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Zell am Harmersbach | 12.02.2018

Die Zeller Fasend – ein närrisches Märchen

Das Motto »Kobold, Elfen, Drachengestalt, das findest du im Zeller Märchenwald« bot viel Raum für phantasievolle Kostüme

Foto:
Mit einem donnernden »Hoorig isch die Katz’« kam der Narrenrat vor dem Rathaus an. Foto: Hanspeter Schwendemann
von Susanne Vollrath

Immer 49 Tage vor dem ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang verwandelt sich die Zeller Hauptstraße in eine bunte Feiermeile. Die Narren konnten sich also bereits gestern über den großen Fasendsumzug freuen und säumten trotz mittelmäßigem Wetter in großer Zahl den Weg.

Foto: Hanspeter Schwendemann
Zeitungsbändele sind selten. Beim Umzug am Sonntag war mindestens eins dabei, natürlich hergestellt aus alten Ausgaben der »Schwarzwälder Post«.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Berthold Damm (links) und Manfred Lehmann (rechts) führten wieder kompetent durchs Programm. Letzterer trat passend zum Motto als »Märchentante« in Erscheinung.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Die Stadtkapelle begleitete den Narrenrat, angeführt von ihrem Dirigenten und Vizezunftmeister Stefan Polap.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Fahrbarer Untersatz mit 9-KS (Kobold-Stärken). Die »Insel« war zwar grün im Gesicht, auf den Fahrstil war es ­jedoch nicht zurückzuführen.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Fasend als Familientradition: Die Insulaner Familie Schmid war mit drei Generationen unterwegs.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Leider gibt es immer weniger Kinderwägen beim Umzug. Nicht zuletzt das »Dörfle« hält den Brauch am Leben und hatte seine Kleinen zu Superhelden gemacht.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Kein Problem mit dem Motto gab's diesmal für die Eckwaldhexen.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Sie brachten Winterzauber ins nasskalte Grau in Grau: die Lohgass mit ihrem Winterwald.
Foto: Hanspeter Schwendemann
In klassischer Zwergenmontur waren die Klein-Pariser unterwegs. Ihr Motto: Schneewittchen aus dem Zwergenwald.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Rote Haare, gelber Pulli, grüne Hose: Die Neuhauser waren als Pumuckl da. Natürlich war auch Meister Eder mit dabei.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Haremsdamen, Schlangenbeschwörer und Co. brachten orientalisches Flair auf die Hauptstraße, als das Märchen von 1001 Bruchlern an der Reihe war.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Zu flotten Disco-Klängen tanzten sich die drolligen Städtle-Drolle durch die Stadt.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Zwei Schuss, ein Treffer. Bürgermeister Pfundstein beim Sommermärchen der Dörfle-Fußballelfen.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Auch Superhelden müssen ihre Superkräfte erst noch entwickeln. Solange passt die Superhelden-Mama auf, dass nichts passiert.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Der Hutmacher ist eine der Hauptfiguren bei »Alice im Wunderland«. Folgerichtig erkoren die Entersbacher den Zylinder zum Blickfang auf ihrem Wagen.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Die Entersbacher orientierten sich bei ihrem Motto »Alice im Wunderland« an Kostümbild und Maske aus Tim Burtons Verfilmung. Großes Kino!
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Mit einem donnernden »Hoorig isch die Katz’« kam der Narrenrat vor dem Rathaus an.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Krach, bei dem man einfach mitgrooved: die Basler Grachsymphoniker sind seit mehr als zehn Jahren am Fasendsonntag in Zell zu Gast.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann

Die Dramaturgie ist gesetzt: Begleitet von Musik trifft der Narrenrat um 14 Uhr auf dem Kanzleiplatz ein. Der Zunftmeister spricht die traditionellen Worte, die Storchenturmglocken läuten. Es öffnet sich das Narrengrab, »hoorig, hoorig« schallt es aus den Kehlen. Zum Zeller Narrenmarsch erobern die Narrenfiguren die Stadt. Die Bändele- und Welschkorn-Narros knallen mit ihren Saubloodere, die Karten- und Schneckenhüsli-Narros klappern mit ihren Scheren. Glückselige Fasend in Zell am Harmersbach! Die Narro-Erweckung ist gelungen, der Umzug kann beginnen.

Ein ganzer Bus französischer Freunde

Besonders freuen konnte sich die Narrenzunft über Gäste aus Baumes-les-Dames. Gleich ein ganzer Bus voller Liebhaber des närrischen Treibens hatte am Sonntag den Weg in die badische ­Partnergemeinde gefunden und feierte vor dem Rathaus mit.
Die Moderatoren Berthold Damm und Manfred Lehmann nutzten die Gelegenheit bis der Zug von der Lindenbrücke am Rathaus angekommen war, um den Besuchern mehr über die traditionellen Gestalten der Zeller Fasend zu berichten. Die Bändele seien früher aus Abfallpapier aus der Papierfabrik zwischen Zell und Biberach gemacht worden, war da zu erfahren, genauso wie die Tatsache, dass für ein Schneckenhüsli-Gewand ungefähr 2.500 Schneckenhäuser gebraucht werden. Der Kartennarro sei annodazumal aus abgelegten Spielkarten gefertigt und der Welschkornnarro sei eigentlich lediglich die Vertretung für den ursprünglichen Schilfnarro. Als für
die Fertigung dieser Gewänder das Material ausging, wurde auf Welschkorn umgestellt.

