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Zell am Harmersbach | 25.06.2018

Auch Schmetterlinge brauchen Schutz:

»Jeder Einzelne von uns muss umdenken und etwas tun!«

BUND-Wanderausstellung macht vorletzten Halt in Zell

Foto:
Eberhard Müller (von links) und Angelika Kalmbach-Ruf vom BUND Mittleres Kinzigtal freuen sich über die Hilfe der Zeller Ausstellungs-Mitorganisatoren Maria Hättich (Stadtmarketing) und Heinz Scherzinger (Museumsfreunde). Foto: Inka Kleinke-Bialy
von Inka Kleinke-Bialy

Keinesfalls dürfe man einzig die Landwirtschaft dafür verantwortlich machen, dass der Bestand der Insekten in den letzten 30 Jahren auf ein klägliches Viertel geschrumpft ist. Dies betont Angelika Kalmbach-Ruf mit allem Nachdruck, wenn sie Erwachsene oder Schulklassen im Storchenturmmuseum durch die Wanderausstellung »Schmetterlinge brauchen unseren Schutz« führt.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Eberhard Müller (von links) und Angelika Kalmbach-Ruf vom BUND Mittleres Kinzigtal freuen sich über die Hilfe der Zeller Ausstellungs-Mitorganisatoren Maria Hättich (Stadtmarketing) und Heinz Scherzinger (Museumsfreunde).
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Das »Wunderding Schmetterling« fasziniert Kinder wie Erwachsene.
Wichtig für Schmetterlinge sind offene, also keinesfalls hoch gezüchtete, dicht gefüllte Blüten – andernfalls kommen sie nicht an den Nektar heran.

»Die Natur kann es zukünftig nicht mehr zum Nulltarif geben«, mahnt die Vorstandsfrau des Bund für Natur- und Umweltschutz (BUND) Mittleres Kinzigtal, »und zwar auf allen Ebenen.« Will heißen: Naturschutz kostet Geld und Mühe, und darum komme niemand herum, punktum.

Einer belastbaren Erhebung zufolge nehmen Deutschlands Parks und Hausgärten eine größere Fläche ein als alle 16 Nationalparks zusammengenommen. »Wenn wir von diesem Potenzial nur einen Teil für den Naturschutz bekommen würden, dann wären viele Insekten und damit auch Falter gerettet«, mahnt Angelika Kalmbach-Ruf energisch und schimpft über die Art, wie neue Hausgärten angelegt werden.

Pflegeleichte Gärten – der Schmetterlinge Tod

Möglichst wenig Arbeit sollen die ihren Besitzern machen. Pflegeleichte, doch für Insekten wertlose Pflanzen wie Pfeifenputzergras, Thuja-Hecken und Kirschlorbeer sind Trumpf. Auch Balkon-Geranien übrigens sind – im Unterschied zu den heimischen Wildgeranien – ökologisch wertlos. Mit Steinen versiegelte Flächen tun ihr Übriges, um kleinen Krabblern und Flatterern den Garaus zu machen. Denn die finden unter solchen Bedingungen weder Lebensraum noch Nahrung.

»Es sterben eigentlich nicht die Schmetterlinge«, stellt Kalmbach-Ruf klar, »es sterben die Raupen.« Sie geht zu einer Tafel mit der Abbildung eines orangefarbenen Distelfalters. Der heißt so, weil er eigentlich Disteln möchte und ausschließlich auf ihnen jene Eier ablegt, aus denen Raupen schlüpfen. Disteln aber passen in Gärten nicht zu unserem Schönheitsideal, sie gelten als Unkraut und werden ausgerissen. Zwar kann der Distelfalter dann auch mal auf einen Sommer­flieder ausweichen, um sich dort den Nektar zu holen. Die Raupe aber, aus der er sich entwickelt, die kann das nicht. Sie ist auf die Distel als spezielle Futterpflanze angewiesen. »Schmetterlinge sind nun mal Spezialisten«, so die Initiatorin der Wanderausstellung.

Spezielle Futterpflanzen

Ein weiteres Beispiel: der Pfeifenmantel. Der lebt am Waldrand und legt seine Eier an Wildveilchen. Die aber gibt es heutzutage kaum noch. Unter anderem, weil sie – wie andere für Schmetterlinge wichtige Pflanzen auch – vom unsäglich wuchernden Adlerfarn verdrängt werden. »Nicht mehr lange, dann ist der Pfeifenmantel ebenfalls ausgestorben«, fürchtet Kalmbach-Ruf.

Der Zipfelfalter wiederum benötigt Ulmen, ihm setzt das wohl durch einen Virus bedingte Ulmensterben gewaltig zu. Die BUND-Frau appelliert: »Wenn man für jede gestorbene Ulme nicht eine neue setzt, werden wir auch diesen Falter über kurz oder lang verlieren.«
Generell sei jedoch schon viel getan, erklärt sie, wenn in Gärten und Parks Zierpflanzen gesetzt werden, die Raupen als Futterpflanzen dienen. Denn ohne Raupen keine Schmetterlinge. Eine Bildertafel zeigt die »Insektenblumen« im Jahresverlauf – von Winterling und Honigkrokus über Mohn, Sonnenblumen, Margeriten und Malven hin zu Fetthenne und Winteraster, beispielsweise. Überaus wichtig dabei sind Sorten mit möglichst einfachen, also offenen Blüten. Bei den dichtgefüllten Zuchtsorten wie unter anderem bei Edel- und Pfingstrosen nämlich ist Insekten der Weg zum Nektar versperrt.

Auch Kräuter sind beliebte Insektenweiden, man nehme nur den Borretsch, Dost oder Oregano. Zudem plädiert Kalmbach-Ruf für eine Insektenweide in Form einer kleinen wilden Ecke in jedem Garten. »Jeder kann etwas tun«, hebt sie das Motto der Ausstellung hervor und ihr promovierter BUND-Kollege Eberhard Müller ist froh darum, dass einige Landwirte bereits Blühstreifen anlegen, »so eine Insekten- und Schmetterlingswiese sieht man in Richtung Oberharmersbach.«

Schönheitsideal wider die Bedürfnisse der Insektenwelt

Ebenso unentbehrlich wie Blumen sind jedoch Bäume für Schmetterlinge: Es gibt verschiedene Falter, die in Baum- oder Asthöhlen überwintern. »Sofern sie noch welche finden«, moniert Kalmbach-Ruf, schließlich widersprechen auch abgestorbene Äste dem Gärtnerideal.

Überdies könne eine Gemeinde, abgesehen von ihrer Vorbildfunktion in punkto Bepflanzung, in Bauverordnungen für Neubauten einiges einbringen. Um der fortschreitenden Bodenversiegelung einen Riegel vorzuschieben oder um für Pflanzenhecken anstelle von Mauern oder Holzwänden zu sorgen.

Ausstellung

Nach Schiltach, Haslach, Hausach und Wolfach und vor ihrer Schlussstation in Hornberg ist die Wanderausstellung »Schmetterlinge brauchen unseren Schutz« nun bis zum 28. Juni im Zeller Storchenturm zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, Freitag, Sonntag 14 bis 17 Uhr, Samstag, 23. Juni, 10 bis 12 Uhr. Schulklassen können die Ausstellung auch mit Führung auf Anmeldung während der Unterrichtszeit besuchen.

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Schlagworte:
Bund- für Umwelt- und Naturschutz, Storchenturm-Museum Zell am Harmersbach

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