Am Sonntagabend füllte eine achtköpfige Entsendung des »Ural Kosaken-Chors« die Nordracher Pfarrkirche St. Ulrich mit ihren imposanten Stimmen.
In schwarzen »Kosakenstiefeln« nahmen die Männer Aufstellung, um mit dem Verklingen des letzten der acht abendlichen Glockenschläge durch den Mittelgang zu marschieren und vor dem Altar Aufstellung zu nehmen.
»Wir werden für Sie vor allem sakrale Lieder der russisch-orthodoxen Kirche sowie russische und ukrainische Volksweisen singen«, begrüßte der aus der Ukraine stammende Dirigent Vladimir Kozlovskyy das Publikum mit weichem Akzent – nicht ohne zuvor seine Muttersprache zu Gehör gebracht zu haben.
2008 hat der Musiker die Leitung des Chors übernommen, der 1924 in Paris von zarentreuen Kosaken gegründet wurde, die nach der russischen Revolution von 1917 emigriert waren. Seither hat der Chor eine wechselvolle Geschichte durchlebt, in deren Zuge er mehrere Male über einige Jahre hinweg sein Tun einstellte, um schließlich doch wieder zu neuem Leben erweckt zu werden.
Solisten reisen aus der Ukraine und Russland an
Heutzutage besteht er aus insgesamt zwölf Männern im Alter von 30 bis 60 Jahren. »Im Sommer sind wir aber immer in kleinerer Besetzung unterwegs«, erklärt Kozlovskyy auf eine entsprechende Nachfrage. Er wohnt in Deutschland, seine als Solisten ausgebildeten Sangeskollegen jedoch reisen stets aus der Ukraine und aus Russland an, um anlässlich eines Tourneeblocks zusammenzukommen.
Tenor, Bariton sowie den ersten, zweiten und dritten Bass decken ihre Stimmen ab, die den Nordracher Konzertabend a capella mit sakralen Liedern wie »Tröste dich, Gläubiger« begannen. Geistliche Stücke von Komponisten aus dem 18. und 19 Jahrhundert (wie der Abendreigen von Carl Ludwig Albert Banck oder »Ich bete an die Macht der Liebe« von Dmitri Bortnjanski) waren ebenso vertreten wie die »Zarenhymne« als Teil eines Gottesdienstes. Tief beeindruckend schließlich »Mönchgebet«, ein mystisch wirkendes Lied aus dem 14. Jahrhundert.
Nach etwa 20 Minuten löste sich der erste Solist aus dem Chor. Bald auch wechselten sich fröhliche mit melancholischen Weisen ab, von den Klängen eines Akkordeons begleitet sowie von einer Sopran-Balalaika, die Chorleiter Kozlovskyy virtuos spielte.
Mitreißende Darbietung voller Lebensfreude
Zum Ende hin kam Stimmung in der Kirche auf. Es war Schluss mit jeglicher Wehmut, da forderten die Ural Kosaken das Publikum zum Mitklatschen auf – bei Liedern, die überschäumende Lebensfreude zelebrierten. Mit »standing ovations« bedankten sich die Zuhörer bei den Sängern für das breitgefächerte Repertoire. Ihre Zugaberufe wurden mit dem Klassiker »Kalinka« belohnt sowie mit »Guten Abend, gut’ Nacht« – dem Wiegenlied von Brahms, bei dem sich der Chor vom Publikum begleiten ließ. »Vielen Dank und Gott schütze Sie«, verabschiedete sich eine Dame mit Händedruck von Kozlovskyy, so wie auch einige andere der 34 Zuhörer sich persönlich bei dem Chorleiter für den Abend bedankten.