Süßer Superhelden-Wichtel-Aufmarsch

Den Anfang machten wie immer die traditionellen Zeller Narrengestalten. Den Rekord vom letzten Jahr konnten sie in der Anzahl zwar nicht erreichen, dafür waren scheinbar diesmal besonders viele Bändele-Kinder mit dabei. An der Spitze des Kinderumzugs, der 2018 unter dem Motto »Superhelden und Alice außer Rand und Band, Kinderfasend im Wunderland« stand, zog die »Insel« als Wichtel in Koboldgestalt beerenfarbig, grün und blau durch die Stadt. Das »Dörfle« feierte das Kinder-Fasendsmärchen mit Superhelden und hatte ganz märchenhaft auf ihrem Wagen den Storchenturm mit Meister Adebars Storchennest mitgebracht.

Märchenstunde à la Fasend

Das diesjährige Erwachsenenmotto »Kobold, Elfen, Drachengestalt, das findest du im Zeller Märchenwald« inspirierte die Gemeinschaften zu tollen Wägen und phantasievollen Kostümen. Mit den Bruchlern und den 40 Räubern zog orientalisches Flair durch Zell. Die Moderatoren begrüßten mit einem Mundart-Kalauer »alli Babas und alli Mamas«. Die Bruchler hatten natürlich auch an das Nötigste gedacht. In Form der rollenden »Bruch-Oase« hatten sie das rettende Nass in hochprozentiger Ausführung immer dabei.
Grinsekatzen, Herzköniginnen und Hutmacher schlossen sich an. Die Entersbacher entführten die Zuschauer in Tim Burtons Welt von »Alice im Wunderland« – ein groteskes Fantasy-Märchen, das die Entersbacher mit viel Liebe zum Detail und toll geschminkten Gesichtern auf die Straße brachten. »Dance, Dance, Dance« hieß es, als die Städtle-Trolle mit blauen Haaren und grünen Frasen unter dem Motto »Drollige Drolle drehen durch« die Hauptstraße eroberten. Mit dabei: ein Glücksrad, an dem auch Bürgermeister Pfundstein sein Schicksal auf die Probe stellte und sogleich mit einem Narrentrank belohnt wurde. Auf die Hombacher Musik folgten jede Menge Pumuckl und ­Pumuckelinen aus Neuhausen. Die Klabautermänner und Klabauterfrauen waren an ihren roten Haaren, gelben Shirts und grünen Hosen unschwer zu erkennen und die Nachwuchspumuckelchen rollten im Laufstall mit. Die Klein-Pariser hatten sich »Schneewittchen aus dem Zwergenwald« als Motto ­ausgesucht und so mancher Zuschauer durfte ein Bad im Schneewittchen-Konfetti-Glassarg nehmen. Mit mehr als 100 Zwergen und Schneewittchen war die Gemeinschaft groß vertreten.

Sommer- und Wintermärchen

Das Dörfle hatte den Kinderwagen mit den Super­helden dem Umzug vorausgestellt. Bei den Großen liefen der »FC Traktor und die ­Fußball-Elfen« auf und feierten nochmals das Sommermärchen von 2006. Nur gut, dass Bürgermeister Pfundstein damals nicht mitgespielt hat: An der mitgeführten Torwand klappte es mit dem Treffer erst beim zweiten Mal!

Nach dem Sommer kommt der Winter – das ist ein Naturgesetz, dass auch die Fasend nicht außer Kraft setzt. Oder war es nur Zufall, dass die Lohgass völlig unverfroren mit dem Märchen von der Eiskönigin und den Wächtern des Zeller-Fasend-Märchenwalds auf das Sommermärchen folgte? Sicher ist, dass der Flockenschaum aus der Schneekanone im nasskalten Grau für winterliche Akzente sorgte, auch wenn die erzeugte Schnee­decke letztendlich nicht einmal ansatzweise dazu ausreichte, den mitgeführten Schlitten zum Gleiten zu bringen.

Zum elften Mal waren zudem die Basler Grachsym­phoniker mit dabei, die mit riesigen Mozart-Köpfen vor, während und nach dem Umzug für gewohnt gute Stimmung im Zentrum sorgten. Der Zug der Eckwaldhexen markierte den Abschluss der ersten Runde, auf die die zweite folgte. Danach nahm der Remmidemmi seinen Lauf.

Wer aufgrund der unsicheren Wetterlage am Sonntag lieber zu Hause geblieben war, kann den Umzug am Dienstag noch einmal erleben. Der Wetterbericht verspricht an diesem Tag kaltes, ruhiges Winterwetter mit einem Regenrisiko von null Prozent.

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Schlagworte:
Fasend 2018, Fasend|Fasent|Narretei ..., Narrenzunft Zell am Harmersbach

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