»Statistisch gesehen hatten wir im letzten Jahr alle 3,9 Tage einen Einsatz«, berichtete Florian Lehmann als Gesamt-Kommandant der Zeller Feuerwehr auf deren Mitgliederversammlung. Mit insgesamt 93 im Vergleich zu 76 respektive 54 Einsätzen in den beiden Vorjahren hat sich der seit 2014 auch landesweit bestehende Anstiegstrend »in enormem Ausmaß« fortgesetzt.
In der stimmungsvollen Atmosphäre des »Bräukeller«-Gewölbes lauschten am vergangenen Freitagabend rund 80 Feuerwehr-Mitglieder dem Jahresrückblick ihres Kommandanten. Mit Nachdruck wandte sich Florian Lehmann gegen die Verteufelung der Installierungspflicht für Brandmeldeanlagen und der damit verbundenen Zahl steigender Feuerwehreinsätze. Die seien schließlich berechtigt, »und genau das ist der Sinn dieser von uns ganz bewusst geforderten Anlagen.« Acht aus lebensbedrohlichen Lagen gerettete Menschenleben sind das Fazit, für zwei Menschen jedoch kam jede Hilfe zu spät.
»Das muss man sich mal vor Augen halten, was die Feuerwehr alles leistet«, würdigte Zells Bürgermeister Günter Pfundstein in seiner Dankesrede die enorme Einsatzbereitschaft der Wehr mit ihren einzelnen Abteilungen. Diese schlug sich in 1.834 geleisteten Arbeitsstunden nieder – im Vergleich zu 1.501 Stunden im Vorjahr.
»Kein Tropfen Wasser im Haus«
49 Einsätze galten der Brandbekämpfung, wobei es 21 Kleinbrände, fünf Mittel- und drei Großbrände unter Kontrolle zu bringen galt. Von 20 Fehlalarmen waren 16 durch Brandmeldeanlagen ausgelöst worden. Wassereinsätze gab es kaum – umso mehr freute sich Kommandant Lehmann, dass es bei einem Dachstuhlbrand gelungen war, jeglichen Wasserschaden zu vermeiden: »Es macht Spaß, mit Euch zu arbeiten, da war kein Tropfen Wasser im Haus.«
Bei weiteren 40 Einsätzen wurde technische Hilfe und fünf Mal Sicherheitswachdienst geleistet. 25 der insgesamt 93 Einsätze stellten Überlandhilfe in Nachbargemeinden dar. »Es kann uns immer alles erwarten bei der Feuerwehr«, vermittelte Oberbrandmeister Torsten Wiucha in Bildern einen Eindruck dessen, was es im vergangenen Jahr bei den Einsätzen zu stemmen galt.
Ausbildung das A und O
»Wir sind auf einem sehr guten Ausbildungsstand«, betonte sein Kollege Philipp Schilli die hohe Ausführungsqualität und nannte als Beispiel unter anderem die Wärmebildkamera, mit der die Zeller Feuerwehr im vergangenen Jahr ausgestattet wurde: »Mit dem Gerät alleine war es nicht getan, wir mussten daran ausgebildet werden.« Lediglich in Bezug auf die Zahl der Atemschutzträger, von denen ein jeder ganze 38 Kilo Gepäck zu tragen hat, meinte er: »Es könnten etwas mehr als die derzeitigen 36 sein.«
Eine wertvolle Zusatzausbildung konnte an der ehemaligen Musikschule vor deren Abriss erfolgen. Für Möglichkeiten dieser Art dankte Kommandant Lehmann dem Stadtoberhaupt, »wir haben hier viele wichtige Erkenntnisse gewonnen.«
Beide wiederum würdigten die Unterstützung durch die Arbeitgeber. Die Ad-hoc-Freistellung für Einsätze stellt die erforderliche Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrkameraden sicher und spart der Feuerwehr wie auch der Stadt »ganz erhebliche Kosten«. Ebenso unverzichtbar das Verständnis der Partner und Familien der Feuerwehrleute, schließlich bedeutet der stets völlig unvorhergesehene Einsatz für die Beteiligten eine Belastung.
Die 1863 gegründete Freiwillige Feuerwehr Zell am Harmersbach zählt in den Einsatzabteilungen 87 Mitglieder, in den Altersabteilungen 24 Mitglieder. »Wir sind eine relativ junge Truppe«, betonte Florian Lehmann mit Blick auf die Altersstruktur. Dennoch habe man 15 Mitglieder im Alter von über 50 Jahren, die kraft Feuerwehrgesetz in den nächsten Jahren zu ersetzen seien. Zumal sich aufgrund steigender Belastung der Trend entwickelt habe, »dass immer mehr mit 60 statt mit 65 Jahren aufhören.« Auch wenn dadurch viel Erfahrung verloren ginge, wie der Kommandant bedauerte.
Intensive Nachwuchsarbeit
Stolze 57 Mitglieder umfasst die Kinder- und Jugendfeuerwehr. 18 Kinder konnten seit dem Jahr 2014 von der Kinder- in die Jugendfeuerwehr übergeben werden. In 2018 werden weitere vier Kinder hinzukommen: Der Wechsel in die Jugendabteilung erfolgt, sobald die Kinder 10 Jahre alt geworden sind. Die Sechs- bis Siebenjährigen haben einmal monatlich Probe, die Acht- bis Neunjährigen alle vierzehn Tage.
»Ganz großes Lob an Euch« wandte sich Kommandant Lehmann an die verantwortlichen Ausbilder und erinnerte zudem an den mit einer Spende von 1.000 Euro dotierten JUKU-Förderpreis, den die Kinderfeuerwehr im vergangenen November gegen große Konkurrenz gewonnen hat. So groß sei die Freude der Kinder gewesen, dass er diesen Nachmittag nie vergessen werde. Gleichzeitig bat er die Versammelten um weiteres Nachwuchswerben.
Der Jahresbericht der Gesamt-Jugendfeuerwehr zeigte, dass von insgesamt 13 neuen Mitgliedern alleine elf aus der Kinderfeuerwehr stammten. Zu 24 planmäßigen Veranstaltungen traf sich die Jugendfeuerwehr. Etwa 92 Stunden feuerwehrtechnische Übungsstunden beziehungsweise 70 Stunden allgemeine Jugendarbeit wurden abgehalten, der durchschnittliche Probenbesuch lag bei circa 75 Prozent.
Neues Fahrzeug
Nach der offiziellen Vorstellung neuer Mitglieder gab Florian Lehmann einen Überblick über die für 2018 geplanten Neuanschaffungen, zu denen ein neues Feuerwehrfahrzeug gehöre und für das die Stadt dankenswerterweise 420.000 Euro in die Hand nehme. Sein besonderer Dank galt überdies seinen Stellvertretern Daniel Erdrich und Philipp Schilli sowie den Abteilungskommandanten
für eine gute und konstruktive Zusammenarbeit, den Mitgliedern des Feuerwehrausschusses sowie den Gerätewarten.