Das »Jugendform Linde« war Thema im Zeller Gemeinderat. Sowohl die Planungen für die bauliche Gestaltung des Gebäudes, als auch die Konzeption der zukünftigen Nutzung sind ausgearbeitet. Was fehlt ist die bauliche Umsetzung der Maßnahme, denn die Sanierung sollte von den Jugendlichen weitestgehend in Eigenarbeit durchgeführt werden. Seit es aber den Jugendgemeinderat nicht mehr gibt sind die Arbeiten ins Stocken geraten.
Bereits Mitte 2017 wurde der frühere Jugendtreff »Jailhouse« in der Hindenburgstraße geschlossen. Durch den Erwerb des ehemaligen Gasthauses Linde konnte die Stadt Zell eine gute Alternative für einen neuen Jugendtreff zur Verfügung stellen. Im Februar 2018 fasste der Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss.
Der damalige Jugendgemeinderat hat sich stark für dieses Projekt eingesetzt und für die Linde ein grobes Nutzungskonzept erarbeitet. Unterstützung haben die Jugendlichen von der Firma Stefan Kornmeier erhalten, die die Ideen in eine professionelle Gestaltungskonzeption umgesetzt hat.
Zeitgemäße Kinder- und Jugendarbeit
Nachdem zum Ende des Jahres 2018 kein neuer Jugendgemeinderat mangels Bewerber gewählt werden konnte, haben sich die Renovierungsarbeiten verlangsamt. Anfang diesen Jahres war das »Jugendforum Linde« nun wieder Thema im Zeller Gemeinderat. Als Ziel wurde formuliert, das Projekt im Jahr 2020 fertigzustellen. Die Kosten dafür sollen im Haushaltsplan der Stadt Zell ausgewiesen werden.
Auf der Grundlage des vom Jugendgemeinderat erarbeiteten Nutzungskonzepts wurde ein »Handlungskonzept zur Gestaltung einer zeitgemäßen Kinder- und Jugendarbeit in Zell« entwickelt. Diplom-Sozialarbeiteter Albert Heizmann von der Stadt Zell und Sebastian Mayer von der Firma AgilEvent stellten dem Ratsgremium die wesentlichen Punkte vor.
Albert Heizmann erläuterte zunächst nochmals die räumliche Nutzung der ehemaligen Gaststätte mit einem Forum als Hauptraum, verschiedenen Nebenräumen sowie Aktionsräumen und einer Küche im Kellergeschoss. Auch für die tägliche und wöchentliche Nutzung des neuen Zeller Jugendtreffs gibt es schon detaillierte Pläne. Diese reichen von Integrationsberatung und Hausaufgabenbetreuung bis hin zu Theater-Workshops und Musikgruppen. Außerdem solle es für Kinder und Jugendliche Sprach- und Kultur-Angebote geben. Auch mit möglichen Kooperationspartnern, unter anderem dem SBBZ Lernen Zell, wurden schon Kontakte geknüpft.
Als gesetzliche Grundlage nannte Albert Heizmann das Landesjugendgesetz, auf dessen Basis eine sinnvolle Kinder- und Jugendarbeit umgesetzt werden solle.
Jeder sechste Zeller ist ein Jugendlicher
Sebastian Mayer von der Firma AgilEvent belegte den Bedarf für eine zeitgemäße Jugendarbeit mit statistischen Zahlen. In der Stadt gibt es aktuell 1.368 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 26 Jahren. »Jeder fünfte Zeller ist ein Rentner. Jeder sechste Zeller ist ein Jugendlicher«, rechnete Sebastian Mayer vor. Bezieht man die drei Nachbargemeinden der Verwaltungsgemeinschaft mit ein, kommt man sogar auf rund 3.000 Jugendliche.
Als Zielgruppe für das »Jugendforum Linde« kommen die 10- bis 20-jährigen in Frage. Bei geplanten Veranstaltungen erhöht sich das Alter auf bis zu 27 Jahre. Workshops und Events sollen das Haus für junge Leute attraktiv machen. Das 66 Seiten umfassende Handlungskonzept weist insgesamt 28 verschiedene Formate aus. Die Ideen reichen vom Hip-Hop-Workshop bis zum Rap-Workshop. Selbst ein Potcast »JuFo-TV« zu Themen aus der Region sei denkbar.
Im Jugendforum sollten die Jugendlichen zu selbstständigem Handeln angeregt werden, die Verbundenheit zur Heimat solle gefördert und die sozialen Kontakte ausgebaut werden. Nicht zuletzt sollten Vereine, die Schulen und Firmen in die Jugendarbeit mit eingebunden werden.
Zell soll frisch und jung bleiben
Im Zeller Gemeinderat stieß die Vorstellung des Handlungskonzepts für das »Jugendforum Linde« auf breite Zustimmung und wurde mit Applaus bedacht. »Zell muss aufpassen, dass es frisch und jung bleibt«, betonte Gemeinderat Ludwig Schütze. Mit dem Schwimmbad, dem Stadion und der Jugendarbeit in den Vereinen gebe es zwar schon ein breites Angebot, aber das sei nicht genug. Außerdem stehe mit den Einnahmen aus der Vergnügungssteuer mit rund 270.000 Euro jährlich ein großer Finanztopf zur Verfügung, mit dem die Jugendarbeit gefördert werden könne.
Nach der Zustimmung im Gemeinderat liegt es nun sicherlich auch an den Jugendlichen selbst, ob sie sich mit dem Projekt »Jugendforum Linde« identifizieren und sich dafür einsetzen.