Rund 70 Personen besuchten am Mittwochabend das letzte Konzert in der Reihe der »Zeller Sommermusik«. Heike Thoma an der Quer- und Piccoloflöte und Dieter Benson an der Orgel hatten einen Bezug zum Reformationsjubiläum angekündigt.
Eingelöst haben sie dieses Versprechen u. a. mit einer »Fantaesie« von Denis Bédard (*1950) über das bekannte Lutherlied »Eine fest Burg ist unser Gott«. In den verfremdenden Variationen blitzte die vertraute Melodie immer wieder auf. Die Bearbeitung riskierte mit Elementen des Jazz einen Spagat von der Renaissance in die Moderne. Das Anliegen der Reformation wurde musikalisch keineswegs ad acta gelegt, sondern kam am Ende mit großem Pathos daher.
Heike Thoma zitierte zwischen den Stücken immer wieder Martin Luther mit seiner auffallenden Wertschätzung der Musik: »Ich halte gänzlich dafür, dass nach der Theologie keine Kunst ist, die mit der Musica kann verglichen werden. Denn sie allein tut nach der Theologie das, was sonst die Theologie allein tut: Sie schafft nämlich einen fröhlichen Mut zum klaren Beweis, dass der Teufel – der der Vater der Traurigkeit ist – vor der Stimme der Musik fast ebenso flieht wie vor dem Wort der Theologie.«
Dem Beispiel des Komponisten Denis Bédard folgend stellte Dieter Benson erstmals seine Variationen zum Chorsatz »Die beste Zeit im Jahr ist mein« von Melchior Vulpius (1570 – 1615) vor. Benson hat dazu die Noten nicht nur für die Orgel, sondern auch für die Flöte geschrieben. Im Vorspiel klingt unverkennbar das vom Stil der Renaissance geprägte Thema an. Im Allegro zeigten beide Künstler ihre virtuose Fertigkeit. Im Cantabile spielt die Moderne mit der früheren Epoche. Das Vivace wird mit energischen Stakkato und schnellen Läufen serviert. Im Abschluss entlockt Benson der »Königin der Instrumente« geradezu sphärische Klänge. Die nicht als solche angekündigte Uraufführung ist gelungen. Die musikalische Schöpfung wird hoffentlich noch öfter zu hören sein.
Bei der Zusammenstellung des Programms fiel die musikalische Verschränkung von Historie und Moderne auf. Als Gewährsmann für die Gegenwart steht der Komponist Hans-André Stamm (*1958). Seine Titel wurden gleich vier Mal eingefügt: Echoes of Joy, Rêverie, Sicilienne und Toccata alla Salsa. Den Vorrang nimmt dabei die Querflöte bzw. das Piccolo ein. Heike Thoma zeigte mit ihrer filigranen Technik, dass sie dem Instrument mit »Leib und Seele« verbunden ist. Sowohl die temperamentvollen wie die anmutigen Passagen wurden mit derselben Hingabe dargeboten.
Am Schluss dankte Joachim Groß, Mitglied des ev. Kirchengemeinderats, der Künstlerin und dem Künstler, die bereits ein Jahrzehnt immer wieder zusammen auftreten. Mit dem anspruchsvollen Konzert fand die diesjährige »Zeller Sommermusik« ihren Abschluss. Nach der Sommermusik sei vor der Sommermusik, stellte Groß fest und verband damit die Gewissheit fest, dass die ev. Kirchengemeinde mit Unterstützung der Stadt auch im kommenden Jahr diesen geschätzten Beitrag zur Kultur in Zell leisten werde.