»Komm, wir gehen in den Rundofen« – so wünschte sich Bürgermeister Günter Pfundstein auf der Mitgliederversammlung des Rundofen-Fördervereins die künftige »Nutzungshaltung« der Bevölkerung zu dem einzigartigen Industriedenkmal. Dessen derzeitige Renovierung ist Anlass für den Verein, neu durchzustarten.
»Das hätten wir nicht erwartet«, freuten sich die Verantwortlichen des Rundofen-Fördervereins am vergangenen Dienstagabend: Bis auf den letzten Platz besetzt war das Sonnenstüble im Zeller Gasthaus Sonne bei einer erstmals seit Jahren wieder stattfindenden Mitgliederversammlung.
Eine stolze Hälfte der rund 30 Anwesenden stellten Interessenten dar – also Nicht-Mitglieder eines gemeinnützigen Vereins, der sich die Förderung der Denkmalpflege zum Ziel gesetzt hat, »insbesondere die ideelle und materielle Unterstützung und Förderung der Renovierung des Gebäudes mit dem Rundofen.«
Als Ehrengast des Abends konnte man den achtzigjährigen Helmut Schaaff aus Freiburg begrüßen, einen Urenkel des einstigen Retters der Keramikfabrik: Der Unternehmer Carl Schaaff war 1874 in die Leitung der zur Zwangsversteigerung ausgeschriebenen Fabrik eingestiegen und hatte sie wieder auf Vordermann gebracht.
Eigens aus der Schweiz angereist war zudem der aus einer Zeller Hafner- und Keramikerfamilie stammende Johann Baptist Schreiber.
Dornröschenschlaf beendet
Vor 20 Jahren von 13 Personen unter dem Vorsitz des 2019 verstorbenen Zeller Ehrenringträgers Franz Breig gegründet, hat sich der heutzutage 33 Mitglieder zählende Rundofen-Förderverein mit seinen Aktivitäten bislang bewusst zurückgehalten. Grund war die Sanierungsverzögerung des mächtigen, heutzutage im Besitz der Stadt befindlichen Porzellanbrennofens, dessen Kamin fünf Meter über den Dachfirst des ihn umgebenden dreistöckigen Gebäudes ragt.
Immerhin sei der Ofen in der Zeller Museumsnacht stets der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, betonte der noch verbliebene »Rumpfvorstand« in Form von Kassenwart und zweier Beisitzer. Auch die in der Museumsnacht erfolgten Erklärungs-Aktivitäten des Vereins hätten dazu beigetragen, dass der Rundofen im Bewusstsein der Bevölkerung präsent sei.
Knapp 10000 Euro befinden sich in der Vereinskasse, die von Ex-Bürgermeister Hans-Martin Moll und Ludwig Börsig geprüft wurde. »Die einzigen Ausgaben, die wir im Laufe der Jahre hatten, bezogen sich auf den Kauf einer Keramikuhr sowie einer künstlerischen Fotografie«, berichtete Hans-Martin Moll, zudem war ein Flyer erstellt worden.
Kassenwart Bernhard Kähms wurde einstimmig entlastet und wiedergewählt. Neuer Vorsitzender ist Dieter Petri, seine Stellvertretung übernimmt Horst Feuer. Als Schriftführerin fungiert ab sofort Anneliese Saade, die Namen der Beisitzer lauten Willibald Heizmann, Thomas Hoog, Bertram Sandfuchs, Gottfried Zurbrügg. Auch die für zwei Jahre gültige Wahl unter der Leitung von Bürgermeister Pfundstein erfolgte jeweils einstimmig.
Rundofen soll Zells Bekanntheit steigern
»Ich bin froh, dass der Stadtrat durch diesen Förderverein so große Unterstützung hat«, betonte der Zeller Stadtobere. Da das Rundofenareal 2015 in das erweiterte Stadtsanierungsgebiet aufgenommen worden sei, stünden Fördermittel zur Verfügung, betonte er und unterstrich die angestrebte multifunktionale und mit den übrigen Einrichtungen der Stadt gut vernetzte Nutzung für jung und alt, »der Rundofen sollte bewusst nicht nur ein Museum werden.«
Eine wichtige Maßnahme sei, das Stadtmarketing in den Rundofen zu bringen, der nicht nur zentrale Anlaufstelle für Touristen sondern idealerweise auch Treffpunkt für die einheimische Bevölkerung werden soll. Wobei die Nutzung des Industriedenkmals nicht statisch angedacht ist, sondern Veränderungen anbieten solle.
Dies alles unter dem übergeordneten Ziel, dass Zell an überregionaler Bekanntheit hinzugewinnen möge. Günter Pfundstein: »Hotelerie, Gastronomie, Einzelhandel – das sind alles unter Umständen Profiteure, wenn man es richtig anfängt.«
Gleichzeitig warb der Bürgermeister um inhaltliche Unterstützung bei einem Förderantrag, der von der Stadt im Rahmen einer »Leader«-Fördermaßnahme bis zum 10. März eingereicht worden sein muss, »das ist ein sehr sportlicher Termin.«
Dabei gilt es, eine Fördersumme von 330000 Euro auszuschöpfen für das insgesamt 3,8 Millionen Euro schwere Investitionsprojekt – um Punkte wie Konzepterstellung, Beleuchtung, Einrichtung und Ausstattungsgegenstände geht es bei dem Antrag, der nun mit heißer Nadel gestrickt werden müsse. Daher könne nicht alles von Anfang an perfekt sein, bat Günter Pfundstein nicht zuletzt angesichts des Zeitdrucks um Verständnis, »das alles muss und wird sich entwickeln.«
Vorschläge des Fördervereins
Im Frühjahr 2021 sollen die Baumaßnahmen beendet sein. Neu-Vorstand Dieter Petri stellte auf der Grundlage eines Diskussionspapiers den möglichen Beitrag des Fördervereins hinsichtlich der Rundofennutzung vor.
So könnten beispielsweise Schautafeln, Fotos und Videos – auch unter der Mitwirkung von Zeitzeugen – dauerhaft sowohl über den Herstellungsprozess von Porzellan informieren als auch über die Fabrikgeschichte. Dies alles ergänzt durch eine Ausstellung repräsentativer Produkte. Darüber hinaus fasst der Verein ins Auge, Referenten zu Vorträgen über die Keramik einzuladen. Für wünschenswert hielte er überdies die Einrichtung einer einfachen Töpferwerkstatt, in der Ferienkurse für Schüler und Abendkurse für Erwachsene stattfinden können.
Zudem sei eine Kooperation mit dem Zeller Künstlerkreis um dessen Sprecher Wolfgang Hilzensauer naheliegend. »Das Treppenhaus zum Beispiel ist ideal für eine Galerie«, betonte Dieter Petri.
Wer Kontakt zum Förderverein »Rundofen« Zell a.H. e.V. aufnehmen möchte, kann sich bei Dieter Petri melden: telefonisch unter 07835/3964 oder per mail unter mail@dieterpetri.de.