Pater Christophorus Goedereis war 1991 als Kaplan in der Zeller Kirchengemeinde tätig. In dem Festgottesdienst am heutigen Mittwochvormittag hielt er die Predigt und erinnerte an seinen Aufenthalt vor 27 Jahren.
Prächtig war die Wallfahrtskirche geschmückt und zum Festgottesdienst mit Kirchenchor und Kräuterweihe bis auf den letzten Platz besetzt. Auch draußen wurden die Sitzgelegenheiten um die Wallfahrtskirche gerne angenommen. In seiner Begrüßung sagte Pater Christophorus ein besonderes Willkommen an Pfarrer Bonaventura Gerner, Kooperator der Seelsorgeeinheit Zell, und Pater Leonhard Lehmann, der gebürtig aus Unterharmersbach stammt.
»Ich bin um 5 Uhr aus Frankfurt losgefahren. Es war besonders schön, wieder in diese wunderbare Gegend zu kommen, die mir von meiner Tätigkeit vor langer Zeit noch vertraut ist«, sagte Pater Christophorus zu Beginn seiner Predigt. Es sei 27 Jahre her, dass er als Neupriester hier am Himmelfahrtstag die Festpredigt gehalten habe – daran könne er sich noch gut erinnern. Damals sei noch Helmut Kohl Bundeskanzler gewesen und Robert Zollitsch der Erzbischof von Freiburg. Um die Wallfahrtskirche seien 10 Beichtstühle draußen aufgestellt worden und die Kapuziner kamen von weither, um allen Pilgern das Sakrament der Beichte zu spenden. »Wahrscheinlich sündigen sie nicht mehr so viel – die Beichtstühle sind draußen weg«, sagte Pater Christophorus humorvoll zu den Wallfahrern.
Dann ging er auf die theologische Bedeutung des Festtags Maria Himmelfahrt ein. An Maria habe sich vollendet, was den Christen noch bevorsteht: Die Auffahrt in den Himmel am Ende des Lebens. »Maria ist ein Zeichen der Hoffnung – das ist die zentrale Aussage des Himmelfahrttages«, betonte Christophorus. An Maria können wir die Gewissheit ableiten, dass alle Sorgen und Nöte eines Lebens am Ende gut ausgehen werden. Dies betreffe auch die Veränderungen in der Kirche (Priestermangel, weniger Kirchenbesucher, weniger Gottesdienste). Es gebe keinen Grund, die Situation der Kirche und der Welt zu beklagen, führte er weiter aus. Wer den Kopf in den Sand stecke, werde mit den Zähnen knirschen. »Gejammert und geklagt wird genug«, kritisierte Pater Christophorus den Zeitgeist. Das heutige Fest sage aus, dass unsere eigene unvollendete Wirklichkeit in Gottes Vollendung aufgehoben ist. »Ob die Zahl der Beichtstühle um die Kirche herum zu- oder abnimmt, sagt nichts über die Zukunft der Kirche voraus«, machte Christophorus am Ende seiner Ausführungen deutlich.
Dass zu wenige Hostien für die Wallfahrer im Gottesdienst da waren, nahm Christophorus ebenfalls mit Humor. Vor 27 Jahren hätten die Beichtstühle nicht ausgereicht, heute hätten die Hostien nicht gereicht. Es sei auch ein Zeichen dafür, dass die Wallfahrer so zahlreich nach Zell zum Himmelfahrtstag gekommen seien. »Auf jeden Fall haben sie gültig an der Messfeier teilgenommen – wenn ich das kirchenrechtlich sagen darf«, meinte er zu den Besuchern, die keine Hostie mehr bekommen haben.
Anschließend segnete er die vielen Kräuterbüschel, die in großen Körben vor dem Altar standen oder von den Pilgern in den Händen gehalten wurden. Es gab Büschel in sehr kreativen Formen- und Farbzusammenstellungen zu sehen. Diese schöne Tradition wird von den meisten Besuchern am Himmelfahrtstag liebevoll gepflegt. Zu Hause werden die Büschel im Herrgottswinkel aufgehängt und bringen Segen über das Haus und seine Bewohner.
Der Festgottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Zeller Kirchenchor unter Leitung von Dirigent Wolfram Dreher. Zum Kyrie sangen die Sängerinnen und Sänger das harmonische »Gott sei uns gnädig« von Johann Sebastian Bach. Ebenfalls sehr gut gefallen haben den Kirchenbesuchern das »Ave Maria« von J. Arcadelt, das für gemischten Chor komponiert wurde und die Gabenbereitung im liturgischen Ablauf der Messfeier musikalisch umrahmt hat. Mit dem getragenen »Verleih uns Frieden« von Felix Mendelssohn wurden die Pilger musikalisch verabschiedet.
Dieter Benson spielte an der Orgel die feierliche Kirchenmusik zu den Liedern der Gemeinde und begleitete auch den Kirchenchor. Während der Kommunion der Gemeinde intonierte er das »Andante Mosso« von Vincenzo Antonio Petrani, einem italienischen Komponisten.
Für die schöne Kirchenmusik von der Orgelmusik bedankten sich die Wallfahrer am Ende der Feier mit langanhaltendem Applaus. Sie selber haben die Feier mit den bekannten Marienliedern gestaltet; dazu liegt das Liederbuch der Marienkirche »Maria zu den Ketten« eigens für die Wallfahrt aus.
Nach der kirchlichen Feier gab es im Klosterhof Gelegenheit zu einem Imbiss. Das Zusammentreffen der vielen Pilger aus Nah und Fern wurde wie jedes Jahr zu Gesprächen und Austausch genutzt. Auch ein Besuch im Zeller Städtle gehört für viele Pilger zu ihrem Programm am Himmelfahrtstag.