Bei guter Gesundheit konnte am Mittwoch Helmut Totzke im Kreise seiner Familie den 90. Geburtstag feiern.
Die Reihe der Gratulanten wurde von Bürgermeister Günter Pfundstein angeführt, der dem langjährigen Mitarbeiter der Stadt Zell sowohl zum runden Wiegenfest gratulierte als auch für seine zuverlässigen Dienste in der Stadtgärtnerei dankte. Außerdem überbrachte er die Glückwunschschreiben des Ministerpräsidenten und des Landrats. Auch Pfarrer Reinhard Monninger sowie Heimleiter Michael Schlosser gratulierten Helmut Totzke persönlich zu seinem 90. Geburtstag.
Der Jubilar kam am 16. Oktober 1929 in Alt-Malchow/Pommern zur Welt. Nach der Schule begann er eine Lehre zum landwirtschaftlichen Verwalter. Weil der Landwirt selbst kaum noch etwas zu essen hatte, schickte er den Lehrling nach zwei Jahren wieder nach Hause. Als er daheim an die Türe klopfte, wollte ihm niemand aufmachen, weil man mit dem Einmarsch der Russen rechnete. Umso herzlicher war die Umarmung, als der Irrtum bemerkt wurde. Zum Glück fand Helmut dann eine Beschäftigung bei einem polnischen Rechtsanwalt, der ihn wie seinen Sohn behandelte, der ihn aber am Ende, als die Familie 1947 fliehen musste, nicht ziehen lassen wollte und einschloss. In der Nacht seilte sich Helmut mit verschnürten Bettlaken vom oberen Stockwerk ab.
Die Familie floh dann nach Zarnow in ein von den Amerikanern errichtetes Flüchtlingslager. Dort tauchte eines Tages auch besagter Rechtsanwalt auf und wollte Helmut zurückholen, weil er das Dienstverhältnis einseitig gelöst hatte. Da Helmut jedoch nicht volljährig und noch nicht geschäftsfähig war, galt das Elternrecht und Helmut durfte bei seiner Familie bleiben. Von Zarnow ging die Fahrt im Güterwaggon nach Stettin, danach nach Flensburg und Neumünster, bis die Familie schließlich im Frühjahr 1948 in Freiburg i. Br. ankam. Immer hatte sie in einem Lager hausen und bei den Fahrten von Station zu Station mit Güterzügen vorlieb nehmen müssen.
Damals suchte die Zeller Firma »Pflanzen-Burger« dringend Arbeitskräfte und meldete den Bedarf bis nach Freiburg. Am 28. April kam die Familie Totzke, die Eltern mit sechs Kindern, in Zell a. H. an. Zwei weitere Söhne waren noch in Gefangenschaft. Eine erste Unterkunft fand die Familie in einer Baracke am Weg zum Büchsenhof. 1951 haben die Totzkes in der Neuen Heimat gebaut. Helmut heiratete noch im selben Jahr Gerda Heizmann, die Tochter des Zeller Schuhmachers. Aus der Ehe gingen drei Töchter und zwei Söhne hervor. Leider erlag seine Frau schon 1980 ihrem schweren Leiden. Heute kann Helmut auf eine große Familie mit 13 Enkeln und acht Urenkeln blicken.
22 Jahre blieb Helmut Totzke bei der Firma Burger und stellte seine Verlässlichkeit unter Beweis. Dann ging er ein Arbeitsverhältnis bei der Stadt ein. Im ersten Jahr wurde er als Badmeister eingesetzt, danach holte ihn der Stadtgärtnermeister in seine Abteilung, wo er bis zur Rente blieb. Aber auch danach setzte Helmut sich nicht ganz zur Ruhe, sondern arbeitete als Hausmeister im Wohnheim der Lebenshilfe in der Gräbenreute. Zwei Herzinfarkte zwangen ihn schließlich kürzer zu treten.
Stolz ist Helmut Totzke, bereits 1952 der Feuerwehr beigetreten zu sein, wo er sich zum Umgang mit dem Atemschutzgerät ausbilden ließ. Bei den Zeller Bogenschützen zählte Helmut Totzke 1982 zu den Gründern. Seine Tochter Corinna, die er trainiert hat, erreichte bei den Deutschen Meisterschaften in München einen vorderen Rang.
Seit dem Jahr 2006 wohnt Helmut Totzke im »Betreuten Wohnen« des Seniorenzentrums St. Gallus. Dort hat er auch seine Partnerin Linda Hahn kennen gelernt, die nur ein paar Türen weiter wohnt. Nach einer Operation im Sommer dieses Jahres und einem Sturz erholt sich Helmut Totzke wieder, so dass er bei guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag feiern konnte. Zum runden Geburtstag gratuliert auch die Heimatzeitung »Schwarzwälder Post« und wünscht dem Jubilar weiterhin alles Gute!