Rund 30 Kunstfreunde folgten vergangenen Samstag der Einladung der Galerie Arthus zu einer Vernissage. Wer in den Raum eintrat, wurde überrascht und eingenommen von einer Vielzahl groß- und kleinformatiger Bilder, die auffallend leuchtende Farben versprühen oder mit dem Gegensatz von Licht und Dunkel spielen.
Der großgewachsene stämmige Künstler war persönlich anwesend und beantwortete gerne Fragen von neugierigen Besuchern. Er mache selten ein Bild in einem Zug fertig. Meist arbeite er parallel an mehreren Werken. Der Prozess bis zum Endresultat könne sich beispielsweise acht Wochen hinziehen.
Der Künstler hat sich der sog. Rakeltechnik verschrieben. Sie erlaubt ihm ein anhaltendes Gespräch mit den eigenen Gefühlen. Dabei werden auf dem Bild immer wieder neue Farbstrukturen freigelegt. Es kann lange gehen, bis ein Bild die Empfindungen des Künstlers stimmig wiedergibt.
Bei der angewandten Technik werden zunächst mit einer breiten Gummi- oder Kunststoffspachtel verschiedene Farbschichten auf eine Leinwand aufgetragen und auch übereinander gelegt. Rack verwendet dazu die dickflüssige Ölfarbe, die langsam trocknet und im Prozess ein Verwischen erlaubt. Ist die Farbe getrocknet, werden mit einem Messer darunterliegende Farbschichten teilweise freigelegt. Die reliefartigen Vertiefungen erhöhen die Wirkung von Farben und Strukturen.
Nachdem den Besuchern genügend Zeit für die eigene Betrachtung gegeben war, verriet Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring, was ihn an Raphael Racks Bildern fasziniert. Die Verbindung von Kraft und Eigensinn spreche ihn besonders an. Er verzichte darauf, etwas abzumalen, sondern gestalte ein inneres Bild, seine eigene Vision. Mit ihr setze er sich leidenschaftlich auseinander, fertige die Arbeit nicht ab. Er gebe seinen Arbeiten keinen Namen, um den Betrachter nicht festzulegen. Der sei gefordert, dem Bild einen für ihn stimmigen Titel anzuheften.
Der Kunstexperte erinnerte an Karl-Otto Goetz, der nach dem Krieg die Rakeltechnik begründete. Dessen Schüler Gerhard Richter zähle heute zu einem der bekanntesten lebenden Künstler. Die abstrakte Kunst lasse die Gegenständlichkeit hinter sich, um sich ganz dem Spiel der Farben zu widmen. In dieser Schule stehe Raphael Rack. Aus seinen Bildern spreche eine tiefe Freude, aber auch die Offenheit für das Dunkle.
Galerist Bertin Gentges verriet, dass Raphael Rack zuerst in der Musikbranche tätig war, bevor er in Offenbach Kunst studiert habe. Vor drei Jahren sei er auf ihn aufmerksam geworden. Da er sein Atelier in der Burg von Friedberg habe und der Kunsthistoriker der Galerie Arthus aus derselben Stadt komme, sei der Kontakt nahegelegen.
Es scheint, dass das Faible für Musik in den Bildern von Raphael Rack nachschwingt. Nicht zufällig animierte eine großflächige Arbeit den Interpreten, eine Melodie anzustimmen. »Suchen Sie in sich den Ton, den ein Bild in Ihnen auslöst und verlieben Sie sich in einen möglichen Weggefährten«, empfahl abschließend der Kunstkenner den Betrachtern. Die Bilder von Raphael Rack sind noch bis 14. Juli zu sehen.





