Bildern zu. Deren Strukturen erzeugt er mit verschiedenen Werkzeugen – und sei es mit einem Rakel aus dem Baumarkt. Die wenigen kleinformatigen Werke entstanden auf Wunsch seiner Frau, »damit sie im Haus in den Treppenaufgang passen«, lacht er.
Anlässlich des Aktionswochenendes trat er mit seinen Bildern erstmals an die Öffentlichkeit, funktionierte seine große Doppelgarage eigens zum Ausstellungsraum um und konnte auch gleich zwei seiner Werke verkaufen.