25 Mitglieder des Vereins »Keramikfreunde Schweiz« besuchten am 22. und 23. Juni die Stadt Zell.


Johann Schreiber ist gebürtiger Zeller, Keramikmeister, in der Schweiz ansässig und hat den Besuch in seine Heimatstadt angeregt. Das gemeinsame Interesse an diesen Tagen galt der keramischen Geschichte der Stadt Zell und der industriellen Herstellung in der Zeller Keramikmanufaktur sowie dem Keramikhandwerk der sechs Hafnerdynastien Schreiber. Die Gruppe besuchte den Rundofen und das Storchenturm-Museum.
Die Gründung der Zeller Keramik (1794) und die Gründung der Stadthafnerei (1795) durch Hafnermeister Ferdinand Schreiber liegen nahezu zeitgleich. Johann Schreiber ist ein Nachfahre von Ferdinand Schreiber. Er leitet die Fa. »Schreiber Keramik« in der Nord-Ost-Schweiz, die für individuelle Gestaltung von Ofenkacheln und Baukeramik steht. Ein ausführlicher Geschichtsbericht, der über die interessante Familiengeschichte der »Schreiber Keramik« informiert, wurde am Mittwoch in der »Schwarzwälder Post« veröffentlicht.
Die Stadt Zell ermöglichte es der Familie Schreiber zum Besuchstermin der Keramikfreunde eine Ausstellung mit einem Rückblick auf 222 Jahre keramische Familientradition unter dem Titel »Schreiber Keramik – gestaltendes Handwerk seit sechs Generationen« zu präsentieren. Museumsleiter Heinz Scherzinger begrüßte die Gäste im Foyer des Storchenturms. Bürgermeister Günter Pfundstein wandte sich ebenfalls mit herzlichen Worten an die Besucher: »Es ist eine besondere Ehre, Keramikfreunde aus der Schweiz hier bei uns begrüßen zu dürfen. Sie haben das gemeinsame Interesse an der Keramik, der Kunst und dem Handwerk. Ich verspreche Ihnen: Sie sind hier genau an der richtigen Stelle in Zell am Harmersbach!«
Eine Hochburg des Keramikhandwerks
Zell sei eine Hochburg des Keramikhandwerks, sagte Pfundstein. Die Zeller Keramik sei ortsbildprägend und einige Straßennamen stünden in Verbindung mit der Zeller Keramik, zum Beispiel die Straße »Im Bruch«, in deren Untergrund eine Menge Keramikbruch verschüttet wurde. Ursprünglich habe es in Zell fünf Rundöfen gegeben, führte Pfundstein weiter aus. Ein Ofen ist als Industriedenkmal erhalten geblieben. Das Gebäude des Ofens solle wieder mit Leben gefüllt werden, erklärte Pfundstein. »Hier wird die Stadt 2,5 bis 3 Millionen Euro investieren. Ein Architektenwettbewerb hat bereits stattgefunden, jetzt steht die Detailplanung an«, informierte er die Gäste. Von der Zeller Keramik wünsche er sich, dass sie auch an diesem Standort investiere – dazu laufen zurzeit Gespräche. »In ein bis zwei Jahren wird es hoffentlich fertig sein. Wenn Sie dann wiederkommen, können Sie das Ergebnis sehen«, wagte Pfundstein eine Aussage zu dem zeitlichen Rahmen des Vorhabens.
Abschließend wandte er sich an Johann Schreiber persönlich: »Ein echter Zeller bleibt ein Zeller, auch wenn Sie in die Schweiz gehen. Vielleicht sind Sie jetzt ein Schweiz-Zeller?«
Johann Schreiber bedankte sich in seiner Rede für die Möglichkeit zur Sonderausstellung »Schreiber-Keramik«. Er überreichte Günter Pfundstein als Gastgeschenk eine Keramikdose mit 222 Euro Inhalt, ein symbolischer Inhalt für die 222-jährige Tradition im Keramikhandwerk der Familie Schreiber. Dr. Christian Hörack, der Präsident der Keramikfreunde Schweiz, informierte in einer kurzen Rede über den Verein der Keramikfreunde.
Günter Pfundstein bedankte sich für das Gastgeschenk; das Geld werde er für die Sanierung des Rundofens verwenden, versicherte er. »Ich möchte den Kontakt zu Ihnen beibehalten. Wenn es zum Museumskonzept des Rundofens kommt, kann ich auf Ihr Fachwissen zurückgreifen. Wir profitieren beide voneinander.«
Danach gab es bei einem Sektempfang die Gelegenheit zu weiteren Gesprächen. Abschließend führte Johann Schreiber durch die Ausstellung und erklärte die Exponate der »Schreiber-Keramik« und ihre Bedeutung für das Hafnerhandwerk. Die Ausstellung dauert bis Sonntag, 30. Juli, und kann zu den Öffnungszeiten des Storchenturm-Museums besichtigt werden.